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Das Werk Max Webers: Methodologie und Sozialwissenschaften

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Soziologische Theorie und Empirie
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Zusammenfassung

In früheren Jahrzehnten entstanden, wurde das Werk Max Webers erst öffentlich sichtbar, als postum „Wirtschaft und Gesellschaft“neben den verschiedenen Aufsatzsammlungen im Druck erschien. Seither gibt es eine Weber-Interpretation, die inzwischen ihre eigene Geschichte hat. Die Beschäftigung mit seinem Werk begann sogleich in Deutschland, fand dann im Ausland (mit Benedetto Croce, Raymond Aron, Hisako Otsuka, Theodore Abel, Frank H. Knight u. a.) erste Vermittler, wurde durch die deutsche Emigration (v. a. Hans H. Gerth, Albert Salomon, Reinhard Bendix) gefördert, ging mit Talcott Parsons ins Repertoire der amerikanischen Soziologie ein, wanderte mit dieser um die Welt und steigerte sich noch zu der bekannten Weber-Renaissance des letzten Jahrzehnts. Der äußere Erfolg des Werks ist so überwältigend, daß Lawrence A. Scaff jüngst kurzerhand feststellte: „Whoever controls the interpretation of Weber, can entertain hopes of also governing scientific activity1.“

Dies ist die etwas ergänzte Fassung eines Vortrages, den ich am 23. Mai 1985 an der Universität Trient zum Beginn der Konferenzreihe über „Max Weber und die Sozialwissenschaften seiner Zeit“gehalten habe, die vom dortigen Dipartimento di Teoria, Storia e Ricerca Sociale in Verbindung mit dem Istituto Storico Italo-Germanico di Trento veranstaltet wurde. Ich danke dem Initiator, Herrn Prof. Dr. Pierangelo Schiera, für die freundliche Genehmigung, den deutschen Text zu veröffendichen, bevor alle Vorträge in einem Band in italienischer Sprache erscheinen.

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Anmerkungen

  1. Lawrence A. Scaff, Weber before Weberian sociology, in: The British Journal of Sociology, Bd. XXXV, Nr. 2, 1984, S. 191.

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  2. Meine damalige Fragestellung („Das Werk Max Webers“, KZfSS, 27. Jg., 1975; veränderte Fassung: „The problem of thematic unity in the works of Max Weber“in: The British Journal of Sociology, Bd. XXXI) ging von der Annahme aus, daß „Wirtschaft und Gesellschaft“uns nur in den Bruchstücken des Fragments vorliegt, deren Einheit nicht mehr zu rekonstruieren sei. Deshalb zielte meine Frage damals auf die thematische Einheit des Weberschen Werkes. Inzwischen haben weitere Studien, in denen ich teils nochmal meinem alten Interesse an dem anthropologischen Einschlag in der „Wissenschaftslehre“nachging, teils die Entwicklung Webers aus den damaligen Sachlagen der einschlägigen Wissenschaften rekonstruierte, mich davon überzeugt, daß wir Sinn und Anlage von „Wirtschaft und Gesellschaft“im Umriß zuverlässig erfassen können. Die Frage nach der Einheit des Weberschen Werks springt also hier von der Ebene des Themas auf die Ebene des „Sinns“: was wollte und sollte diese Soziologie leisten? Im übrigen kann meine Antwort hier nur knapp umrissen werden und wird in einer späteren, ausführlichen Durchführung manche Lücken ausfüllen und manche Zuspitzungen glätten. Mir schien es aber bei einem so wichtigen Gegenstand Pflicht zu sein, die eigenen Schlüsse dem Fach baldigst mitzuteilen, auch auf die Gefahr hin, daß die Diskussion sich gelegentlich an Schwächen und Beiläufigkeiten verliert, anstatt die Frage aufzunehmen und durch eigene Arbeit weiterzutreiben — so wie ich es schon bei füheren Arbeiten erlebt habe.

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  3. Zu diesen zählen nicht nur meine verschiedenen Arbeiten über Max Weber, sondem auch meine sonstigen Studien zur Geschichte der Sozialwissenschaften.

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  4. Obschon Weber auch mit dem Ausdruck „verstehende Soziologie“in „Wirtschaft und Gesellschaft“sparsam umging (er findet sich nur an 4 Stellen), ist es gut möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich, daß er den Ausdruck „Wirklichkeitswissenschaft“schließlich fallen ließ. Zwei Gründe sprechen dafür. Schon in der „Wissenschaftslehre“wird der Begriff bei seiner letztmaligen Verwendung mit der Qualifikation vom „einzig berechtigten Sinn“(237) und dem Hinweis auf „die populäre Deutung dieses Ausdrucks“als „voraussetzungslose ‚Beschreibung‘“(237 Anm. 2) versehen. Das konnte für Weber Grund genug sein, den Begriff fallen zu lassen. Hinzu kommt, daß Weber zweifellos am Konzept der Wirklichkeitswissenschaft später einige Korrekturen vorgenommen hat. Seit etwa 1908 erhalten die „Regelmäßigkeiten“eine verstärkte Bedeutung ganz einfach deshalb, weil Weber nun von der allgemeinen Verteidigung der Kulturwissenschaften als Wirklichkeitswissenschaften zu dem besonderen Fall der Sozialwissenschaften übergeht. Insofern detailliert und qualifiziert sich das Konzept gegenüber seiner ersten und allgemeinen Fassung, wie etwa Wolfgang Mommsen in mehreren Arbeiten eindringlich gezeigt hat. Diese Modifikationen sind natürlich für die nähere Deutung von „Wirtschaft und Gesellschaft“höchst wichtig, dürfen aber hier beiseite bleiben. Denn hier soll ja nur daran erinnert werden, daß das Werk Webers im Rahmen des Konzeptes der Wirklichkeitswissenschaft entstanden ist. Es genügt zu wissen, daß Weber an diesem Konzept festgehalten hat, ansonsten er seine Arbeiten zur „Wissenschaftslehre“gewiß nicht zum Druck befördert hätte.

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  5. Es ist eine Sache, wenn sich die Erörterungen im Fach wie selbstverständlich im Vorstellungskreis der „Gesetzeswissenschaft“bewegen. Die Selbstverständlichkeit gewinnt jedoch Züge der Ahnungslosigkeit und Ignoranz, wenn die Bereitschaft fehlt, sich auf die Problematik dieser Grundvorstellung überhaupt noch einzulassen. Wenn Christian Graf von Krockow auf dem Dortmunder Soziologentag die Unterscheidung von „Wirklichkeits-“und „Gesetzeswissenschaft“„einfach langweilig“fand, so darf man fragen, ob die Unkenntnis der „Wissenschaftslehre“Max Webers nunmehr eine Kompetenz zu Äußerungen über die dort verhandelten Grundfragen der Sozialwissenschaften verbrieft. Nicht anders bewies Erwin K. Scheuch mit seiner Selbstdarstellung der Praxis der empirischen Soziologie nur die Ahnungslosigkeit gegenüber allen die Grundlagen der sozialwissenschaftlichen Erkenntnis betreffenden Fragen. Ihnen kann man nur mit Max Weber raten, „die Frage nach dem ‚Sinn‘des Erkennens“(worum es ja letzdich geht und worüber sie nichtsahnend selbst reden) „einfach beiseitezulassen und sich zu begnügen, durch praktische Arbeit ‚wertvolle‘Erkenntnisse zu gewinnen“(WL, S. 265, Anm.).

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  6. Hellsichtig hat Max Weber das geahnt, vgl. RS. I, S. 237 Anm. 1.

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  7. Eine zuverlässige Darstellung, die allerdings die Bedeutung und Folgen der Vorgänge aus der Rückschau sei es verkennt, sei es herunterspielt, bietet Brigitte Schröder-Godehus, Deutsche Wissenschaft und internationale Zusammenarbeit 1914–1928, Diss. Genf 1966. Man wundert sich, daß die Zeitgeschichte die Tatsachen zu übergehen pflogt.

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  8. So Benjamin Nelson in einer Arbeit, die mir eben nicht zugänglich ist.

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  9. The American Journal of Sociology, 54 (1948). Zur Debatte über Abel vgl. Marcello Truzzi, Verstehen. Subjective Understanding in the Social Sciences, Reading, Ma. 1974.

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  10. In meinem Vortrag „Max Weber und Eduard Meyer“, den ich im September 1984 auf der von Wolfgang Mommsen als Direktor des German Historical Institute nach London einberufenen Konferenz „Max Weber and his Contemporaries“gehalten habe. Die Vorträge sollen in deutscher und englischer Sprache veröffendicht werden. Eine italienische Fassung ist eben in der Zeitschrift „Comunità“erschienen.

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  11. Vgl. dazu auch die einschlägige Arbeit von W. Mommsen „Max Weber und die historiographische Methode in seiner Zeit“, in: Historische Historiographie, Bd. 3, 1983.

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  12. Ich weise hier nur hin auf die Arbeit von Toby E. Huff Max Weber and the Methodology of the Social Sciences, New Brunswick, N.J. 1984.

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Jürgen Friedrichs Karl Ulrich Mayer Wolfgang Schluchter

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© 1997 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Tenbruck, F.H. (1997). Das Werk Max Webers: Methodologie und Sozialwissenschaften. In: Friedrichs, J., Mayer, K.U., Schluchter, W. (eds) Soziologische Theorie und Empirie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80354-2_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-80354-2_5

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-322-80355-9

  • Online ISBN: 978-3-322-80354-2

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