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Netzwerk und Struktur: der strukturelle Netzwerkansatz

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Unternehmungsnetzwerke

Part of the book series: Organisation und Gesellschaft ((OUG))

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Zusammenfassung

In den letzten 30, 40 Jahren wurde ein neuer Ansatz zur Analyse sozialer Strukturen entwickelt, die Netzwerkanalyse. Sie analysiert soziale Strukturen aus den Beziehungen zwischen einer definierten Menge von Akteuren und sieht die Strukturmuster ihrer Beziehungen als bedeutsam für das Verhalten der Akteure an. Die Akteure (oder genereller die sozialen Einheiten) betrachtet sie als ‚Knoten‘und die sie verbindenden sozialen Beziehungen als ‚Linien‘. Dieser Forschungsansatz ist weltweit der etablierteste, und er steht in puncto Systematik und methodologischer Ausarbeitung einsam da.

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Literature

  1. Diese Verbindung verstärkt sich in den fünfziger Jahren mit der Übersetzung der Schriften Simmeis ins Amerikanische und deren Popularisierung unter anderem durch Peter M. Blau (Wellman, 1988, 22 f.). Die Erweiterung des Analyseansatzes besteht nicht nur in einem verfeinerten Set von Analysetools. Heute werden auch nicht mehr nur individuelle Personen als soziale Einheiten betrachtet. Kollektivitäten bzw. kollektive Akteure jeglicher Art, wie Gruppen, Unternehmungen, Haushalte, Nationalstaaten usw. (Wellman/Berkowitz, 1988, 4), sowie andere soziale Einheiten, wie Märkte, bereichern die Vielfalt der untersuchten Gegenstände. Erst kürzlich ist selbst diese etablierte Betrachtung noch einmal grundlegend erweitert worden. Laumann und Knoke (1987) sowie Harrison White (1992) haben, indem sie Netzwerke von Ereignissen zum Untersuchungsgegenstand erhoben, eine Perspektivenerweiterung angedacht.

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  2. Die Untersuchung sozialer Netzwerke eines norwegischen Fischerdorfes — genauer eines Kirchsprengels auf der Insel Bremnes — durch den britischen Sozialanthropologen J. A. Barnes (1954) gilt als analytischer Wendepunkt der Netzwerkforschung. Barnes führt in seiner Studie erstmals analytische Unterscheidungen ein und nutzt die Netzwerkperspektive zur Bestimmung sozialer Strukturen (im einzelnen Mitchell, 1969, 1 ff., Schenk, 1984, 4; Wellman, 1988, 22). Barnes’ Befunde waren, daß gegenseitige Hilfe, Unterhaltung, Arbeitsplatzvermittlung und politische Aktivitäten nicht primär den Zugehörigkeiten zu sozialen Einheiten wie Orten auf oder Positionen im Industriesystem der Insel geschuldet sind. Die(se) Aspekte der sozialen Struktur erschließen sich, wie Barnes aufweist, erst aus der Analyse von Relationen, von Gruppen und Ketten sozialer Interaktionen. Auffällig ist, daß die Ergebnisse dieser Analyse die klassischen Strukturbeschreibungen, auch die über ethnische und familiale Zugehörigkeit, überschreiten. Barnes’ Ergebnisse sind zur damaligen Zeit äußerst provokant. Denn sie stellen das in der Sozialanthropologie vorherrschende strukturfunktionalistische Paradigma in Frage, nach dem Strukturen über soziale Attribute und Normen von Klassen sozialer Akteure zu untersuchen sind.

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  3. Auch die Fortentwicklung der strukturellen Analyse in den letzten Jahrzehnten verdankt sich vor allem Entwicklungen im Bereich der Mathematik. Insbesondere gilt dies für die mathematische Topologie, dem Feld der Mathematik, das sich grob gesprochen dem Studium des Arrangements von Punkten und Linien widmet. Ihre zentralen Begriffe, wie die der Größe, Dichte, Verbundenheit, Zentralität usw., besitzen heute nicht nur eine im mathematischen Sinne präzise Bedeutung. Es wurden auch Computerverfahren entwickelt, um diese Kennziffern zu berechnen (f. Überblicke White, 1992; Appendix 3; Schweizer, 1996, 264 f.). Die von den Gründungsvätern der stukturellen Netzwerkforschung entwickelten Ideen können so heute in viel stärkerem Maße über formale Analyseverfahren und über einen methodisch kontrollierten Blick mit empirischen Daten verbunden werden (Schweizer, 1996, 37; s.a. Willer, 1992, 188).

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  4. Einen Überblick über die beteiligten Akteure und relevante Untersuchungen vermittelt das Sonderheft der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie zur strukturellen Netzwerkanalyse aus dem Jahre 1984. Ein sehr lesenswerter, instruktiver Überblick über die verwickelte Geschichte der Netzwerkanalyse findet sich bei John Scott (1991, Kap. 2). Ein Überblick über individualistischer ausgelegte Netzwerkforschung vermittelt Schenk (1984). Einen aktuellen Einblick gibt Kappelhoff (2000a).

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  5. Cook und Whitmeyer (1992, 115 f.) betonen etwa die austauschtheoretische Basis der genutzten Theorien. Sie fassen zusammen: „From the beginning some network analysts used exchange theory to provide the theoretical basis for the analysis of the social interactions they represented in network terms (e.g. Kapferer, 1972, Whitten/Wolfe, 1974, etc.). Various authors (e.g. Turner, 1986; 1987; Collins, 1988; etc.) have commented on the potential for linking exchange and network approaches to social structure. Collins (1988, 412), for example, remarks about the ‚growing awareness of the connection between networks and market or exchange theories […] two conceptions of how individuals link together into a larger social structure.‘ In an influential review piece, Mitchell (1974) argued that transactional theories (including exchange theory) formed a natural alliance with network concepts. Kapferer (1972) even proposed exchange theory as ‚the most suitable basis for network analysis‘ (quoted in Mitchell, 1974, 282)“ (jetzt Kappelhoff, 2000a, 33 ff.). (Fortsetzung der Fußnote auf der nächsten Seite) Emirbayer und Goodwin (1994) heben die strukturelle Ausrichtung der Mehrzahl der Theorieansätze, trotz aller Differenzen im Detail hervor (genauer S. 119; s.a. Cohen, 1989, 57; Collins, 1988, 413). Es finden sich jedoch auch Netzwerkanalysen auf der Basis individualistischer Theorieansätze (Scott, 1991a). Einen beeindruckenden Versuch, eine allgemeine tauschtheoretische Basis der Netzwerkforschung zu entwickeln, hat Kappelhoff (1993) vorgelegt. Was die Theorieansätze eint, ist ein mehr oder weniger stark ausgelegter positivistischer Grundansatz (Smelser, 1986, 143). Die erhobenen Daten werden zum Beispiel zumeist als soziale Tatsachen betrachtet (s.a. Teil III.1). Nicht wenige Netzwerkforscher arbeiten mit impliziten Theorieannahmen. Selbstredend gibt es auch Ausnahmen: Theoretisch avancierte Netzwerkforscher, wie Emirbayer (1997) oder auch Kappelhoff (2000a; 2000b), richten den Blick weit über die traditionell genutzten Theorieansätze hinaus und wenden sich der Konstitution und Evolution von Netzwerken zu. Das ist aber heute noch eher programmatisch. Am Schluß komme ich auf sie zurück.

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  6. Burt (1982) formuliert eine strukturelle Handlungstheorie, die sich den Annahmen von Parsons, dem mehr oder weniger durchgängigen Gegenspieler amerikanischer Netzwerkanalytiker, insbesondere der Forschungsgruppe von White an der Harvard Universität, radikal entgegensetzt. Sie weist weitgehende Übereinstimmungen mit den Grundpositionen von Wellmann (1988, 20) und Coleman (1990) auf.

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  7. Die generellere Annahme lautet: „Behavior is interpreted in terms of structural constraints on activity, rather than in terms of inner forces within units (e.g., ‚socialization to norms‘) that impel behavior in a voluntaristic, sometimes teleological, push toward a desired goal“ (Wellman, 1988, 20; ebenso Emerson, 1972b, 60; Cook, 1991, 32).

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  8. Der Interpretation der Handlungsweisen der Positionsträger sind zumeist austauschtheoretische oder damit kompatible Argumentationen unterlegt: „We believe that most work in network analysis is at least compatible with the exchange theory premise of the actor as motivated by interest or reward/punishment“ (Cook/Whitmeyer, 1992, 116). Das geht auf Radcliffe-Browns (1940, 7) Vorstellung von sozialem Austausch zurück: Aktivitäten der einen stellen Gratifikation für andere bereit. Die Vorstellungen vom rationalen Akteur sind aber nicht einheitlich. Blau geht davon aus, daß Akteure rational agieren. Andere, wie etwa Kappelhoff (1993, 35), gehen, im Anschluß an Friedman (1953), von einer ‚Als-ob-Variante‘ des rationalen Handlungsmodells aus. Sie argumentieren, daß Akteure sich zumindest im Ergebnis so verhalten, als ob sie sich an rationalen Vorstellungen orientierten. Gleichzeitig wird davon ausgegangen, daß das nicht in allen Situationen der Fall ist, sondern in einer Vielzahl von Fällen Akteure die komplexen Regelsysteme nicht kennen und auch nicht zu kennen brauchen, um handeln zu können. Aber selbst diese Vorstellungen vom Akteur werden nicht von allen geteilt. Eine Minderheit, Wellman (1988, 23) nennt sie die Formalisten, argumentiert, daß es einer Untersuchung der individuellen Ebene nicht bedürfe, (Fortsetzung der Fußnote auf der nächsten Seite) da entweder das Handeln der Akteure strukturell oder durch Zufall determiniert sei. Diese Position findet sich etwa auch in Schriften von Mayhew (1980) oder Blau (1977). Davon abweichendes Verhalten gibt es für Vertreter dieser Positionen in relevantem Ausmaß nicht. Aus forschungspragmatischen Gründen verfolgen theoretisch reflektierte Netzwerkanalytiker in ihren Interpretationen eine ‚strukturell-individualistische Position‘ (Kappelhoff, 1993, 38). Sie betrachten Akteure in einem strukturierten Handlungsfeld und schließen, indem sie Annahmen über das Verhältnis der Akteure aus Theorien aufgreifen, ob diese mit den erhobenen Strukturen der Beziehungen übereinstimmen oder im Widerspruch stehen. Pappi, Kappelhoff und Melbeck (1987) betrachten so etwa die Struktur der Unternehmensverflechtungen in der Bundesrepublik und überprüfen an den Befunden, ob sie etwa mit Annahmen der Theorie der Bankenkontrolle kompatibel sind.

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  9. Das Merkmal der Transitivität besagt: „Eine Beziehung ist transitiv, wenn aus einer Beziehung von a nach b und einer von b nach c auf eine Beziehung von a nach c geschlossen werden kann“ (Pappi, 1987b, 16). Die Bedeutung von Transitivität auf einer personalen Ebene ist allseits bekannt und vielfach untersucht. Die Frage, inwiefern und warum der Freund meines Freundes etwa auch mein Freund ist oder nicht, wurde oftmals balancetheoretisch über den Druck erklärt, (Fortsetzung der Fußnote auf der nächsten Seite) den Freunde aufeinander ausüben, um ihre Einschätzungen konsistent zu machen (Davis/Leinhardt, 1972; Schenk, 1984, 142 ff.).

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  10. Siehe zur Cliquenanalyse im einzelnen Kappelhoff (1987a). Die Cliquen können etwa „informelle Gruppen in Schulklassen, militärischen Einheiten oder am Arbeitsplatz ebenso wie [..] Machtcliquen im politischen oder Gruppen verflochtener Unternehmen im wirtschaftlichen Bereich“ repräsentieren (ibid., 39).

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  11. Siehe zu ‚boundary spanners‘ genauer den Abschnitt III-3.2.6.

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  12. Wobei das Definieren selbstverständlich entweder empirisch geschehen kann, indem man beispielsweise fragt oder beobachtet, wer zu einer Gruppe zählt, oder aber qua Definitionsakt, in dem ein Definitionsmerkmal festgelegt wird und aus einer existierenden Grundgesamtheit alle Akteure mit diesem Merkmal ausgesucht werden.

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  13. Werden Netzwerkbeziehungen von Personen (den ‚Knoten‘) ausgehend von einem jeweils betrachteten Akteur aufgezeigt, dann handelt es sich um ein egozentrisches Netzwerk. Jeder Akteur wird in egozentrierten Netzwerken durch die Anzahl, den Umfang und weitere Charakteristika seiner Verbindungen mit anderen Akteuren charakterisiert. Letzeres kann etwa in der Information über die Anzahl reziproker Beziehungen unter den Akteuren bestehen, mit denen der betrachtete Akteur direkte Beziehungen hat. Steht in egozentrischen Untersuchungen ein Akteur im Zentrum der Aufmerksamkeit, so sind es auf der nächsten Ebene der Analyse, den Dyaden, Paare von Akteuren. Untersucht wird hier, inwiefern zwischen Akteuren direkte oder indirekte, über andere Akteure vermittelte Beziehungen bestehen. Typischerweise werden hier Variationen dyadischer Beziehungen als eine Funktion gemeinsamer Charakteristika untersucht. Nicht überraschend besteht die nächste Untersuchungsebene in Triaden. Untersucht wird etwa die Frage: Wenn A B und B C auswählt, tendiert dann auch A dazu, C zu wählen? Jenseits dieser Analyseebene werden zumeist komplette oder totale Netzwerke untersucht.

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  14. Die auf Lévi-Strauss (1981 [1947]) zurückgehende Unterscheidung einer Oberflächen- von einer Tiefenstruktur bildet seit den sechziger Jahren ein Merkmal der strukturellen Netzwerkperspektive (White, 1963; Harary/Norman/Cartwright, 1965; s.a. Ziegler, 1984a, 434): „The fundamental structuralist perspective is that social structures show at least two levels of structural regularity: a surface, obvious level known to the structure’s participants [...] and a nonobvious ‚deep‘ level produced in certain fundamental behaviors and limited by the nature of these behaviors“ (Mullins, 1973, 256). Dabei gilt: „Network analysts search for deep structures — regular network patterns beneath the often complex surface of social systems“ (Wellmann, 1983, 157).

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  15. Mit Matrizen können vor allem nicht-triviale, großzahlige Untersuchungen von Daten mit Hilfe mathematischer Verfahren weiterverarbeitet werden. Durch mathematische Manipulationen können zum Beispiel indirekte Beziehungen, das heißt Pfade zwischen Akteuren mit einer Länge größer als eins, offengelegt werden. Um Pfade mit einer Länge zwei zu finden, werden die Matrizen etwa quadriert, um die der Länge drei zu bestimmen werden diese kubiert usw.. Mit Hilfe von Matrizenrechnungen können so etwa per Computer Distanzen zwischen Akteuren errechnet, Distanzmatrizen für Pfade unterschiedlicher Länge bestimmt, die Erreichbarkeit, Zentralität usw. der Akteure mathematisch berechnet und über Computerprogramme in Schaubilder gefaßt werden. Ursprung dieser formalen Prozeduren der Analyse und visuellen Repräsentation sind, wie Freeman (1989, 17) zusammenstellt, die von Moreno (1934) in den frühen dreißiger Jahren entwickelten Konzepte und Werkzeuge soziometrischer Analyse mit ihren charakteristischen Visualisierungen der (Beziehungs-)Strukturen von Gruppen (s.a. Kappelhoff, 1987a; Wasserman/Faust, 1994, 11 ff.). Die von Moreno zunächst vorgestellten Hilfsmittel wurden in den vierziger Jahren von Bavelas (1948) für die Untersuchung von Gruppenstrukturen fortentwickelt. Lévi-Strauss (1981 [1947]) ist dann der erste, der explizit algebraische Analysen von Verwandtschaftsstrukturen vornahm. Ein erstes Computerprogramm zur Simulation räumlicher Ordnungen entwickelte in den fünfziger Jahren Hägerstrand (1953). Heute existieren, einer Aufstellung von White (1992, Appendix 3) zufolge, weltweit mindestens dreizehn Softwareprogramme zur Analyse und Repräsentation von Netzwerkstrukturen (s.a. Schweizer, 1996).

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  16. Milgranas (1967) bekannten Experimente über ‚small worlds‘ liefern Informationen über die Dichte und die Closeness der Beziehungen zwischen Mitgliedern einer Gesellschaft. Das Experiment geht so: „A ‚target‘ person is designated, named and described. Then a sample of ‚starters‘ is selected and sent a packet outlining the task. Each starter is instructed to send the packet to some acquaintance who will, in his or her view, be able to move it along toward the target. Each person who receives the packet, then, is asked to comply with these same instructions“ (Freeman, 1989, 29).

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  17. Wie Kappelhoff (2000a) ausführt, läßt sich positionale Äquivalenz unterschiedlich konzeptualisieren, als strukturelle, reguläre, lokale, triadische und generalisierte Äquivalenz.

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  18. Die entsprechende Definition lautet: „Strukturelle Äquivalenz von Personen bedeutet Gleichheit ihrer Beziehungsmuster zu allen anderen Personen des Gesamtnetzes. Strukturell ähnliche Personen brauchen dabei nicht miteinander verbunden sein“ (Kappelhoff, 1987a, 40; s.a. Radcliffe-Brown, 1940, 3; Nadel, 1957, 14 ff.).

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  19. Sie bilden nach Luce und Perry (1949) eine 1-Clique. Das heißt jeder kann jeden direkt, in nur einem Schritt, deswegen 1-Clique, erreichen und bei Hinzufügen eines weiteren Punktes wäre der Graph nicht mehr vollständig (Kappelhoff, 1987a, 46).

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  20. Prinzipiell können in einer Netzwerkanalyse so verschiedenste Positionen und Äquivalenzen zwischen Akteuren herausgearbeitet werden, die für Interne, aber auch für Außenstehende keinesfalls immer sofort erkennbar sind. Zu ihnen zählen auch ‚hangers-on‘ oder ‚sycophants‘, die durch gemeinsame Verbindungen mit Außenstehenden definiert sind, isolierte Akteure und Broker, die Beziehungen zwischen anderen Akteuren vermitteln, und so fort (Marsden, 1992, 1890).

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  21. Harrison White (1981) sieht Märkte etwa als wechselseitige Uberwachungs- und Steuerungsprozesse einer Clique von Produzenten, die alle durch das Schaffen eines einzigartigen Mix von Produktqualität und Produktpreisen danach streben, eine nichtkompetitive Marktnische zu finden. Ziegler (1984b) und Pappi, Kappelhoff und Melbeck (1987) beschreiben die Verflechtungen der bundesdeutschen Industrie, die ein Verständnis der sozialen Strukturiertheit bundesdeutscher Märkte vermitteln (s. zu amerikanischen Märkten Burt, 1982; 1983; für Überblicke über Industriestrukturen von Industriestaaaten Stokman/Ziegler/Scott, 1985). Kappelhoff (1993) entwikkelt eine soziale Austauschtheorie des Marktes. Herausgestellt sei: Die Autoren entwickeln ein Verständnis von (sozialem) Austausch, das von der Neoklassik, aber auch von vielen durch Marx inspirierten Vorstellungen stark abweicht: „[N]eoclassical economic theory views the actor (a person or a firm) as dealing not with other actors but with a market. In economic theory, decisions are made by actors not in response to, or in anticipation of, the decision of another party but in response to environmental parameters such as market price“ (Emerson, 1987, 11).

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  22. Mit dem ‚degree‘-Maß werden — wie angedeutet, und das gilt für alle Zentralitätsmaße von Freeman — nicht reale Praktiken des Kommunizierens gemessen, sondern das aufgrund der strukturellen Position im Netzwerk existierende Potential hierzu. Ob und inwiefern Akteure das strukturell angelegte Potential nutzen (können), ist nicht Gegenstand der Betrachtung. Ich spare mir an dieser Stelle, die mathematischen Formeln für die Machtmaße vorzustellen. Der interessierte Leser sei hierzu auf Freeman (1978/1979), Kappelhoff (1987a) oder Schweizer (1996) verwiesen.

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  23. Positionen im Netzwerk (dem sogenannten ‚parent graph‘) bestimmt man, indem man den jeweilig betrachteten Punkt aus dem Netzwerk herausnimmt und dann das Restnetzwerk betrachtet (den sogennanten ‚residual graph‘). Geht man so vor, dann zeigt sich erstens, daß etwa alle Punkte mit dem Buchstaben E strukturell ähnlich sind, da sie isomorphe residuale Graphen besitzen (Cook et al, 1983, 279), und zweitens die residualen Graphen der Akteure D, E, F sich unterscheiden. Zur Illustration sei auf den Graphen eines Sterns zurückgegriffen. Besitzt die Beziehungsstruktur eines Akteurs {1} die Struktur eines Sterns, dann besitzt der Akteur {1} eine Sonderposition und die Akteure {2,3,4,5} strukturell isomorphe Positionen. Nimmt man den zentralen Akteur 1 heraus, zerfällt das Netzwerk. Nimmt man dagegen jeweils einen der Akteure {2,3,4,5} weg, dann verbleibt jeweils ein Netzwerk aus drei Dyaden.

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  24. Die Punkte sind also genauer im Sinne von Bonachich (1987) zentral, aber nicht im Sinne Freemans. Siehe zu Zentralitätsmaßen genauer zum Beispiel Kappelhoff (1993, 176 ff.).

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  25. Das Fehlen von Redundanz und die Existenz von ‚structural holes‘ läßt sich als eine weitere Qualifizierung von ‚weak ties‘ (Granovetter) und von Verbundenheit von Beziehungen verstehen. Burt diskutiert das Verhältnis von ‚weak ties‘ und ‚structural holes‘ eingehend. Er argumentiert, daß der Grund, warum ‚weak ties‘ einen so großen Stellenwert für Netzwerke besitzen, nicht in der Schwäche der Verbindung liegt, sondern in dem Überwinden von ‚structural holes‘ (Burt, 1992 b; 72 ff.).

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  26. Die Grundgedanken zu den von Burt thematisierten Interaktionsstrukturen des ‚tertius gaudens‘ finden sich bei Simmel (1992 [1908], 134 ff.) unter den Zwischenüberschriften „Tertius gaudens“ und „Divide et impera“.

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  27. Die Ertragsrate für strukturelle Löcher definiert Burt (1992b, 83) wie folgt: „[...] the rate of return keyed to structural holes is a product of the extent to which there are (1) many primary structural holes between the contact and others in the player’s network, and (2) many secondary structural holes between the contact and others outside the network who could replace the contact.“

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  28. Burt (1992a, Kapitel 3) führt dabei den Nachweis, daß Industrien und Märkte, die stärker durch strukturelle Autonomie gekennzeichnet sind, es den Akteuren erlauben, höhere Profite zu erzielen als das in Industrien und auf Märkten der Fall ist, die nur einen geringeren Grad an struktureller Autonomie aufweisen. Empirisch hat Burt (1982) das für die USA nachgewiesen. Ziegler (1984b) hat diese These als für die Bundesrepublik Deutschland unzutreffend zurückgewiesen.

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  29. Ebenso läßt sich die Regulation individueller Kapitalbestände selbst, im Gegensatz zu Burts (1992b, 58) vereinfachender Annahme, nicht problemlos auf kollektive Zusammenhänge wie Organisationen übertragen. Mögliche Probleme organisationaler Zusammenführung individueller sozialer Kapitalbestände blendet Burt aus. Das Bild von Organisationen, was er damit zeichnet, gerät reichlich politik- und konfliktfrei und damit ein wenig naiv.

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  30. Für Wiesenthal (1990, 109 ff) und Grabher (1994, 35 ff.) mindern parallele bzw. redundante Prozesse zumindest die im Burtschen Modell angelegten Beschränkungen und Gefahren, die sich mit lokaler Maximierung der Nicht-Redundanz verbinden. Denn: „Parallele Prozesse reduzieren [..] das Risiko, daß der Pfad der lokalen Maximierung in einer Sackgasse endet“ (Grabher, 1994, 35). Zwei oder mehr parallele Kommunikationsstränge, die eben auch redundant sein können, verarbeiten generell mehr Umweltopportunitäten als eine. „Stationen und Dynamik des einen Pfades bilden eine reichere Umwelt für die Selektionen des anderen Pfades, da „sowohl die Kandidaten für vorhandene Nischen (zum Beispiel Umweltdeutungen und Handlungsmuster) als auch das System der Nischen selbst (also Deutungsbedarfe und Interpretationsanlässe) der Evolution unterliegen (Wiesenthal, 1990, 110)“ (ibid.). Gesenkt werden so unter Umständen durch parallele redundante Prozesse nicht nur Störanfälligkeiten des Kommunikationspfades, sondern auch die Kontrollkosten. Erhöht wird durch redundante parallele Beziehungen unter Umständen auch die Reversibilität der Prozesse. Erzeugt wird ein Überfluß an Kombinationsmöglichkeiten. Aus ihm erwachsen Chancen, neue Kombinationen zu schöpfen, die Intelligenz und das Handlungspotential der Systeme zu steigern. Die Frage der Konstitution von Effizienz und Effektivität ist damit jedoch noch nicht geklärt.

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Windeler, A. (2001). Netzwerk und Struktur: der strukturelle Netzwerkansatz. In: Unternehmungsnetzwerke. Organisation und Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80353-5_5

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