Zusammenfassung
Der Begriff Responsivität hat sich seit etwa drei Jahrzehnten in der Politikwissenschaft eingebürgert. Wie sein englischer Ursprung, „responsiveness“, bedeutet Responsivität im Deutschen so viel wie „Aufnahmefähigkeit“. Politikwissenschaftlich ist damit die Fähigkeit von Repräsentanten, vor allem von Parlamentsabgeordneten gemeint, aufgeschlossen zu sein gegenüber den Wünschen, Erwartungen oder Interessen der Wählerschaft, diese zur Kenntnis zu nehmen und in die politischen Entscheidungen einfließen zu lassen. Ob und in welchem Maße das tatsächlich geschieht, lässt sich mit dem Konzept der Responsivität systematisch untersuchen. Insofern hat dieser Begriff wesentlich dazu beigetragen, empirische, insbesondere verhaltensanalytische Fragestellungen und Methoden in die bisher vornehmlich verfassungsrechtlich-institutionalistisch orientierte Parlamentarismus-Forschung einzuführen. Er hat darüber hinaus die kritische Diskussion über die tatsächliche Funktionsweise wie auch über die Funktionsprobleme demokratisch-repräsentativer Systeme nachhaltig beeinflusst. Nicht zuletzt liegt seine Bedeutung aber auch darin, gewisse populistisch-simplifizierende Vorstellungen über die gegenwärtigen Prozesse der politischen Interessenvermittlung zu überwinden und zu einem realistischen Verständnis moderner parlamentarischer Repräsentativsysteme vorzustoßen.
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Herzog, D. (1998). Responsivität. In: Jarren, O., Sarcinelli, U., Saxer, U. (eds) Politische Kommunikation in der demokratischen Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80348-1_18
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