Zusammenfassung
Die folgenden Überlegungen umreißen zuerst den wissenschaftsgeschichltlichen Kontext, in welchen Husserls Philosophie der Geometrie hineingehört und aus dem sich für ihn die Gegenüberstellung von lebensweltlicher Erfahrung und wissenschaftlichem Objektivismus ergibt. Im weiteren bemühe ich mich dann darum, an zwei, drei Punkten verständlich zu machen, was Husserl meint, wenn er sagt, daß die Geometrie „aus dem Untergrunde der vorgeometrischen sinnlichen Welt und ihrer praktischen Künste“ erwuchs. Nach einem geologischen Exkurs über die Metapher der Sedimentierung – da geht es um Husserls ‚Untergrund‘ – greife ich aus der Vielfalt dessen, was sich in diesem Untergrund abgespielt haben muß, zwei Szenen heraus: wie Platon in seinem Dialog Menon dafür sorgt, daß ein unbedarfter Sklave sich als Euklidischer Kopf entpuppt; und wie auf Rhodos zwei Zeitgenossen Euklids gemeinsam an einem Gemälde arbeiten, das, wenn es noch existieren würde, sinnfällig hätte machen können, wie Husserl sich den für die Geometrie konstitutiven Prozeß der Idealisierung vorstellt. Ich schließe dann mit einer kurzen Erinnerung daran, wie in der Neuzeit die anschaulich-gestalthaften Resultate dieser Idealisierung mit Hilfe des Cartesischen Koordinatensystems in algebraische Formeln transformiert werden und warum Husserl Schwierigkeiten mit dieser Transformation hat.
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Notes
- 1.
Husserl, Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie (Husserliana VI), 26.
- 2.
Ibid.
- 3.
Ibid., 24.
- 4.
Ibid., 23.
- 5.
Plinius, Historia naturalis 35, 79.
- 6.
Husserl, Philosophie der Arithmetik (Husserliana XII), 344.
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Sommer, M. (2016). Bemerkungen zu den Grundlagen der Geometrie bei Husserl. In: Neuber, M. (eds) Husserl, Cassirer, Schlick. Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis, vol 23. Springer, Cham. https://doi.org/10.1007/978-3-319-26745-6_3
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