Auszug
Dem Verbraucherschutz liegt ein prinzipieller Interessengegensatz zwischen Produktion und Konsum bzw Produzenten und Konsumenten zugrunde. Dieser grundlegende Konflikt konnte erst entstehen, sobald die gesellschaftliche Arbeitsteilung so weit vorangeschritten war, dass nicht nur bloße Gebrauchswerte für den eigenen Bedarf hergestellt wurden, deren Überschüsse wechselseitig ausgetauscht wurden, oder nicht nur im Auftrag gearbeitet wurde (Lohnwerk). Maßgebliche Voraussetzung dafür war die Ausbildung des Städtewesens im Mittelalter. Der Markt als Ort des Austausches von Waren wurde zum wirtschaftlichen Zentrum der Stadt. Die Anfänge des Bemühens um Verbraucherschutz reichen also in jene Zeit zurück, in der für den Markt bestimmte Tauschwerte produziert wurden, die dem Produzenten einen Absatzzwang auferlegten und für den Konsumenten einen Gebrauchswert zur Befriedigung eines (historisch meist lebensnotwendigen) Bedürfnisses darstellten. Der Verbraucherschutz von damals, für den die Zünfte und die staatliche Obrigkeit verantwortlich zeichneten, bestand in Wettbewerbs- und Preispolitik (zB Fest- und Höchstpreise). Mit unseren heutigen Vorstellungen und Erwartungen einer modernen Konsumentenschutzpolitik hatten diese Maßnahmen freilich noch nicht viel gemein.
Im folgenden Text werden Bezeichnungen von Personengruppen bzw Gruppenangehörigen — wie zB „Verbraucher/in/innen“, „Unternehmer/in/innen“, „Käufer/in/innen“, „Vermieter/ in/innen“ — zum Zwecke der Verbesserung der Lesbarkeit des Textes nur in der männlichen Form verwendet. Hiermit soll weder eine Beschränkung der jeweiligen Aussagen auf die männlichen Angehörigen der betreffenden Gruppe zum Ausdruck gebracht werden, noch eine diskriminierende oder abwertende Einstellung der Autorinnen gegenüber weiblichen Gruppenangehörigen. Wir ersuchen die verehrten Leser und Leserinnen daher, solche Gruppenbezeichnungen wertfrei als beide Geschlechter umfassend zu verstehen.
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Literatur
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Das Common Principles of European Contract Law (CoPECL) ‘Network of Excellence’ wurde unter dem Sechsten Rahmenprogramm der Europäischen Gemeinschaft im Bereich der Forschung, technologischen Entwicklung und Demonstration als Beitrag zur Verwirklichung des Europäischen Forschungsraums und zur Innovation errichtet (Beschluss Nr 1513/2002/EG, ABl L 232 v 29.8.2002 S 1). Es beinhaltet die Study Group on a European Civil Code (SGECC) und andere kleinere Gruppen.
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Von Bar/ Clive/ Schulte-Nölke u.a. (Hrsg), Principles, Definitions and Model Rules of European Private Law — Draft Common Frame of Reference, Interim Outline Edition (2008).
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KOM (2006) 744 endg vom 8.2.2007.
Haustürgeschäfts-RiL, Verbraucherkredit-RiL, Pauschalreise-RiL, Timesharing-RiL, Fernabsatz-RiL, FernAFinD-RiL, Klausel-RiL, Verbrauchsgüterkauf-RiL, Unterlassungsklagen-RiL.
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(2008). Die historische Entwicklung des Verbraucherschutzrechts in Österreich und in der EG/EU. In: Österreichisches und Europäisches Konsumentenschutzrecht. Springers Kurzlehrbücher der Rechtswissenschaft. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-211-78143-2_2
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