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Tirol als Land im Rechtssinn

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Die Identität Tirols in Europa
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Auszug

Der moderne Staat kennzeichnet sich noch immer als „Territorialstaat“, dh als eine politische Ordnung, die ein abgegrenztes Stück Boden mit unentrinnbarer und höchster Macht beherrscht.37 Nur dem Eingeweihten wird dabei bewusst, dass in der mittelalterlichen Kategorie der „Landeshoheit“ — die dem modernen Begriff der Souveränität im „Staatsgebiet“ entspricht — ein tragendes Element des mittelalterlichen Staatsrechtes mitschwingt, in dem das „Land“ eine zentrale politische Ordnungskategorie bedeutete.38 Durch viele Jahrhunderte verkörperte nämlich das „Land“ die konkrete, auf Boden und Volksstamm bezogene Rechts- und Herrschaftsordnung, über die sich die universale, übernationale und übergeschichtliche Ordnung des „Reiches“ spannte. Entsprechend den damaligen Repräsentationsvorstellungen wurde das Land und seine Bewohner von den Ständen — den meliores ac maiores terrae — verkörpert und in die politische Großordnung des Reiches eingefügt. Bis ins 19. Jahrhundert war der Begriff „Nation“ daher für die österreichischen Länder — insbesondere auch für Tirol — durchaus üblich und entsprach dem Landes-, Volks- und Geschichtsbewusstsein der Tiroler.39

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Literatur

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(2007). Tirol als Land im Rechtssinn. In: Die Identität Tirols in Europa. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-211-73754-5_4

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