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Gerechter Tausch — (nur) eine Frage der Rahmenbedingungen?

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Un/Fair Trade
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Auszug

Der ursprüngliche Sinn der Wirtschaft und des Wirtschaftens liegt in der bestmöglichen Versorgung der Menschen mit nützlichen Gütern. Diese in ausreichendem Maße für alle Menschen zur Verfügung zu stellen, so dass sie ein gutes Leben führen können, ist Ziel und Zweck der „naturgemäßen Erwerbskunst“ oder Ökonomik, wie sie von Aristoteles vor über 2000 Jahren in seinen Schriften zur Politik definiert wurde. Freilich hat auch Aristoteles schon eine andere, in seinen Augen tadelnswerte Art des Wirtschaftens beobachtet, von ihm „gewinnsüchtige Erwerbskunst“ genannt, die nicht auf Güterversorgung zielt und auf den Endzweck des guten Lebens für alle, sondern die das grenzenlose Anhäufen von Geld zum Selbstzweck macht. Diese Art der Erwerbskunst schien ihm eng verbunden mit dem „gewerbsmäßigen Handel“, also dem Austausch von Gütern gegen Geld, insbesondere wenn dieser in „weitere Ferne“ vorstößt1. Beim gewerbsmäßigen internationalen Handel mit seinen Kennzeichen der Verwendung von Münzgeld und der Anonymität der Tauschpartner sei es naheliegend, den eigentlichen Sinn der Wirtschaft zu verfehlen. Für den griechischen Philosophen war es letztlich eine Frage des Charakters, der festen inneren Grundhaltung oder Tugend der Akteure, ob sie „naturgemäß“ wirtschaften oder „gewinnsüchtig“. Allerdings meint bei Aristoteles das naturgemäße Wirtschaften hauptsächlich die ausreichende gütermäßige Versorgung des eigenen Haushaltes durch den pater familias (Ökonomik = Haushaltsführung).

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Göbel, E. (2008). Gerechter Tausch — (nur) eine Frage der Rahmenbedingungen?. In: Un/Fair Trade. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-211-73222-9_9

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