Auszug
Wer einmal das Endspiel einer Fußball-Europa- oder Weltmeisterschaft im Fernsehen verfolgt und sich die Mühe gemacht hat, die im Anschluss mit den Spielern geführten Interviews zu verfolgen, erinnert sich vielleicht mit Grausen an Fragen der Art: „Wie fühlt man sich, wenn man das Endspiel gewonnen hat?“ Der jeweils Gefragte ist in einer bedauernswerten Situation, denn es gibt nichts Neues - also Mitteilenswertes, das er darauf antworten könnte. Neues, also Mitteilenswertes, wäre wahrscheinlich entweder gelogen (z.B.: „Ist mir eigentlich egal“) oder wahr aber inakzeptabel (z.B.: „Müde“).17 Solche Fragen sind im Fernsehen und in Büchern gefährlich, denn sie legen es den Rezipienten nahe, abzuschalten bzw. nicht mehr weiter zu lesen. Halten Sie bitte trotzdem durch, wenn ich nun frage: „Wozu taugt das Gedächtnis eigentlich?“ Denn obwohl die Antwort offensichtlich scheint, sind die experimentell arbeitenden Neurowissenschaften erst kürzlich darauf gestoßen. Der Nutzen des Gedächtnisses erscheint uns so offensichtlich, weil wir es so selbstverständlich gebrauchen, dass es uns absurd vorkommt, nach seinem Nutzen zu fragen. Dies ändert sich jedoch, wenn man Grund zu haben glaubt — oder Grund hat, an der Zuverlässigkeit des eigenen Gedächtnisses zu zweifeln.
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Suddendorf T, Corballis MC (2007) The evolution of foresight: What is mental time travel, and is it unique to humans? The Behavioural and Brain Sciences 30:299–313
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(2008). Mittelfeldstrategen: Warum lernen?. In: Grunwald, T. (eds) Gehirn und Gedudel. TRACE Transmission in Rhetorics, Arts and Cultural Evolution. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-211-71687-8_7
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