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Auszug

Vor dem modernen »ästhetischen Regime« der Kunst (Jacques Rancière) gab es auch keine >Kritik< der Kunst. So wie >Ästhetik< die Theorie der Kunst ist, die ihrem modernen Regime entspricht, so ist Kritik der Kunst — >Kritik< der Kunst also in einem spezifischen und daher allein interessanten Sinn des Wortes — >ästhetische< Kritik. Das ist keine terminologische Frage. Es hat vielmehr unmittelbar Konsequenzen dafür, wie der Begriff der ästhetischen Kritik bestimmt wird. Versteht man unter ästhetischer Kritik jede Aktivität der Beschreibung und Begründung, die zu einem Urteil über das Schöne oder Hässliche, das Erhabene oder Banale eines Stücks Natur oder aber das Gelungene oder Gescheiterte, das Vollkommene oder Verfehlte eines Stücks Kunst führt — versteht man also die ästhetische Kritik von ihrem Ergebnis, der Beurteilung her, dann hat dar in weder der Begriff der Kritik noch der des Ästhetischen eine besondere historische und strukturelle Bestimmung. Dann gibt es tatsächlich, wie es in den Curricula der angelsächsischen Colleges steht, eine Geschichte des literary criticism von der Antike bis zum Poststrukturalismus. Denn über die Künste geurteilt wurde immer. Aber nicht das Urteil ist das Entscheidende an der ästhetischen Kritik, sondern ihr neues Verständnis ebenso des Grundes wie des Prozesses des Urteilens; also nicht dass auch in der ästhetischen Kritik geurteilt wird, sondern wie das hier geschieht.

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Literatur

  1. — Die folgenden Thesen wollen einige Konsequenzen aus Überlegungen zum Problem des Urteilens ziehen, die ich anderswo ausführlicher dargestellt habe. Dabei bezieht sichTeil 1 auf Studien zur Geschichte der philosophischen Ästhetik seit dem frühen achtzehnten Jahrhundert (vgl. Vf., »Subjekt, Subjektivität«, in: Karlheinz Barck u.a. [Hgg.], Ästhetische Grundbegriffe: Historisches Wörterbuch in sieben Bänden, Stuttgart / Weimar 2000–2005, Band 5 [2003], S. 734–787), Teil 11 auf die Reflexion des Urteilens in der literarischen Form der Tragödie (vgl. Vf., Die Gegenwart der Tragödie: Versuch über Urteil und Spiel, Frankfurt am Main 2005).

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  2. — Vgl. Hans Blumenberg, Die Legitimität der Neuzeit (1966), Frankfurt am Main 21988, S. 99–113.

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  3. — Jean-Baptiste Dubos, Réflexions critiques sur la poésie et sur la peinture (1719), Genf 1967, t. II, sect. XXII, S. 343 f. Dubos ist hier nur ein Beispiel; ähnliche Argumente ebenso gegen die Möglichkeit wie den Bedarf der Methodisierung des (>sinnlichen<) Auffassens und Beurteilens formulieren Pascal, Leibniz und Vico.

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  4. — René Descartes, Bericht über die Methode, die Vernunft richtig zu führen und die Wahrheit in den Wissenschaften zu erforschen (1637), frz./dt., übers. und hg. von Holger Ostwald, Stuttgart 2001, S. 33 (II, 3).

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© 2007 Institut für Theorie der Gestaltung und Kunst (ith), www.ith-z.ch, und Voldemeer AG, Zürich

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Menke, C. (2007). Die ästhetische Kritik des Urteils. In: Huber, J., Stoellger, P., Ziemer, G., Zumsteg, S. (eds) Ästhetik der Kritik oder Verdeckte Ermittlung. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-211-70899-6_15

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