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Patientenverfügungen in der theologischen Diskussion

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Das österreichische Patientenverfügungsgesetz

Part of the book series: Schriftenreihe Ethik und Recht in der Medizin ((SERM,volume 1))

Auszug

In der Debatte um ethische Probleme am Lebensende spielt die Frage von Patientenverfügungen eine wichtige Rolle. Sie gelten als ein Instrument, um die Autonomie von Patienten zu stärken, insbesondere das Selbstbestimmungsrecht von Todkranken und Sterbenden.1 Auch die Kirchen unterstützen dieses Anliegen. Die Evangelische Kirche in Deutschland und die Deutsche Bischofskonferenz haben gemeinsam eine Handreichung und ein Formular für eine christliche Patientenverfügung herausgegeben.2 Nach ihrer Ansicht findet das Selbstbestimmungsrecht des Patienten seine Grenze allerdings dort, wo die Forderung nach Tötung auf Verlangen erhoben wird. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern ist überdies umstritten, wie verbindlich Patientenverfügungen für die behandelnden Ärzte und das Pflegepersonal aus rechtlicher Sicht sind, oder anders gefragt, welche Kriterien solche Verfügungen erfüllen müssen, um als rechtverbindlicher Ausdruck des Patientenwillens für den Fall zu gelten, dass der Patient aktuell nicht mehr zustimmungsfähig ist. Im Ringen um klare gesetzliche Regelungen wird einerseits auf das Prinzip der Patientenautonomie verwiesen, andererseits aber auf das Prinzip der Fürsorge und der Verpflichtung zum Lebensschutz, der aus dem Recht auf Leben abgeleitet wird. Beide Prinzipien werden aus der Menschenwürde abgeleitet, können aber zueinander in Spannung geraten. Umstritten ist auch, ob die Reichweite von Patientenverfügungen auf tödlich verlaufende Krankheiten oder die unmittelbare Sterbephase (Terminal- und Finalphase) begrenzt werden soll, oder ob Patientenverfügungen auch für Krankheitslagen gelten sollen, die nicht zum Tode führen. Darüber wird auch in den Kirchen weiter intensiv diskutiert.

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  1. Eine gute Übersicht über weitere Formulare bietet das Buch von Th. Jacobi/A. T. May/R. Kielstein/W. Bienwald (Hrsg), Ratgeber Patientenverfügung. Vorgedacht oder selbstverfasst? (Ethik in der Praxis — Materialien 2), Münster (2005).

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  4. Die österreichischen Bischöfe, Leben in Fülle. Leitlinien für katholische Einrichtungen im Dienst der Gesundheitsfürsorge (Schriftenreihe „Die österreichischen Bischöfe“, Nr 6) Wien (2006), http://www.bischofskonferenz.at/article_detail.siteswift?so=all&do=all&c=download&d=s%3A12%3A%22article%3A84%3A6%22%3B.

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Körtner, U.H.J. (2007). Patientenverfügungen in der theologischen Diskussion. In: Körtner, U.H.J., Kopetzki, C., Kletečka-Pulker, M. (eds) Das österreichische Patientenverfügungsgesetz. Schriftenreihe Ethik und Recht in der Medizin, vol 1. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-211-70877-4_2

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