Auszug
Zu Ende des ersten Teiles wurde darauf hingewiesen, dass Repräsentativsysteme Ausdruck bestimmter Wertvorstellungen und Gesellschaftsmodelle sind. Diese bestimmen, welchen Personen oder Gruppen welches Ausma Gestaltungsmöglichkeit des politischen Systems eingeräumt wird. Das heißt Wertsysteme sind operativ, da sie Institutionen und Praktiken definieren und im Sinne Terence Balls “deadly hermeneutics” konstituieren. Paradigmatisches politisches Wertsystem westlicher Gesellschaften ist die Demokratie. Allen verschiedenen Ausprägungen der Demokratie ist eines gemeinsam: das Prinzip der Egalität. Gemäß dem egalitären Prinzip sollen jeder Person dieselben Chancen eingeräumt werden, am politischen Leben teilzuhaben und eigene Ideen, Wünsche, Interessen etc. diskutiert und verwirklicht zu sehen. Haben sich repräsentative Systeme schon zu Ende des Spätmittelalters ausgebildet, so ist die Bedingung der politischen und rechtlichen Egalität eine Erfindung der Moderne basierend auf der überzeugung persönlicher Autonomie. Zwischen beiden Prinzipien, der Egalität und der Repräsentation besteht eine fundamentale Spannung, die zu entschärfen Aufgabe moderner demokratischer Systeme ist. Denn wie bereits ausgeführt sind Demokratie und Repräsentation nicht notwendig deckungsgleich und aufeinander verwiesen. Ganz im Gegenteil, zeigt doch die Genese des Konzepts der Reprärsentation in allen drei westlichen Hauptausprägungen, der englischen, amerikanischen und französischen Tradition, dass es geraume Zeit in Anspruch nahm, bis es gelang, das Recht auf und zur Repräsentation unabhängig von Bildung, Reichtum, Klasse etc. zu etablieren.
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(2007). Repräsentative Politik in Europa?. In: Repräsentation ohne Demokratie. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-211-69916-4_9
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