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Politische Repräsentation in der Europäischen Union

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Repräsentation ohne Demokratie
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Auszug

Aus der Sicht Renaud Dehousse’s (2003: 139) ist das Modell der repräsentativen Demokratie “analytically weak and ill-adapted to the specificity of the European Union.” Die Besonderheit Europas wird negativ definiert, d.h. wir postulieren den Nationalstaat als funktionierende Polity — als Norm — und markieren die Abweichungen der transnationalen Ebene. Das Ergebnis ist ein eindrucksvoller Katalog von potentiellen Defiziten europäischen Regierens: (1) Die EU ist ein variables System hybrider Netzwerke, das auf verschiedenen Ebenen mit verschiedenen Akteuren mit divergierenden Interessen operiert. Politische Kontrolle wird durch diesen Zustand erschwert. (2) Es gibt keine kollektive europäische Identität, die Loyalität der Bürger ist primär auf den Nationalstaat gerichtet. (3) Die Entstehung einer paneuropäischen politischen Diskussion wird durch die Absenz einer lingua franca verhindert. (4) Anstelle eines Demos ist Europa durch die Pluralität von Demoi charakterisiert, daher ist ein majoritäres System der politischen Dezision äußerst schwierig zu entwickeln. (5) Die Legitimität der supranationalen Institutionen basiert nicht auf Wahlen, da Wahlen zum EP mit nationalen Plattformen und Themen geführt werden. Das Ergebnis der Wahlen hat keinen Einfluss auf die Zusammensetzung einer Exekutive. (6) Der Entscheidungsprozess ist obskur, intransparent und abgehoben (Dehousse 2003: 137ff.; siehe dazu auch Majone 2000).

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Literatur

  1. Siehe zu den Zahlen auch Andreas Føllesdal (1998: 234).

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  2. Siehe zum Folgenden Anne Peters (2001: 666).

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  3. Auf große Zustimmung traf die Entwicklung der intergovernementalen Züge der Gemeinschaft bei den Anhängern des supranationalen Charakters nicht. So begründete der Präsident der Hohen Behörde René Mayer seinen Rücktritt wenige Wochen nach der Unterzeichnung der Römer Verträge mit den Worten: „Ich werde freier sein zu handeln und größeren Einfluss ausüben können als wenn ich in einer Institution verbliebe, die nicht länger supranational organisiert ist.“ (Spierenburg/ Poidevin 1993: 493).

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  4. Valéry Giscard d’Estaing wollte in seinem Entwurf einer Verfassung für die EU den Europäischen Rat als „höchste Autorität der Union“ bezeichnet wissen und eine Umkehrung der Reihenfolge, in der die Institutionen der EU aufgelistet werden, vornehmen. Das Parlament sollte nach seinen Vorstellungen erst hinter dem Rat genannt werden. Vgl. dazu Peter Norman (2003, Kap. 14).

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  5. Geschäftsordnung des Rates, OJ L 230, 28.2.2002.

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  6. Die Einrichtung mehrerer Spezialausschüsse, z.B. der politische Ausschuss, der ehemalige „K4“-Ausschuß, der Budget-Ausschuß hat die zentrale Rolle des COREPER in den letzten Jahren aber begonnen auszuhöhlen. Im Gegenzug ist die Bedeutung des Ratssekretariats gestiegen. Siehe dazu Derek Beach (2004) und Jeffrey Lewis (2000).

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  7. Ausnahmen sind rar: Jaap W. de Zwaan (1995), Michael Mentler (1994), Jeffrey Lewis (2000); Marinus van Schendelen (1996).

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  12. Zur Unterscheidung von diffusen und spezifischen Interessen siehe Patrick Dunleavy (1988).

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  13. Vgl. auch Rainer Eising (2001).

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  14. Für Justin Greenwood (2003: 13) ist diese Zahl allerdings Teil der Folklore.

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  15. KOM (2001) 428 endg.

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  16. Eine äußerst kritische Interpretation des Weißbuches liefern Joseph Weiler et al. (2001).

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  23. Vgl. Beate Kohler-Koch et al. (2004: 241): „Entsprechend zeigt sich in der empirischen Analyse ein hoch signifikanter Zusammenhang zwischen dem Budget eines Verbandes und der Häufigkeit seiner Kontakte zu den Gemeinschaftsinstitutionen.“

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  24. Siehe dazu Mark Aspinwall (1998), der darlegt, dass eine bemerkenswerte Zahl von EU Politiken durch wenige einflussreiche Interessengruppen auf Kosten von finanzschwächeren Gruppen determiniert wird.

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  25. Beate Kohler-Koch (1998) weist darauf hin, dass der Begriff des Lobbyismus beim EP kein allzu gutes Image hat.

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  26. Es gab allerdings auch in der ÖVP Gegenstimmen zu einer Beitrittsoption. Siehe dazu Heinrich Schneider (1990: 240).

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  27. Im Sinne Ladrechs (1994: 70) wird Europäisierung als “incremental process reorienting the direction and shape of politics to the degree that EC political and economic dynamics become part of the organizational logic of national politics and policy-making” verstanden.

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(2007). Politische Repräsentation in der Europäischen Union. In: Repräsentation ohne Demokratie. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-211-69916-4_8

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