Auszug
Ort der neu geschaffenen Kapelle ist ein parallel zur Sakristei verlaufender Stichgang im Quertrakt der barocken Klosteranlage. Der Vorgabe eines linearen Raumtypus mit einseitig hoher Befensterung galt es architektonischen Halt einzuschreiben. Dies erfolgt mit einer Konstellation abstrahierter, raumaktivierender Elemente, von denen nur eines in die Substanz eingreift: die — leere — Grabnische in der Mittelmauer zur Sakristei, herausgeschnitten aus einem Block heimischen Konglomeratgesteins. Sie wird zum zentralen Ort und Angelpunkt einer breiten Querorganisation, die hervorgeht aus dem Zusammenwirken eines dunkleren Feldes in den Bodenplatten aus Wachauer Marmor vor der Grabnische, mit dem zum Altar heraus gewälzten Steinblock, dem rotgläsernen Ambo und dem aufragenden Holzkreuz. Zwei lange, einander zugewendete Winkelelemente — aus Holz das eine, erdnah und die Außenmauer abschirmend — aus Glas das andere, im Luftraum der Gewölbe schwebend, das Osterbild von Wolfgang Stifter tragend — laden den Raum spirituell auf. Sie nehmen eingangs mit einem ausgreifenden Arm die Längsbewegung Eintretender auf, um mit den anderen Armen die Zone andächtiger Sammlung zu umfassen und abzuschließen. Auf knappstem Raum und mit wenigen sorgsam gesetzten Maßnahmen gelingt die überraschende Transformation vom belanglos profanen Korridor in einen besonderen Sakralraum von elementarer Kraft. WZ
Literatur/Preise
Zugänge. Ernst Beneder. UmSicht 2, Wien, 1997
Otto Kapfinger: Osterkapelle Augustiner Chorherrenstift Herzogenburg, Wien, 1999
Marcus Nitschke: Osterkapelle im Stift Herzogenburg. In: Raum und Religion. Europäische Positionen im Sakralbau. Salzburg, München, 2005
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Beneder, E. (2007). Osterkapelle, Stift Herzogenburg. In: Zschokke, W., Nitschke, M. (eds) ORTE. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-211-69300-1_17
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