Auszug
Ich sah, wie die Grasgabel auf mich zuflog. Dieser schwirrende dreizackige Speer wird in Sekundenschnelle auf der Höhe meines rasenden pulsierenden Herzens in meinen fünfjährigen Rücken hineinstechen. Es geschah an einem schwülen spätsommerlichen Nachmittag. Ich rannte um mein Leben. Das erste Mal spürte ich einen ohnmächtigen Lebensschmerz. Ich schrie Zeter und Mordio. Das hielt die Welt zwischen mir und meinem Onkel Hannes still. Mit all meiner verbleibenden Kraft hechtete ich hinter den Brunnen. Schon steckte die Grasgabel im Kies vor dem Brunnen. Ich zitterte am ganzen Leib, war außer Atem, ja war fast nur noch Atem. Dröhnenden Herzens raste das Blut im kleinen Körper, langsam löste sich mein Tränenwasser. Mein Schrei, die Schreie meiner Basen und Vetter ließen andere Erwachsene aus der Stube heraus ins Freie stürzen. Als ich meinen hochroten Kopf langsam über den Brunnenrand hob, sah ich, wie sie meinen Onkel, auf beiden Seiten packend, ins Haus hineinschoben. Ich sah sein schmerzverzerrtes, vom Jähzorn verstelltes Gesicht. Ich war heilfroh, noch am Leben zu sein. Rückblickend ist dies mein erstes bewusstes Erlebnis mit Jähzorn in unserer Großfamilie.
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(2007). Woher kommt Jähzorn?. In: Jähzorn. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-211-48623-8_1
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