Zusammenfassung
Obwohl gedanklich fundierte Architektur auch ihre äußerlich unspektakulären Erscheinungsformen miteinschließt, ist die Architektur von Josef Lackner stets explizit und augenscheinlich, sie spricht eine deutliche Sprache (sodass sie eigentlich nicht gedeutet werden muss) und beansprucht kraft ihrer konzeptuellen Eigenart eine autonome Position. Der Architekt, der wie er sagte, in seiner Arbeit ,immer wieder einen erfinderischen Sprung’machen wollte und sich keine vorgefassten Lösungen gestattete, versuchte selbst vermeintlich substanzlosen Bauaufgaben neue Perspektiven abzugewinnen, und — in einer unauflöslichen Beziehung zwischen Konstruktion und ‚Inhalt‘einem scheinbar stabilen Gebäudetypus unerwartete Wendungen zu geben. Die für Lackner wohl charakteristische Beziehung zwischen Konstruktionslogik und architektonischem Überraschungsmoment lässt sich anhand von fünf exemplarischen Beispielen (eine Kirche, ein Jugendzentrum, ein Privatbad, eine Schule, eine Werkshalle) veranschaulichen. Ich gehe dabei von der Annahme aus, dass rationale Grundlagen wie Konstruktion, Geometrie und Symmetrie von Lackner nicht erfindungsreich gebrochen, sondern gezielt artikuliert werden, um in ihrer Zuspitzung Sprungbrett gedanklicher Freiheit zu sein. Strukturelle Ordnung und konstruktive Logik bilden demnach nicht den Widerpart, sondern das Fundament und den Rahmen jenes erfinderischen Sprungs’, den der Architekt in vielen seiner Projekte vollzog. Aus der Rationalität schlüssiger Konstruktion allein ließen sich Lackners Raumerfindungen nur schwer ableiten. Rationalität fasziniert’, schreibt er 1977, doch ,die Architektur ist nur in Grenzbereichen rationell. Oft muss der Architekt diesen überschaubaren Weg zugunsten eines wagemutigen Tastens verlassen.’Das mag auch erklären, warum sich Lackner, anders als viele seiner Kollegen aus der Holzmeister-Schule, zum Rationalismus Konrad Wachsmanns nicht vorbehaltlos hingezogen fühlte1.
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Notes
Josef Lackner did not take part in the Wachsmann seminars held at the Salzburg Summer Academy from 1956 to 1960.
Lackner won this competition against such rivals as Gsteu, Haas, Wechsler and Zelger. On the jury were, among others, Herbert Muck and Anton Schweighofer. The project received international attention. In The New Churches of Europe, an anthology that included 60 examples, the St. Pius X Church in Neu-Arzl was the only work from Austria mentioned. Cf. G. E. Kidder Smith. The New Churches of Europe, London (Architectural Press), 1964.
This measure was criticised by a number of fellow Holzmeister disciples: Friedrich Kurrent wrote him a postcard that read:‘;Hey, you corner hacker.’(Oral statement by F K in March of 2008). Friedrich Achleitner also mentioned these corners repeatedly, though more in the sense of them representing a breaking away from the square and the foundation for Lackner’s later predilection for the diagonal.
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© 2008 Bettina GÜtz / Springer-Verlag, Wien
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Kaiser, G. (2008). Ratio mit Überraschungsmoment. In: Götz, B. (eds) Before Architecture. Vor der Architektur. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-211-09426-6_2
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