Zusammenfassung
New Orleans, Anfang November: eine Mischung aus warmer Sonne und beißender Kälte, Wetter auf dem Scheitelpunkt zwischen feuchtem Sommer und kühlem Winter, zwischen langärmeligen Hemden und leichten Mänteln. Mein Hotel lag im regen Hauptgeschäftsviertel, einen kurzen Spaziergang vom Französischen Viertel entfernt, und dieser Spaziergang war wie das veränderliche, unsichere Wetter. Aus dem sicheren Hort einer amerikanischen Hotelkette begab ich mich ins Kriegsgebiet, harmlos bei Tage, doch unheimlich in den Nachtstunden, wenn die Discount-Schuhgeschäfte, die Secondhand-Kleidershops und die Donut-Läden (Läden mit amerikanischen Gebäck, Anm. d. Üb.) geschlossen sind und die leger gekleideten Angestellten, die man hier tagsüber trifft, den schäbig gekleideten Drogensüchtigen und Alkoholikern gewichen sind — Raubtiere, die gegen eine Hauswand lehnen oder sich in einer Bushaltestelle zusammendrängen, wo sie bis in alle Ewigkeit auf einen anderen Bus warten. Während ich auf meinen langen, einsamen Gängen durch diesen Distrikt diese menschlichen Raubvögel beobachte, die wiederum mich beobachten, ist mir, als könne ich ihre Gedanken lesen: Ist er ein Polizist? Hat er Geld? Oder sie fragen sich nur, wie sie an den nächsten Schuß kommen. New Orleans, eine wunderschöne Stadt, die von Zeit zu Zeit die höchste Mordrate der Vereinigten Staaten aufweist, war in diesem Spätherbst 1995 vorübergehend Heimat einer Gruppe Geologen. Mehr als 7000 Teilnehmer waren zum jährlichen Treffen der Geological Society of America angereist, um vier Tage lang wissenschaftlich zu arbeiten, zu debattieren, zu trinken und zu politisieren. Ich war einer von ihnen.
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© 1998 Springer Basel AG
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Ward, P.D. (1998). Die Aussterbekurve. In: Ausgerottet oder ausgestorben?. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-7797-8_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-0348-7797-8_8
Publisher Name: Birkhäuser, Basel
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