Zusammenfassung
Die Philosophien unterscheiden sich von den übrigen Wissenschaften wohl am meisten dadurch, dass sie auf den ganzen Menschen wirken, ihn befreien oder erlösen wollen. Darum sind sie auch den soliden ernsthaften Gelehrten häufig suspekt, sie sind Grenzüberschreitungen, unerlaubte Extrapolationen, denen die wahre Wissenschaftlichkeit abgeht. Aber wenn der Gelehrte seine Wissenschaft zu überblicken gelernt hat, nach jahrelangem Studium der Einzeldisziplin, so kann ihm nicht entgehen, dass sie in ein grösseres Ganzes hineingestellt ist und dass zu Beginn seiner Wissenschaft Philosophie gestanden hat, die überhaupt erst die Möglichkeit der Wissenschaft erkannt hat. So wird man dann doch dazu geführt, sich über die eigene Wissenschaft zu fragen, welche Stellung sie im Ganzen hat und was sie eigentlich bedeutet. Warum soll der Körper gesund sein und warum sollen wir alte Schriften lesen ? Die Antwort auf derartige Fragen wird immer im Hinweis auf irgendeine Erlösung bestehen, falls man sich nicht einfach mit der Feststellung begnügt: „wir können nicht anders, es gibt kein Zurück“. Denn die Nützlichkeit kann nicht mehr ins Feld geführt werden, weil sie immer etwas Dahinterliegendes als Ziel voraussetzt, und das letzte Ziel kann nur die Form eines Endes, eines letzten Ruhepunktes haben; diesen erreicht zu haben, bezeichnet man aber als Befreiung.
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Speiser, A. (1955). Der Erlösungsbegriff bei Plotin. In: Die Geistige Arbeit. Wissenschaft und Kultur, vol 9. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6938-6_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6938-6_6
Publisher Name: Birkhäuser, Basel
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