Zusammenfassung
Aus den einfachen und zweckmäßigen Gewandformen, die seit dem Mittelalter allen Bauern in Mitteleuropa im großen und ganzen gemein waren, entwickelten sich mit wachsendem Standesbewußtsein und Wohlstand im 18. Jahrhundert landschaftlich gebundene Bauerntrachten. Waren sie ursprünglich mit groben Händen aus grobem Zeug für harte Arbeit in Feld und Stall, zu Berg und Tal geschaffen, aus eigenem Flachs und eigener Wolle «selber gspunnen und selber gmacht», wie es im Liede heißt, so kam mit dem Aufblühen von Handel und Gewerbe allerart Zierat und verfeinertes Gewebe zur Anwendung, namentlich für feiertägliche Gewänder. Söldnerdienst brachte die Bauernsöhne in fremde Länder, aus denen sie nicht nur klingende Taler, sondern auch neue Moden und Lebensanschauungen sowie manchen schönen Kram heimbrachten. Die Putzsucht der Frauen und der Trieb zur Nachahmung der obern Stände, der Burger und Patrizier, trug das weitere dazu bei, daß sich im 18. Jahrhundert in ganz Europa die mannigfaltigsten Bauerntrachten entfalteten. Auch die Schweiz, welche von bedeutenden europäischen Handelswegen durchzogen war und an der Geschichte des Abendlandes kraftvollen Anteil hatte, machte diese Entwicklung auf engem Räume mit. Wie ein Haus verschiedene Stuben und Kammern hat, so hat auch unser Schweizerland mancherlei Stuben und Kammern; breite, von verschwundenen Gletschern ausgeschliffene Talböden, fruchtbare Ebenen und Moränenhügel, heitere Seebecken und tiefe Bergtäler. In diesen in sich abgeschlossenen Lebensräumen bildeten sich von alters her aus gemeinsamer Arbeit und gemeinsamem Schicksal Gemeinschaften mit eigenen Sitten und Gebräuchen.
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Schürch, L., Witzig, L. (1984). Trachtenkunde. In: Trachten der Schweiz. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6751-1_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6751-1_2
Publisher Name: Birkhäuser, Basel
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