Zusammenfassung
Trotz des Gefühls der Unausweichlichkeit, das in bestimmten Berichten über das Leben der Wildbeuter-San aufkommt, läßt die Vorstellung, sie repräsentierten die menschliche Lebensweise im Verlauf der Evolution, viel zu wünschen übrig. Erstens ist das in einem biologischen oder psychologischen Sinn gar nicht der Fall. Biologisch und psychologisch sind sie uns viel ähnlicher. Auf direkte Weise können wir ja über die Funktionen von Gehirn und Geist unserer Vorfahren nichts wissen, nicht einmal über die vor erst fünfzigtausend Jahren. Nur im groben anatomischen Aufbau, in der materiellen Kultur und in manchen Einzelheiten ihrer Subsistenzökologie lernen wir unsere fernen Vorfahren jemals kennen. Schlimmer noch, die San stellen nicht in jeder Einzelheit — nicht einmal in den meisten Einzelheiten — die Lebensweise heute lebender Wildbeuter allgemein dar. Diese reichen von den arktischen, in Iglus hausenden Eskimos bis zu den bumerangwerfenden Wüstennomaden im Australien der Ureinwohner, von den elefantenjagenden Pygmäen des afrikanischen Tropenwaldes bis zu den langbogenbewaffneten Siriono des Amazonas. Die Komplexheiten all dieser Welten können kaum der traditionellen Lebensweise von einigen tausend San-Buschleuten untergeordnet werden.
Ursprung des Menschen jetzt bewiesen. Jener, der den Pavian versteht, würde zur Metaphysik mehr beitragen als Locke. Charles Darwin, ‹Das M-Notizbuch›, 1856
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Anmerkungen und Quellen
Meine Lieblingsbücher über menschliche Evolution sind von Bernard G. Campbell, ‹Humankind Emerging›, Boston 1979 (‹Die Menschheit tritt auf den Plan›), ein einführender Bericht zum fossilen und archäologischen Beweismaterial, und ‹Human Evolution›, 2. Aufl., Chicago 1974, ein mehr theoretisches, aber sehr lesbares Buch, das sich vor allem mit der funktioneilen Bedeutung der anatomischen Veränderungen im Verlauf der Anatomie befaßt (dadurch ist das Werk für mich geistig besonders befriedigend). Eine neue, moderne Darstellung der Fossilbeweise ist G. E. Kennedys ‹Paleoanthropology›, New York 1980. Zwei populäre, wenn auch etwas einseitige und widersprüchliche Berichte über neuere Funde stammen von Richard Leaky und Roger Lewin, ‹Origins›, New York 1979, sowie von Donald J. Johanson und Maitland A. Edey, ‹Lucy: The Beginnings of Humankind›, New York 1981. John E. Pfeiffers Buch ‹The Emergence of Culture), New York 1982, über die großen kulturellen Fortschritte der Spätsteinzeit ist eine wertvolle und lesbare Zusammenfassung.
48 Allgemeine Grundlagen über Jäger/Sammler: Richard B. Lee und Irven DeVore, Hsgb., ‹Man the Hunten, Chicago 1968, und M. G. Bicchierie, ‹Hunters and Gatherers Today: A Socio-Economic Study of Eleven Such Cultures in the Twentieth Century›, New York 1972.
49 Die ‹Substantia nigra›: Harvey B. Sarnat und Martin G. Netsky, ‹Evolution of the Nervous System›, Oxford 1974.
50 Vergleichende Untersuchung höherer Primaten: Irven DeVore, Hsgb., ‹Primate Behavion: Field Studies of Monkeys and Apes›, New York 1965; Alison Jolly, ‹The Evolution of Primate Behavior›, New York 1972; and Hans Kommer, ‹Primate Societies: Group Techniques of Ecological Adaptations›, Chicago 1971.
57 Entwicklung der Frauen: Eine der ersten modernen Arbeiten zu diesem Thema ist Sarah Blaffer Hrdy’s ‹The Woman That never Evolved›, Cambridge, Mass., 1981.
60 Angedeutet von Darwin: Charles Darwin ‹Die Abstammung des Menschen›, Stuttgart 1884–1887.
62 Der Rest der Geschichte: Eine gute Zusammenfassung der letzten Jahrmillion in William W. Jowells ‹Evolution of the Genus Homo›, Reading, Mass., 1973.
64 Feuer unter menschlicher Herrschaft: D. R. Black, P. Teilhard de Chardin, C. C. Young, W. C. Pei, ‹Fossil Man in China: The Choukoutien Cave Deposits...›, zit. bei Campbell, ‹Humankind Emerging›.
65 ‹Schau nicht zu lang...›, Herman Melville, ‹Moby Dick›, Kap. 96, Reinbek 1956.
65-66 Brutale Großwildjagd: F. Clark Howell, ‹Early Man›, Chicago 1973.
66 Früheste Exemplare des Homo sapiens-. Howells, ‹Evolution of the Genus Homo›.
66 Der erste Neandertaler: Eigentlich gab es schon 1829 und 1843 erste Funde von Neandertaler-Überresten, die aber nicht beachtet wurden. Zur Diskussion siehe G. E. Kennedy, ‹Paleoanthropology›, New York 1980.
66 Neandertaler des Nahen Ostens: Eine maßgebliche Behandlung der Skelettüberreste von Neandertalern in den Werken von Erik Trinkaus, etwa ‹Hard Times among the Neandertals› in ‹Natural History› 87, 1978.
70–71 Altamira, Font de Gaume, Trois Frères: Abbé. Breuil, ‹Four Hundred Centuries of Cave Art›, Montignac 1953.
71–72 Andere Erklärungen für Höhlenmalerei: Ann Sieveking, ‹The Cave Artists›, London 1979.
Rights and permissions
Copyright information
© 1984 Springer Basel AG
About this chapter
Cite this chapter
Konner, M. (1984). Der Schmelztiegel. In: Die unvollkommene Gattung. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6749-8_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6749-8_3
Publisher Name: Birkhäuser, Basel
Print ISBN: 978-3-0348-6750-4
Online ISBN: 978-3-0348-6749-8
eBook Packages: Springer Book Archive