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Zusammenfassung

Bei vielen Biologen und Verhaltenswissenschaftlern ist es heutzutage üblich, Wort und Begriff ‹System› auf eine etwas komplexere und spezifischere Art zu gebrauchen als im Alltag. Im Grunde ist das ein Begriff, eine Definition, entliehen von der Technik, wo ‹Systeme› oft elegant sind, vielseitig, präzise, im Ablauf zu überblicken, für mathematische Eingriffe geeignet. Bei einem klassischen Beispiel, dem Thermostaten, erhält ein Wert (Temperatur) einen Einstellungspunkt (etwa 22°C); das System stellt Abweichungen vom Einstellpunkt fest und korrigiert sie. Das ist ein einfaches Steuersystem mit negativer Rückkopplung. Bei einem anderen, der Antiraketen-Rakete, stellt das System die Entfernung zu einem Ziel fest (hier Hitzequelle des angepeilten Raketenmotors) und ruft in diesem System Reaktionen hervor, bis der Kontakt hergestellt ist; ein ‹zielkorrigiertes Rückkopplungs-Steuersystem). Vollkommen klar, daß manche Aspekte menschlicher biologischer und verhaltensmäßiger Funktion einem von diesen oder vereinzelten anderen einfachen technischen Systemmodellen gleichen — etwa die Regelung der Körpertemperatur oder (obschon weniger exakt), mit dem Essen aufzuhören, wenn man satt ist. In vielen anderen Fällen trifft das nicht zu.

Wär alles Sex, so könnte jede zitternd’ Hand uns wie die Puppen quieken lassen, was man hören will. Doch sieh, wie skrupellos das Schicksal uns verrät; es läßt uns weinen, lachen, ächten, stöhnen und traurig Heldenhaftes schreien, zwingt ab uns Gesten von Wahnsinn oder heller Freude, ganz ohne Rücksicht auf dieses erste, vornehmste Gesetz. Qualvolle Stunde! Die Nacht von gestern saßen wir am Teich, der rosig, belogen grell mit Lilien über hellem Chrom, so scharf beinah wie Sternenlicht, dieweil ein Frosch aus seinem Bauch so häßlich schrie. Wallace Stevens ‹Le Monocle de mon Oncle›

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Anmerkungen und Quellen

  • Die Emotion der Wollust hat sich wissenschaftlicher Untersuchung in erstaunlicher Weise zugänglich gezeigt, und es gibt zu allen Facetten eine reichhaltige Literatur. Eine ausgezeichnete Einführung in die evolutionären Dimensionen des Themas ist Martin Dalys und Margo Wilsons ‹Sex, Evolution and Behavion, North Scituate, Mass., 1978. Die physiologische Psychologie des Sexuellen ist zusammengefaßt in G. Bermants und J. Davidsons ‹Biological Basis of Sexual Behaviour›, New York 1974. Eine neuere kulturvergleichende Sicht bietet Gwen J. Broude mit ‹The Cultural Management of Sexuality› in ‹Handbook of Cross-Cultural Development›, New York 1981. Die Berichte von Alfred Kinsey und seinen Mitarbeitern über das sexuelle Verhalten von Mann und Frau, Bln./Ffm. 1955, bleiben die am besten dokumentierten Darstellungen durchschnittlicher Sexualbetätigung in den Vereinigten Staaten. Sie gelten natürlich für die USA der vierziger Jahre, aber wir warten noch immer auf gleichermaßen solide Arbeit zu neueren Sexualgewohnheiten — eine große Lücke in unserem derzeitigen Wissen. Schließlich sollte kein belesener Mensch, der Interesse für das Sexuelle aufbringt, es versäumen, sich mit Masters’ und Johnsons ‹Die sexuelle Reaktion›, Reinbek 1970, zu befassen, einer kostbaren Quelle überaus wichtiger Information und ein Wendepunkt in der Geschichte der Sexualforschung.

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  • 261–263 Kontrollsystemtheorie für Sozialverhalten: Die Anwendung eines solchen Modells auf den spezifischen Fall von Mutter-Kind-Beziehungen schildert John Bowlby in ‹Attachment and Loss›, Bd. 1, London 1969. Obwohl es mich nicht überzeugt hat, ist es sehr elegant und liefert viel Nützliches zur Anwendung der Kontrolltheorie auf das Verhalten. (Ich bespreche meine Probleme mit der Kontrolltheorie in Kapitel 15.) Bowlbys Kontrolltheorie ist für sein evolutionäres Modell der Mutter-Kind-Beziehungen, das ich im Grunde für richtig halte, eigentlich nicht notwendig.

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  • 272–273 Polygynie: Daly and Wilson, ‹Evolution and Behavior›, gestützt auf Daten in George Peter Murdock, ‹Ethnographic Atlas›, Pittsburgh 1967.

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  • 277–278 Testosteron rund um die Geburtszeit: Siehe dazu Kapitel 6.

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  • 287 Männliche Werbungsgesten: Niko Tinbergen, ‹Einige Gedanken über Beschwichtigungsgebärden›, in ‹Zeitschrift für Tierpsychologie› 16, 1959.

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Konner, M. (1984). Wollust. In: Die unvollkommene Gattung. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6749-8_12

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  • Publisher Name: Birkhäuser, Basel

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