Der Versuch im Goldfischteich

Zusammenfassung

Der junge Mann ist 21 Jahre alt. Das Prachtbild eines Mannes aus guter Familie, groß, kräftig, breit um die Brust, ein exzellenter Tennisspieler. Unvermutet kommt er aus Pisa zur Arbeitsgruppe Fermi in Rom. Sein Name: Bruno Pontecorvo. Er möchte an den Neutronen-Bestrahlungsexperimenten mitarbeiten. Just laufen Versuche, bei denen Silber bestrahlt wird. Die Versuche sind ganz einfach. Da ist ein kleiner Bleibehälter; in ihn wird die Neutronenquelle und das zu bestrahlende Material gelegt. Das ist jetzt ein kleiner Zylinder aus Silber. Wie in der Wissenschaft üblich, wird jedes Experiment mehrfach wiederholt. Und schon bemerkt Bruno Pontecorvo etwas, das seltsam, neu und völlig unverständlich ist, das noch nie vorher beobachtet wurde. Keiner aus dem Team der Wissenschaftler kann das Phänomen begreifen: Die im Silber entstehende Radioaktivität ist verschieden, je nachdem ob die Silberprobe in der Mitte oder in einer Ecke des Bleibehälters steht. Das Phänomen muß gründlich geprüft werden, und Fermi schlägt vor, die Bestrahlung einmal außerhalb des Bleibehälters vorzunehmen. Nun wird die Angelegenheit ganz unverständlich: Wenn der Silberzylinder bei der Bestrahlung auf einem hölzernen Tisch steht, ist die entsprechende Radioaktivität größer, als wenn er auf einer Metallplatte steht! Alle denkbaren Variationen werden erprobt, und siehe, die stärkste Radioaktivität entsteht, wenn ein Klotz Paraffin in der Nähe ist!

Gutes Beobachten, das Besondere bemerken und ihm ohne Zögern nachgehen — nicht jedem ist das gegeben. Auf dem Wege zur technisch-industriellen Atomenergie gab es 1934 einen solchen Augenblick. Wäre er nicht genutzt worden, wir hätten wohl heute noch keine Atomkraftwerke.