Zusammenfassung
Der Himmel hing tief über den Köpfen unseren Ahnen. Wenn die Astronomen der alten Sumerer, Chinesen und Koreaner die Stufen ihrer gedrungenen steinernen Zikkurats hinaufstiegen, um die Sterne zu beobachten, hatten sie Grund zu der Annahme, daß die Sicht dort besser sein würde. Zwar wußten sie nicht, daß sie, wie wir heute sagen würden, damit Staub und Luftunruhe unter sich gelassen hatten, sondern meinten, dadurch den Sternen wesentlich näher gekommen zu sein. Die Ägypter sahen den Himmel als eine Art Zelt, gestützt von den Bergen an den vier Ecken der Erde, und da die Berge nicht besonders hoch waren, war auch, vermutlich, der Himmel nicht fern; die riesigen ägyptischen Sternbilder schwebten dicht über den Menschen, wie eine Mutter, die sich niederbeugt, um ihr schlafendes Kind zu küssen. Die griechische Sonne war so nah, daß sie das Wachs in den Flügeln des Ikarus schon zum Schmelzen brachte, als er eine Höhe von nur wenigen hundert Metern erreicht hatte, und den armen Jungen ins lieblose ägäische Meer stürzen ließ. Auch die griechischen Sterne waren nicht wesentlich weiter entfernt; als Phäethon die Kontrolle über die Sonne verlor, raste diese plötzlich in die Sterne hinein, wie ein Wagen schleudert, weil er einen Pfosten streift, um dann prompt zur Erde zurückzufallen (wobei sie unterwegs die Äthiopier schwarz brannte).
Chuang Tse
Vielleicht hast du die Musik der Menschen vernommen, aber noch nicht die Musik der Erde. Du magst die Musik der Erde vernommen haben, aber noch nicht die Musik des Himmels.
Platon
Wir hätten keine einzige unserer Betrachtungen über das Weltall über unsere Lippen gebracht, wenn wir weder die Sterne, noch die Sonne, noch den Himmel sehen könnten. Der Anblick von Tag und Nacht, der Ablauf der Monate und der Kreislauf des Jahres jedoch haben uns zum Wissen um die Zahl und der Zeit geführt und zu Untersuchungen über die Natur des Alls angeregt; dadurch erst haben wir Zugang zur Philosophie, dem größten Gut, das die Götter jemals dem sterblichen Geschlecht geschenkt haben und jemals schenken werden.
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Ferris, T. (1989). Der Himmelsdom. In: Kinder der Milchstrasse. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6679-8_1
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