Zusammenfassung
Als nach den Eisenbahnbrücken über den Rhein bei Köln, Kehl und Mainz ein weiterer Übergang bei Koblenz geplant wurde, sind die engmaschigen Gitterträger und auch die Fischbauchträger von Pauli als zu nüchtern und störend abgelehnt und für die liebliche Rheinlandschaft eine flache Bogenbrücke gefordert worden. Die Systeme von gegliederten Bogenbrücken waren von den Holzbauten bereits seit dem 18. Jahrhundert bekannt. Schon 1808 macht der Franzose Bruyière mit Erfolg den Versuch, bei St. Crou einen Steg aus schmiedeeisernen Bogenträgern zu bauen. Die späteren Bogenbrücken aus Gußeisen (vgl. Abschnitt 11) hatten zumeist vollwandige oder röhrenförmige, durch gitterartige Ausfachung der Zwickel versteifte Gurte. Erst 1853/54 entstand, von Etzel erbaut, die Aarebrücke der schweizerischen Centralbahn bei Olten, bei der die 31,50 m weit gespannten vollwandigen Blechbögen allein, d. h. ohne Zwickelverstärkung, als tragende Elemente ausgebildet wurden. Weil jedoch die genaue Berechnung der Bogenträger noch Schwierigkeiten bereitete, und die Brückenbau-Anstalten für die notwendigerweise sehr sorgfältige Herstellung und Montage der Bogenträger zunächst ausreichende Erfahrungen sammeln mußten, hat es ein weiteres Jahrzehnt gedauert, ehe in Deutschland von 1861 bis 1864 bei Koblenz für die Eisenbahnlinie nach Niederlahnstein eine weitgespannte Bogenbrücke gebaut wurde. Der Konstrukteur E. H. Hartwich (1801– 1879) hat dabei erstmals eisernes Fachwerk zwischen gekrümmten, konzentrischen Gurten und dazu zwei Kämpfergelenke verwendet. Die vollendete theoretische und konstruktive Durchbildung dieses Bauwerks war für den späteren Bau weiterer Bogenbrücken für die Eisenbahnen von tonangebendem Einfluß. Mit ihm begann der Aufschwung im Bogenbrückenbau der Neuzeit. Und nicht zuletzt wegen ihrer Schönheit hat diese erste Bogenbrücke bei Koblenz bis zu ihrer Vernichtung während des Zweiten Weltkrieges einen hohen Rang unter allen Bogenbrücken Deutschlands eingenommen.
Zu des Rheins gestreckten Hügeln, Hochgesegneten Gebreiten, Auen, die den Fluß- bespiegeln, Weingeschmückten Landesweiten Möget mit Gedankenflügeln Ihr den treuen Freund begleiten. Johann Wolfgang von Goethe, 1815
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Pottgießer, H. (1985). Zwei eiserne Bogenbrücken über den Rhein bei Koblenz. In: Eisenbahnbrücken. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6662-0_23
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6662-0_23
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