Zusammenfassung
So war nun zu Ende meine Verdingzeit, die Zeit meiner ägyptischen Dienstbarkeit, und wenn ich gerecht sein will, so hatte ich es während derselben besser gehabt als hundert Andere. Am schlimmsten ging es mir beim ersten Meister als sogenanntes Kindemeitschi, doch hatte ich zu essen genug. Recht lustig hatte ich es bei den Alten am Bach, ein freies Leben, wie ich es nur wünschen konnte, und fast Fischeli zMorgen und Krebseli zNacht. Bei dem stattlichen Bauer hoch oben auf dem Berge wurde ich freilich von den Diensten gequält und mußte der Sündenbock sein, aber das ging doch so übel nicht, weil die Meisterleute vernünftig waren. Beim letzten Meister behagte es mir und ich wußte nichts anderes, ich wurde gerühmt, man schien etwas auf mir zu halten, ich konnte fahren und melken, so daß es mir wohl zumute war. Nein, wenn ich seitdem Andere erzählen hörte, wie es ihnen ergangen, so muß ich dem lieben Gott danken, daß er mich nicht so bittere Wege geführt. Ich glaubte manchmal viel ausgestanden zu haben und war von Herzen unglücklich und so ganz verlassen, eine Art Heimweh zerriß mir fast das Herz, und Heimweh und keine Heimat, ist das nicht traurig? Freilich war mein Herz verhärtet worden, und der Knabe war ich nicht mehr, dem die Liebe zu den Augen aus sah und der deshalb auch allenthalben geliebt wurde.
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© 1989 Springer Basel AG
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Gotthelf, J. (1989). Wie ich ein Knecht ward. In: Muschg, W. (eds) Der Bauernspiegel. Birkhäuser Klassiker. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6637-8_15
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