Zusammenfassung
Damals beschlich den Doktor Faustzuguterletzt die Sorge; heute heftet sich an seine Fersen der Zweifel. Kolonisierung und Disziplinierung der Natur sind zurzeit wenig gefragt. Der «faule Pfuhl», ehedem eine Aufforderung zum Entwässern, ist nun ein Feuchtgebiet, zu dessen Schutz Kongresse tagen. Gewiß, die Radialflur von Ensérune, das Gitter der Chinampa-Gärten im Hochtal von Mexiko, die bedeichte Marsch an der Nordsee — sie appellieren weiterhin mit faustischem Pathos an Auge und Herz: heroische Landschaften. Nur: so bedeutende Urbarmachungsvorhaben würden jetzt vermutlich am Einspruch der Ökologen scheitern. Die Bewohner der Nordseeküste müssen ja ihre Zukunftspläne dem gewandelten Zeitgeist gehorsam zurückstutzen: zwar spricht ihnen niemand das Recht auf verbesserten Flutschutz hinter neuen Deichen ab, aber ihr Anspruch auf Sicherheit muß sich gegen den Anspruch des Ökosystems «Watt» auf Erhaltung rechtfertigen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Rights and permissions
Copyright information
© 1985 Georg Gerster
About this chapter
Cite this chapter
Gerster, G. (1985). Neulandgewinnung im Zwielicht. In: Brot und Salz. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6612-5_8
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6612-5_8
Publisher Name: Birkhäuser, Basel
Print ISBN: 978-3-0348-6613-2
Online ISBN: 978-3-0348-6612-5
eBook Packages: Springer Book Archive