Galaxien

Zusammenfassung

Der nächste Gegenstand meiner Beobachtungen war das Wesen oder die Substanz der Milchstraße. Mit Hilfe des Teleskops kann jedermann diese mit einer solchen Deutlichkeit erblicken, daß alle Dispute, die die Philosophen durch so viele Zeitalter hindurch gequält haben, durch den unwiderleglichen und klaren Augenschein ad absurdum geführt werden und wir endlich von wortreichen Streitereien darüber befreit sind, denn die Milchstraße erkennen wir jetzt als eine Ansammlung unzähliger Sterne, die sich in Haufen vereinigt haben. Auf weichen Teil der Milchstraße das Teleskop auch gerichtet wird, sofort bietet sich dem Auge eine riesige Menge von Sternen dar. Viele von ihnen sind recht groß und sehr hell, aber die Zahl der kleineren liegt weit außerhalb jeder Schätzung.

Und was die milchige Helle angeht, die dem Blick wie der Schein weißer Wolken dünkt, so wird sie nicht nur in der Milchstraße sichtbar, sondern mehrere verschwommene Fleckchen fast gleicher schwacher Helligkeit findet Ihr da und dort im Himmel. Richtet Ihr Euer Teleskop auf irgendeinen von ihnen, dann bemerkt Ihr einen Haufen von Sternen, die ganz nahe beieinander stehen. Und noch mehr werdet Ihr verwundert sein, daß Sterne, die bis heute von jedem Astronomen nur als neblige Spuren bezeichnet wurden, sich in Wirklichkeit als Grüppchen von kleinen Sternen erweisen, die auf wundervolle Weise ganz nahe zusammenstehend angeordnet sind. Und obwohl jeder einzelne von ihnen sich entweder wegen seiner Kleinheit oder wegen seines unermeßlichen Abstandes von uns unseren Blicken entzieht, so entsteht doch aus der Vermengung ihrer Strahlen jene Helligkeit, von der man bisher gemeint hat, dort sei ein dichteres Stück des Himmels, das die Strahlen der Sterne oder der Sonne widerspiegele.

Aus Der Sternenbote des Galileo Galilei, Venedig, 1610.