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Die Studiensemester an der Universität in Breslau (1911–1913)

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Part of the book series: Basler Beiträge zur Philosophie und Ihrer Geschichte ((BBPG,volume 10))

Zusammenfassung

Der Wechsel von der Schule an die Universität bringt einen markanten Wandel im Befinden E. Steins mit sich. Das häufige Kranksein hat sie abgelegt, nun erstarkt sie physisch und psychisch, was sogleich die alte Überheblichkeit aufkommen lässt. In ihrer Selbstbiographie vermerkt sie beispielsweise in bezug auf einen Freund, der wegen heftiger Migräneanfälle häufig arbeitsunfähig war: «Da ich meine ganze Studienzeit hindurch immer völlig frisch und gesund war, so hatte ich für ihn immer etwas von dem Mitleid gegenüber dem vital Schwächeren.»1 Der Beginn einer psychischen Veränderung bekundet sich darin, dass E. Stein aus ihrer selbstgewählten Einsamkeit heraustritt, Anschluss an Gleichgesinnte sucht und findet. Das elterliche Haus bleibt Wohnort, dient aber vorwiegend als Schlaf- und Speisestätte: Für «das Familienleben blieb mir kaum noch Zeit übrig. Meine Angehörigen bekamen mich fast nur noch bei den Mahlzeiten zu sehen — und auch da nicht einmal immer. Kam ich zu Tisch, so waren meine Gedanken meist noch bei der Arbeit, und ich sprach wenig», denn «meine philosophischen Probleme waren nichts für den Familientisch»2. Viel besser und ausführlicher liess sich hierüber in einem kleinen Freundeskreis sprechen.

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Anmerkungen

  1. ESW, Bd.VII, S. 142.

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  2. Ebd., S. 143.

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3a Der engste Freundeskreis

  1. Ebd., S. 70.

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  2. Ebd., S. 77.

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  3. Ebd., S. 72.

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  4. Ebd., S. 72.

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  5. Ebd., S. 73.

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  6. Ebd., S. 82.

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  7. Ebd., S. 126: «Der preussische Verein für Frauenstimmrecht, dem ich mit meinen Freundinnen beitrat, weil er die volle politische Gleichberechtigung für die Frauen anstrebte, umfasste überwiegend Sozialistinnen.»

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  8. Ebd., S. 134.

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  9. Ebd., S. 139.

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3b Eine « radikale Frauenrechtlerin » ?

  1. Hans Biberstein (1889 Breslau — 1965 New York) war bereits zu Beginn seines Medizinstudiums mit E. Stein und vor allem ihrer Schwester Erna befreundet. Vgl. ESW, Bd. VII, S. 66f.: Hans Biberstein «gefiel mir gleich sehr gut... Er hat meiner Schwester später einmal gestanden, dass sie damals einigen Grund gehabt hätte, auf mich eifersüchtig zu sein».

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  2. ESW, Bd. VII, S. 71.

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  3. ESW, Bd. VII, S. 70.

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  4. Studentinnen an Universitäten stellten die Ausnahme dar; die Habilitation von Frauen war den meisten Professoren äusserst suspekt, was E. Stein später persönlich erfahren musste. Erste Frau in Deutschland, welche eine venia legendi (Lehrberechtigung für die Universität) erwarb, war die Histologin Adele Hartmann (1881–1937); sie wurde unter dem Datum 13.2.1919 habilitiert (an der Universität München). Vgl. Boedeker/Meyer-Plath: 50 Jahre Habilitation von Frauen in Deutschland — Eine Dokumentation über den Zeitraum von 1920–1970, Göttingen 1974.

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  5. Während dieser Jahre kam es zur Niederschrift der «Steinschen Lehrmeinung über echtes Frauentum» (vgl. Vorwort der Herausgeber der EWS, Bd. V, S. V). Der von den Herausgebern formulierte Titel des V. Bandes der ESW lautet: Die Frau — Ihre Aufgabe nach Natur und Gnade. Der Sammelband enthält folgende Abhandlungen und Vorträge: Der Eigenwert der Frau in seiner Bedeutung für das Leben des Volkes, 1928 (ebd., S. 205–218); Grundlagen der Frauenbildung, 1930 (ebd., S. 73–92); Das Ethos der Frauenberufe, 1930 (ebd., S. 1–16); Beruf des Mannes und der Frau nach Natur-und Gnadenordnung, 1931 (ebd., S. 17–44); Aufgabe der Frau als Führerin der Jugend zur Kirche, 1931 (ebd., S. 189–204); Christliches Frauenleben, 1932 (ebd., S. 45–72); Probleme der Frauenbildung, 1932 (ebd., S. 93–188); Aufgaben der katholischen Akademikerinnen der Schweiz, 1932 (ebd., S. 219–226).

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  6. ESW, Bd.V, Vorwort der Herausgeber, S. V. — Während der Jahre 1928–1931 war E. Stein an vielen pädagogischen Kongressen und Studientagungen Gastrednerin, beispielsweise in Zürich, Basel, Paris, Wien, Salzburg, Prag. Ihre Haupttätigkeit aber blieb der Deutschunterricht am Lyzeum und Lehrerinnenseminar «St. Magdalena» in Speyer.

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  7. Überschrift eines 1930 gehaltenen Vortrags (ESW, Bd. V, S. 1–15).

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  8. Titel eines Zyklus von vier Vorträgen, die E. Stein 1932 für die Kathol. Frauenorganisation in Zürich hielt (vgl. Vorwort der Herausgeber der ESW, Bd.V, S. XXVI f. und S.45–72).

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  9. Überschrift eines 1931 in Augsburg gehaltenen Vortrags (vgl. ESW, Bd. V, S. XXXI ff. und S. 189–204).

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  10. «Der Eigenwert der Frau in seiner Bedeutung für das Leben des Volkes» lautet die Überschrift eines Referats, das E. Stein am 12. April 1928 in Ludwigshafen hielt (vgl. ESW, Bd. V, S. XXXIII ff. und S. 205–218).

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  11. Vgl. ESW, Bd. VII, S. 70, 123, 126, 129, 134.

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  12. Ebd., S. 104.

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  13. Ebd., S. 74.

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  14. Ebd., S. 126.

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  15. Brief an Sr. Callista Kopf vom 8.8.1931 (Br. Nr. 100 in: ESW, Bd. VIII).

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3c Die Wahl der Studienfächer

  1. ESW. Bd. VII, S. 110 f.

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  2. Ebd., S. 122f.: «Die akademische Freiheit), in die ich eintrat, war ein zweischneidiges Schwert. Es gab damals für uns keinen vorgeschriebenen Studienplan ...»

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  3. Ebd., S. 121.

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  4. Vgl. ebd., S. 121 und 123. E. Stein hatte ein realgymnasiales Abitur gemacht, d. h. ohne Griechisch, weshalb sie jetzt einen Anfängerkurs belegte; sie (S. 121) «war immer sehr unzufrieden, dass wir kein humanistisches Mädchengymnasium hatten, und wollte jetzt etwas von dem Versäumten nachholen» (ebd., S. 121).

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  5. Ebd., S. 123.

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  6. Ebd., S. 122. Eugen Kühnemann (1868–1946) betrieb nebst Kantstudien vor allem historische Forschungen über Herder und Schiller. Er habilitierte sich 1895 in Marburg, wo er 1901 Extraordinarius für Philosophie wurde; 1903 folgte er einem Ruf nach Bonn, 1906 wurde er ordentlicher Professor der Philosophie in Breslau, wo er bis zu seiner Emeritierung 1935 blieb, unterbrochen von mehreren längeren Aufenthalten als Gastdozent in den USA. — Vgl. Kühnemanns eigene Lebensdarstellung; in: Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen, hrsg. von R. Schmidt, Bd. VI, Leipzig 1927, S. 1–36.

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  7. William Stern (1871–1938) studierte in Berlin Philosophie und Psychologie — beide Gebiete blieben zeitlebens seine grosse Leidenschaft. Er promovierte daselbst 1892 und wurde 1897 Privatdozent: «Im Herbst 1897 begann meine Breslauer Lehrtätigkeit, die sich auf Psychologie, Philosophie und Pädagogik erstreckte ... Meine wissenschaftliche Tätigkeit beginnt sich nun allmählich zu teilen zwischen der Psychologie und der Philosophie. Meine philosophische Neigung wurde mehr und mehr zum furor metaphy-sicus, der aber rein innerlich brannte ...» (S. 139; in: Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen, Bd. VI, Leipzig 1927; vgl. ebd., S. 129–184.) 1907 wurde er in Breslau Nachfolger von Ebbinghaus und erhielt ein Extraordinariat, das er bis zu seiner Berufung zum Philosophie-Ordinarius in Hamburg 1916 ausübte.

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  8. ESW, Bd.VII, S. 131.

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  9. Richard Hönigswald (1875–1947) promovierte 1902 in Wien zum Dr. med. und 1904 in Halle zum Dr. phil.; er habilitierte sich 1906 in Breslau, wo er bis zu Sterns Wegzug Privatdozent für Philosophie war; dann wurde er dessen Nachfolger. 1930 folgte er einem Ruf als Philosophie-Ordinarius nach München. Als gebürtiger Jude zwangen ihn die politischen Geschehnisse in Deutschland 1933 zur Emigration (USA). Vgl. Philosophen-Lexikon, Handwörterbuch der Philosophie nach Personen, hrsg. von W. Ziegen-fuss/G. Jung, Bd. 2, Berlin 1950, S. 553–554.

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  10. ESW, Bd. VII, S. 121 f.

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  11. Ebd., S. 121.

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  12. Ebd., S. 150.

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  13. Ebd., S. 121.

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  14. Wahrscheinlich war dieses Extraordinariat für Hönigswald nur ein Notbehelf, um endlich zu einer festen Anstellung zu kommen. Erst 1930, also 55jährig, erhielt er dann einen Ruf als Ordinarius für Philosophie nach München, wo er infolge der Rassengesetze 1933 des Amtes enthoben wurde. — E. Stein vertritt die Meinung (ESW, Bd. VII, S. 122): «Stern und Hönigswald stand in ihrer akademischen Laufbahn die jüdische Abstammung im Wege.»

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  15. Den Breslauer Studienjahren (1911–1913) wird (ganz allgemein) kaum Beachtung geschenkt. In einer 1979 publizierten Chronologie des Lebens von Edith Stein steht beispielsweise: «1911–1913 Besuch der Universität zu Breslau/Germanistik und Geschichte.» (Edith Stein: Mein erstes Göttinger Semester, mit Nachwort und Chronologie, Herausgeber nicht erwähnt, Heroldsberg bei Nürnberg, 1979, S. 39.)

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  16. Baruch de Spinoza (1632–1677) vollendete seine Ethik etwa zwei Jahre vor seinem Tod; sie erschien erstmals 1677, seinem Wunsch entsprechend ohne Angabe des Namens. Die Schrift gilt als Spinozas Hauptwerk und wird heute, aufgrund eingehender religionsphilosophischer Forschungen (insbesondere von H.A. Wolfson) mit anderen Augen gesehen: Zu seinen Lebzeiten wurde Spinoza, der von entschiedener Gottesgläubigkeit, aber gegen jegliche Kirche war, öffentlich als Atheist beschimpft, heute wäre es beinahe ketzerisch zu fragen, ob Spinoza atheistische Gedanken gehegt habe! — Allein zu den beiden ersten der insgesamt fünf Teile der Ethik wurden 1974 von Martial Guéroult 1200 Seiten Kommentar veröffentlicht, was schon darauf hinweist, dass es sich nicht um leichte Ferienlektüre handelt! Grundlos wurde und wird Spinoza nicht der Missverstandene genannt (vgl. beispielsweise den Artikel von R. W. Meyer: Benedictus de Spinoza -Der Missverstandene — Zum 300.Todestag; in: Neue Zürcher Zeitung, Nr.42, 19./ 20. Febr. 1977).

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  17. ESW, Bd. VII, S. 77f. — Die von E. Stein erwähnten «Deduktionen über die eine Substanz» bilden den zentralen Gegenstand der in Spinozas Ethik enthaltenen Untersuchungen. Spinoza verstand darunter die göttliche Substanz; es ist für ihn die einzige, da nur diese ontologisch als causa sui und logisch als aus sich selbst begreifbar angesehen werden kann. Da Gottes Existenz unablösbar von ihrem Wesen ist (ontologisch gesehen) und es von ihm keinen höheren Gattungsbegriff gibt, unter den er sich subsumieren Hesse (logisch gesehen), lässt sich der Begriff Gott nicht definieren, sondern versteht sich von selbst und bildet somit die Grundlage aller anderen Begriffe, die sich von ihm ableiten lassen.

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  18. Dieser knapp vierzig Seiten lange Text (ca. 365 v. Chr. verfasst) gehört zu den schwierigsten Plato-Schriften überhaupt (nicht zuletzt wegen der für Plato ungewöhnlichen Abstraktheit der Gedankengänge). Der Dialog handelt — auf einen Satz gebracht — von den Ideen und ihrer Auffassung in der Dialektik, behandelt also Platos zentralste Gedanken auf engstem Raum.

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  19. ESW, Bd.VII, S.143f.

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  20. Ebd., S. 123.

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  21. Johann Gottfried von Herder (1744–1803) gilt — nebst Johann Georg Hamann — als einer der bedeutendsten Überwinder der Aufklärung und Wegbereiter der deutschen Klassik und Romantik.

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  22. Kühnemanns Beschäftigung mit Herder wäre durchaus legitim gewesen, hätte er sich mit dem philosophischen Gehalt des Denkens Herders beschäftigt wie beispielsweise H.A. Salmony: Die Philosophie des jungen Herder, Zürich 1949.

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  23. Eine Hauptschrift Kühnemanns lautet: Vom Weltreich des deutschen Geistes; erstmals 1914 erschienen, 1926 in 2.Aufl. (vgl. Philosophen-Lexikon, Artikel: Kühnemann, S. 695).

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  24. Werner Ziegenfuss: Philosophen-Lexikon (Artikel «Eugen Kühnemann»), S. 694f.

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  25. Ebd.

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  26. S. 1–36; in: Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen, hrsg. von R. Schmidt, Leipzig 1927.

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  27. Überschrift einer 1914 erstmals erschienenen Schrift Kühnemanns.

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  28. S. 20; in: Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen, Bd. VI.

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  29. Ebd., S. 21.

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  30. Ebd., S. 17. — Vgl. ebd., S. 16f.: «Die deutsche Geistesblüte ist die Bedingung für die Erhaltung des Deutschtums. Eine mächtige Entwickelung Deutschlands im Innern zu Freiheit, Tüchtigkeit und Wohlgefühl aller, eine grosse und stolze Auslandspolitik sie würden es allen Deutschen zur stolzen Freude machen, deutsch zu sein und würde an den Auslandsdeutschen das Aufgehn in andern Völkern als ein Hinabgleiten in das Geringere verhindern.» — Dass E. Stein eine Abneigung gegen Kühnemann hatte, versteht sich hier von selbst! 57 Ebd., S.8.

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  31. Ebd., S. 12. — Kühnemann schreibt pathetisch (ebd., S. 13), es sei für ihn «eine grosse Erinnerung, dass William James [der berühmte amerikanische Psychologe (1842–1910)] fast regelmässig in der vordersten Reihe der Hörer sass und mit den wundervollen lauteren blauen Augen des genialen Kindes, das er war, zu dem deutschen Lehrer empor schaute»!

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3d Der Einfluss auf die philosophische Entfaltung von selten Richard Hönigswalds und William Sterns

  1. Wolandt ist Herausgeber der Schriften Hönigswalds (1957 ff.) und somit ein kompetenter Kenner seiner Philosophie.

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  2. G. Wolandt: Richard Hönigswald — Philosophie als Theorie der Bestimmtheit, S. 43: «Unverhohlen vertritt er den Aristokratismus einer strengen Begrifflichkeit. Ob er damit richtig liegt und ob die Mode ihm folgt, ist ihm gleichgültig.» Wolandt beschreibt Hönigswalds Karriere folgendermassen (ebd., S. 45): Er «begab sich zunächst auf denselben Ausbildungsweg, den auch sein Vater zurückgelegt hatte: 1892 Abitur in Raab, 1902 Dr. med. in Wien. Von dem Recht der medizinischen Praxis machte der junge Wissenschaftler indessen keinen Gebrauch und schloss ein Studium der Philosophie in Halle und Graz an. 1904 promovierte er in Halle bei Riehl mit einer Arbeit über Hume ... 1906 erfolgte die Habilitation in Breslau, wo sich dann auch seine Eltern niederliessen ... In Breslau durchlief Hönigswald auch die üblichen Phasen bis zum Ordinariat, das man ihm 1919 gab. Er blieb bis 1930 und hatte hier beachtliche Lehrerfolge. Seine Wirksamkeit erstreckte sich über die Grenzen der Philosophie auf die Gebiete der Psychologie, der Pädagogik und zahlreicher anderer Disziplinen, vor allem der Sprachwissenschaft und der Psychiatrie.»

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  3. Vgl. ESW, Bd. VII, S. 148: «In jenem Winter hielt er zum erstenmal eine Vorlesung über Denkpsychologie, es war der Anfang seiner Auseinandersetzung mit der Phänomenologie, die später in eine scharfe Gegnerschaft ausartete. Damals war seine Ablehnung noch nicht so entschieden; es war ihm aber doch wohl nicht ganz recht, dass eine Schülerin mit fliegenden Fahnen in jenes Lager überging.» (Im Original: «jene».)

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  4. Wie E. Stein in ihrer Selbstbiographie schreibt (ESW, Bd. VII, S. 146 f.), behandelte im Sommer 1912 und Winter 1912/13 auch Stern in seinem Seminar «Probleme der Denkpsychologie»: «Ich übernahm in beiden Semestern ein Referat. In den Abhandlungen, die ich dafür durchzuarbeiten hatte, fand ich immer wieder Edmund Husserls ‹Logische Untersuchungen› angeführt». Vgl. ebd., S. 148: «Die Weihnachtsferien benützte ich zum Studium der ‹Logischen Untersuchungen›. Da sie damals vergriffen waren, musste ich das Exemplar des Philosophischen Seminars benützen und verbrachte dort meine Tage. Professor Hönigswald kam auch öfters hin und fragte mich schliesslich einmal, was ich denn die ganzen Ferien durch so eifrig studierte. ‹So, nichts Geringeres als Husserl!› war seine Antwort auf meine Auskunft...»

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  5. ESW, Bd.VII, S.147.

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  6. Die Reihenfolge der Aufzählung entspricht E. Steins Auseinandersetzung mit dem Denken der genannten Gestalten, deren Einfluss auf sie Gegenstand der folgenden Seiten bildet.

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  7. ESW, Bd.VII, S.148.

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  8. R. Hönigswald (Artikel: Richard Hönigswald); in: Philosophen-Lexikon, S. 554.

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  9. G. Wolandt: Richard Hönigswald — Philosophie als Theorie der Bestimmtheit, S. 76.

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  10. ESW, Bd.VII, S.148.

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  11. Brief an F. Kaufmann vom 30.4.1920 (Br. Nr. 35 in: ESW, Bd. VIII): E. Stein empfiehlt einen jungen Breslauer-Studenten aus der Schule Hönigswald, der (wie sie damals) bei Husserl sein Studium fortzuführen beabsichtigte (ebd.): «Er... ist... philosophisch von Hönigswald gedrillt, aber von mir instruiert, dass er seinen Kritizismus [den er wohl von Hönigswald übernommen hatte] einklammern muss, um etwas von Phänomenologie zu verstehen.»

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  12. Brief E. Steins an F. Kaufmann vom 8.11.1919 (Br. Nr. 31 in: ESW, Bd. VIII). Der ganze Satz lautet (ebd.): «Ich fahre von hier aus zu meiner ältesten Schwester nach Hamburg und werde mich dort noch einmal mit meinem alten Freunde W. Stern beraten.» Das «noch einmal» deutet darauf hin, dass es nicht ihr einziger Besuch bei Stern war.

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  13. Erst durch die Ansprüche der Vertreter des Psychologismus (Wilhelm Wundt, Theodor Lipps, Theodor Ziehen u.a.) wurde die Psychologie um die Jahrhundertwende eine eigenständige Wissenschaft. Vgl. hierzu H. Thomae: Hauptströmungen der neueren Psychologie, S. 3: «Man glaubte lange Zeit, die Entstehung der modernen Psychologie auf einen einzigen Ort und Zeitpunkt festlegen zu können. Die Gründung des ersten Psychologischen Instituts an der Universität Leipzig durch Wilhelm Wundt im Jahre 1879 gilt offiziell als Geburtsstunde der Psychologie als eines unabhängigen Faches. In Wahrheit war diese Gründung durch eine Reihe ähnlicher Bemühungen vorbereitet. Sie wurde begleitet von bestimmten Entwicklungen in den Wissenschaftsgebieten der Physiologie, Psychiatrie und Psychotherapie, die ganz andersartige Zielsetzungen verfolgten als Wilhelm Wundt und seine Schüler. Nicht zuletzt reagierten auf die Gründungen psychologischer Institute bestimmte philosophische Arbeitsrichtungen und schufen von hier aus neue Antriebe zu einer psychologischen Entfaltung im Grenzgebiet zwischen Philosophie und Psychologie.» In der Tat bewegen sich E. Steins frühe Arbeiten auch auf dem Grenzgebiet zwischen Psychologie und Philosophie, obwohl die Absicht philosophischer Natur war. Das betrifft insbesondere die Dissertation über «Einfühlung» und die erste der beiden Abhandlungen von 1922 mit dem Titel «Psychische Kausalität».

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  14. Auch nach ihrem Eintritt in den Kölner Karmel blieb es E. Steins Anliegen, «die Eigentümlichkeit des menschlichen Seins herauszuarbeiten»; jetzt allerdings in Beziehung zum ewigen Sein bzw. «im Stufenbau des Seienden» überhaupt (E. Stein: Die Seelenburg; ESW, Bd. VI, S. 39).

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  15. Heinricht Lützeler (geb. 1902), Bonner Kunsthistoriker und Freund Max Schelers, verfasste 1947 eine eindrückliche, knapp 30 Seiten umfassende Schrift mit dem Titel: Der Philosoph Max Scheler — Ein Einführung. Der ganze Satz lautet (ebd., S. 22): «Er ist Philosoph geworden, weil er darauf brannte, zu wissen, was eigentlich der Mensch sei.»

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  16. Vgl. H. Thomae und H. Feger: Hauptströmungen der neueren Psychologie; in: Einführung in die Psychologie; hrsg. von C. F. Graumann, Bd. 7, Bern/Stuttgart 1969. 75 Wilhelm Wundt (1832–1920) war Mediziner und Physiologe von seiner Grundausbildung her und wurde durch seine psychologischen Arbeiten einer der einflussreichsten Vertreter der damaligen Psychologie. Er gilt allgemein als Begründer der experimentellen Psychologie in Deutschland.

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  17. Die Schrift wurde erstmals 1874 publiziert und erschien 1908 bereits in 6. Auflage. Sie darf als eines der Hauptwerke Wilhelm Wundts angesehen werden. 77 H. Thomae: Hauptströmungen der neueren Psychologie, S. 12. 78 Oswald Külpe (1862–1915) versuchte (gemäss H. Thomae, a.a.O., S. 15), «das Experiment selbst für die Erschliessung ‹höherer›, seelischer Vorgänge anwendbar zu machen. Er setzte den in der Wahrnehmungspsychologie durchaus üblichen Gebrauch von Äusserungen der Versuchspersonen über ihr eigenes Erleben mehr oder weniger systematisch ein. Diese Einführung der ‹Selbstbeobachtung› in die wissenschaftliche Psychologie, die von Külpe vor allem nach seiner Berufung an die Universität Würzburg vorgenommen wurde, führte zu einer zwar kurzen, aber noch heute [1969] nachwirkenden Episode in der neueren Geschichte unseres Faches».

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  18. Die Anfänge der «Würzburger Schule» gehen (gemäss H. Thomae, a.a.O., S. 15) auf das Jahr 1893 zurück. — Vgl. ESW, Bd.VII, S. 146f.: «Im Sommer 1912 und im Wintersemester 1912/1913 wurden in Sterns Seminar Probleme der Denkpsychologie behandelt, hauptsächlich im Anschluss an die Arbeiten der ‹Würzburger Schule› (Külpe, Bühler, Messer u. s. w.). Ich übernahm in beiden Semestern ein Referat. In den Abhandlungen, die ich dafür durchzuarbeiten hatte, fand ich immer wieder Edmund Husserls ‹Logische Untersuchungen› angeführt.» E. Stein wurde also durch die Beschäftigung mit den Methoden dieser Schule zu Husserl, einem ihrer schärfsten Gegner geführt!

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  19. Vgl. H. Thomae, a.a.O., S. 15.

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  20. Vgl. ESW, Bd. VII, S. 187f.: «Einige Zeit diente ich einem dänischen Psychologen als Versuchsperson ... Wir Phänomenologen lachten über die Geheimniskrämerei» der Psychologen.

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  21. H. Thomae, a.a.O., S. 15.

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  22. Vgl. ebd., S. 17: «Wenn es das Ziel dieser Gruppe gewesen sein sollte, durch das Experiment zu entdecken, wie ‹das Denken eigentlich funktioniert›, so waren die Resultate zweifellos so negativ, wie BORING und andere sie beurteilen. Aber die Feststellung, dass sich Gedanken und Urteile nicht auf Empfindungen und Vorstellungen zurückführen lassen, bedeutete doch auch einen positiven Beitrag.»

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  23. ESW, Bd.VII, S.150.

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  24. Ebd., S. 149.

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  25. Vgl. E. Stein: Beiträge zur philosophischen Begründung der Psychologie und der Geisteswissenschaften, Vorwort, S. 1.

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  26. ESW, Bd.VII, S.150.

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  27. ËSW, Bd. VII, S. 150. Vgl. W. Sterns Selbstdarstellung; in: Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen, Bd. VI, S. 153: «1906 wurde in Berlin das ‹Institut für angewandte Psychologie› gegründet ... Das Institut wurde zuerst von mir gemeinsam mit meinem früheren Schüler und späteren Mitarbeiter Otto Lipmann, seit 1916 von diesem allein geleitet.»

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  28. S. 128–184; in: Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen, Bd. VI.

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  29. Ebd., S. 139 und 140.

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  30. Vgl. H. Thomae, a.a.O., Kp.4.2: Allgemeine und Differentielle Psychologie, S. 66: «Die testpsychologisch orientierten Arbeiten unterscheiden sich von den Bestrebungen der Experimentalpsychologen ... vor allem durch ihr Ziel. Selbst wenn nicht unmittelbar praktische Aufgaben zu lösen sind, geht es bei den Tests nicht um die Erkenntnis allgemeiner Verhaltensgesetze oder Gesetze des Ablaufs oder Aufbaus des Seelischen; vielmehr möchte man Einsicht in die Reichweite der Verschiedenheiten zwischen den Individuen gewinnen, und diese Verschiedenheiten, sei es durch Erbhypothesen, sei es durch Hinweis auf Milieufaktoren, erklären. Das Interesse geht also, soweit es überhaupt theoretischer Natur ist, in die Richtung einer ‹differentiellen Psychologie›. Einer ihrer Vertreter in Deutschland, W. Stern (1871–1940) [-1938], schuf eine der wichtigsten Sammlungen der verschiedenen Fähigkeits- und Eignungstests und den Begriff des ‹Intelligenzquotienten›. »

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  31. Vgl. H. Thomae, a. a. O., Kp. 4.2: Allgemeine und Differentielle Psychologie, S. 66 f.

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  32. W. Stern: Selbstdarstellung, S. 141.

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  33. Ebd., S. 145.

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  34. Ebd., S. 133.

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  35. Ebd., S. 143 f.

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  36. W. Stern, Selbstdarstellung, a. a. O., S. 145.

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  37. W. Stern: Selbstdarstellung, a.a.O., S. 167.

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  38. Ebd., S. 164.

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  39. Ebd., S. 166.

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  40. Ebd., S. 177 und 175.

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  41. E. Stein: Beiträge zur philosophischen Begründung der Psychologie und der Geisteswissenschaften, Vorwort, S. 1.

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  42. ESW, Bd. VI, Die Seelenburg: S. 39.

    Google Scholar 

  43. W. Stern: Die menschliche Persönlichkeit, S. 3f.

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  44. Ebd., S.4.

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  45. Die Stelle findet sich in Kants: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (Bd. IV der Akademie-Ausgabe, S. 434): «Im Reiche der Zwecke hat alles entweder einen Preis, oder eine Würde. Was einen Preis hat, an dessen Stelle kann auch etwas anderes als Äquivalent gesetzt werden; was dagegen über allen Preis erhaben ist, mithin kein Äquivalent verstattet, das hat eine Würde.» — Es handelt sich hier in der Tat um eine bekannte Differenzierung, auf die sich beispielsweise auch Heidegger in seiner Schrift: Die Grundprobleme der Phänomenologie (Gesamtausgabe, Bd. 24, Frankf. a. M. 1975) bezieht; die Überschrift des § 13c lautet: Kants ontologische Scheidung von Person und Sache — Die Seinsverfassung der Person als Zweck an sich selbst.

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  46. W. Stern: Selbstdarstellung, a.a.O., S. 147. Stern definiert «Person» und «Sache» (in Anlehnung an Kant) im l.Band seines philosophischen Werks: Person und Sache (Anleitung und Grundlehre des kritischen Personalismus, S. 16) folgendermassen: (bei Stern ganze Stelle sperr gedruckt!) «Eine Person ist ein solches Existierendes, das, trotz der Vielheit der Teile, eine reale, eigenartige und eigenwertige Einheit bildet, und als solche, trotz der Vielheit der Teilfunktionen, eine einheitliche, zielstrebige Selbsttätigkeit vollbringt.» «Eine Sache ist das contradictorische Gegenteil zur Person. Sie ist ein solches Existierendes, das, aus vielen Teilen bestehend, keine reale, eigenartige und eigenwertige Einheit bildet, und das, in vielen Teilfunktionen funktionierend, keine einheitliche, zielstrebige Selbsttätigkeit vollbringt.» Stern betonte also bereits 1906 — zu einer Zeit, in der noch starkes Gewicht auf die Trennung von körperlich und seelisch gelegt wurde — die Einheit und Ganzheit des Menschen und damit auch das Zusammenspiel von Körper, Seele bzw. Geist. (Vgl. ESW, Bd. II, Kp.VII, § 3: Das menschliche Personsein, S. 336: «Das menschliche Sein ist leiblich-seelisch-geistiges Sein.»)

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3e Das theoretische Interesse an der Pädagogik

  1. ESW, Bd. VII, S. 126.

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  2. W. Stern: Selbstdarstellung, a.a.O., S. 156.

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  3. ESW, Bd. VII, S. 127.

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  4. Ebd.

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  5. Ebd.

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  6. ESW, Bd.VII, S.198.

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  7. Im Feb. 1916, vor Abschluss ihrer Dissertation, übernahm E. Stein als Aushilfe für einige Monate eine Vertretung.

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  8. Brief vom 5.1.1917 (Br. Nr. 3 in: ESW, Bd. VIII).

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Imhof, B.W. (1987). Die Studiensemester an der Universität in Breslau (1911–1913). In: Edith Steins philosophische Entwicklung. Basler Beiträge zur Philosophie und Ihrer Geschichte, vol 10. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6514-2_4

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