Zusammenfassung
In ihrer Selbstbiographie1 erinnert sich E. Stein folgendermassen an ihre übersteigerten Kindheitserwartungen: «In meinen Träumen sah ich immer eine glänzende Zukunft vor mir. Ich träumte von Glück und von Ruhm, denn ich war überzeugt, dass ich zu etwas Grossem bestimmt sei und in die engen, bürgerlichen Verhältnisse, in denen ich geboren war, gar nicht hineingehörte.»2 Man mag solchen Kinderträumen wenig Bedeutung beimessen, dennoch erscheinen sie erwähnenswert, weil sich E. Stein nach so langen Jahren noch immer daran erinnert. Überdies schreibt sie an anderer Stelle, sie sei noch als «Mädchen von 15 Jahren» der gleichen Ansicht gewesen: «... ich lebte weiter in der Überzeugung, dass mir etwas Grosses bestimmt sei.»3 Das junge Mädchen blieb zuversichtlich, obgleich sie ihren Kopf durchgesetzt hatte, die Schulbank zu verlassen und nicht aufs Gymnasium zu gehen.4
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Anmerkungen
E. Stein datierte das Vorwort mit 21.9.1933. — Der Titel lautet: «Aus dem Leben einer jüdischen Familie». Die Herausgeber präzisierten: Das Leben Edith Steins: Kindheit und Jugend. — Vgl. ebd., S. 281: «Im Mai 1935, kurz nach meiner 1. hl. Profess, musste ich diese Aufzeichnungen abbrechen, da meine Vorgesetzten mir die Vollendung eines grossen philosophischen Werkes auftrugen. Erst heute ist es mir nach mancherlei wunderbaren Fügungen möglich, mit der Fortsetzung zu beginnen.» Diese Vorbemerkung ist mit 7.1.39 überschrieben. E. Stein kam mit diesem zweiten Teil nicht über zehn Seiten hinaus.
ESW, Bd. VII, S. 45.
Ebd., S. 91.
Vgl. ebd., S. 89.
Einem ungläubigen Menschen wird es nicht möglich sein, dem Ermordetwerden in einem Konzentrationslager noch einen Sinn abzugewinnen. Auch gläubigen Menschen kann dies schwerfallen. Sr. Teresia Benedicta a cruce bot sich selbst dem Herrn (als Sühneopfer für ihr Volk) dar. In einer Gedenkrede zum 35. Todestag E. Steins erklärt der Dominikaner Eckert: «Versöhnung — das war die grosse Aufgabe, die Edith Stein sich gesetzt hatte. Um der Versöhnung willen hat sie ihr Leben hingegeben. Sie, die wusste, dass der Karmel nicht das Ende ihres Weges sein würde, und die sehr wohl die Opfer, die das Leben in einem Kloster abverlangt... ernst nahm, wusste auch, dass von ihr noch Schwereres verlangt würde. Dass sie vor fünfunddreissig Jahren den Weg in die Gaskammern zu Beginn des Monats August antrat, des Monats, der geprägt ist von der Trauer um den Tempel, das scheint mir sinnvoll zu sein. » (Die Rede, gehalten am 3. August 1977 in der Karmelitinnen-Kirche in Köln, findet sich abgedruckt bei W. Herbstrith: Edith Stein — Zeichen der Versöhnung, S. 12–21; zitierte Stelle S. 14f. Die Hervorhebung durch Schrägdruck stammt vom Vefasser des vorl. Bds.)
Informationen hierüber gibt alljährlich das «Edith-Stein-Archiv» des Kölner Karmel «Maria vom Frieden» in Briefen an die «Freunde Edith Steins» heraus.
Gemäss Sr. Maria Amata Neyer (Edith Stein — Vor fünfzig Jahren feierlich im Kölner Karmel eingekleidet, S. 31) werden «Schulen, Strassen, Gemeindezentren ... immer häufiger nach ihr benannt». Es findet sich in genanntem Artikel auch eine Abbildung des Strassenschildes «Edith-Stein-Strasse» (Köln).
1978 wurde beispielsweise in Tübingen ein «Edith-Stein-Karmel» gegründet. W. Herbstrith, eine der Gründerinnen dieses Karmels, betont, es würden auch Kinderhorte, Mütter- und Studentinnenheime und Bibliotheken nach Edith Stein benannt (vgl. W. Herbstrith: Beten mit Edith Stein, S. 7). Auch der Karmel von Rottenburg-Stuttgart trägt den Namen «Edith Stein» (vgl. G. Moser: Geleitwort; in: W. Herbstrith: Edith Stein — Zeichen der Versöhnung, S. 10).
2a Die massgebende Rolle der Mutter
Auguste Stein-Courant brachte elf Kinder zur Welt, von denen vier als Kleinkinder verstarben (vgl. den Stammbaum; in: ESW, Bd. VII, S. 20).
Vgl. ESW, Bd. VII, S. 40: «Der höchste jüdische Feiertag ist der Versöhnungstag ...»
ESW, Bd. VII, S. 42.
Für nähere Angaben über die Umstände des Todes von Siegfried Stein (1843–1893) vgl. ESW, Bd.VII, S.16f.
Ebd., S. 42. — Vgl. ebd., S. 31: «Bis zu meinem 6. Jahre schlief ich bei meiner Mutter ...»
Gemeint sind die Eltern ihrer Mutter, über die und deren Grosseltern E. Stein ausführlich berichtet: Vgl. ESW, Bd. VII, S. 5–32: Aus den Erinnerungen meiner Mutter.
Ebd., S. 7.
Ebd., S.9.
Ebd., S. 7.
Die Formulierung «radikale Frauenrechtlerin» findet sich im Br. vom 8.8.1931 (Br. Nr. 100 in: ESW, Bd. VIII). — In ihrer Autobiographie (ESW, Bd. VII, S. 126) präzisiert E. Stein, aus einem «starken sozialen Verantwortlichkeitsgefühl» sei sie «entschieden für das Frauenstimmrecht» eingetreten. Vgl. ebd., S. 70: «... radikal für vollständige Gleichberechtigung der Frauen».
ESW, Bd.VII, S. 7.
Ebd., S. 15.
Ebd., S. 16.
Ebd.
Ebd., S. 17.
Ebd., S. 18.
Ebd., S. 26.
ESW, Bd. VII, S. 26.
Ebd., S. 137 (im Original: «niemanden»).
Ebd., S. 139.
Vgl. ebd., S. 138 f. — Die Summe von zehntausend Mark scheint astronomisch hoch zu sein, wenn man bedenkt, dass E. Stein als Assistentin bei Husserl einhundert Mark im Monat erhielt.
2b Die enorme Bedeutung der «inneren Welt»
E. Stein spricht in ihren Erinnerungen erstaunlich oft davon, sie sei in ihrer «inneren Welt eingesponnen» (ESW, Bd. VII, S. 47) gewesen.
ESW, Bd. VII, S. 25.
Ebd., S. 43: «Meine älteste Schwester, die ich so sehr liebte, hat ihre junge Erziehungsweisheit vergeblich bei mir angewandt.»
Ebd., S. 42.
Vgl. E. Steins Abhandlung: Die Seelenburg; in: ESW, Bd. VI, S. 39–68. E. Stein vergleicht hier ihre Ausführungen «über den Bau der menschlichen Seele» (ebd., S’. 39) mit den Beschreibungen der Teresa von Avila, die in ihrem Hauptwerk «Seelenburg» von verschiedenen Wohnungen innerhalb der einen Seelenburg jedes Menschen spricht.
ESW, Bd. VI, S. 45.
Ebd., S. 43.
H. Conrad-Martius: Meine Freundin Edith Stein, S. 82: «Sodann war Edith Stein ... eine aussergewöhnlich verschlossene, in sich versiegelte Natur. Secretum meum mihi (mein ist das Geheimnis), dieses Wort, das sie einst zu mir sprach, steht mit Recht in allen ihren Biographien.»
ESW, Bd.VII, S.146.
Ebd., S. 89.
Ebd.
Ebd., S. 90.
2c Die Schule als Ort der Glückserfahrung
ESW, Bd. VII, S. 46.
Paul Stein (1872–1940) war neunzehn Jahre älter als sie (vgl. ESW, Bd. VII, S. 46). E. Steins Schilderungen zeigen, dass sie von diesem Bruder sehr verwöhnt und geliebt wurde.
ESW, Bd. VII, S. 46.
Für ihren ausgeprägten Eigensinn finden sich in E. Steins Aufzeichnungen manche Belege (vgl. beispielsweise ebd., S. 83, 89, 94, 206, 232).
Ebd., S. 46.
Ebd., S. 35.
Ebd., S. 85.
Ebd., S. 86.
Ebd., S. 47.
Ebd. (im Original: « Katheter »).
Ebd., S. 47.
Vgl. ESW, Bd. VII, S. 96, 109, 122, 145, 195, 223.
Ebd., S. 92.
Ebd.
Ebd., S. 94.
Ebd.
Vgl. ebd., S. 95: «Ich hatte jeden Tag eine Stunde Latein und eine Stunde Mathematikunterricht und bekam dafür soviel Aufgaben, dass ich den ganzen Tag zu tun hatte. In diesen Fächern hatte ich das Pensum von drei Jahren der realgymnasialen Studienanstalt nachzuholen ... In Latein war es die ganze Grammatik, dazu die ersten Schriftsteller Caesar und Ovid.» Die Lateingrammatik (ebd., S. 97) «mit ihren strengen Gesetzen entzückte mich». Vgl. auch ebd., S. 98: «Ich begann nun auch Französisch, Englisch und Geschichte zu wiederholen.»
Ebd., S. 96f. (Hervorhebung durch den Vefasser).
Ebd., S. 99.
Ebd., S. 109.
Ebd., S. 114.
2d Radikalität als bleibendes Charakteristikum
Hedwig Conrad-Martius (1888–1966), Prof. für Philosophie in München, Gattin Theodor Conrads (1881–1969), ebenfalls Prof. für Philosophie in München, gehörte, wie ihr Ehemann, zur Gruppe der Göttinger Phänomenologen, entfernte sich aber bald von Husserl. Sie wurde in späteren Jahren eine enge Freundin E. Steins und (trotz ihres evangel. Glaubens) Taufpatin anlässlich E. Steins Übertritt zur kath. Kirche. — Vgl. H. Conrad-Martius: Edith Stein — Briefe an Hedwig Conrad-Martius, mit einem Essay über E. Stein, München 1960. — Vgl. ebenfalls ihre Briefe in ESW, Bd. VIII und Bd. IX. — Vgl. auch ESW, Bd. VII, S. 147: «Eines Tages war in den illustrierten Zeitungen das Bild einer Göttinger Studentin zu sehen, die eine philosophische Preisarbeit gemacht hatte: Husserls glänzend begabte Schülerin Hedwig Martius. »
Der 1958 in der renommierten katholischen Zeitschrift Hochland erstmals veröffentlichte Vortrag H. Conrad-Martius’, den sie vor der Gesellschaft für jüdisch-christliche Zusammenarbeit hielt (Neuabdruck 1983; in: W. Herbstrith: Edith Stein — Ein neues Lebensbild, S. 82–94: Meine Freundin Edith Stein), enthält äusserst fragwürdige Begriffe wie z.B. (ebd. S.90) «himmlische Biologie», «himmlische Blutsbande»; (ebd. S. 87) «blutmässig Metaphysisches» — und das noch 1958! Den Terminus «biologische Verankerung» braucht H. Conrad-Martius in bezug auf sich selbst, nicht auf E. Stein, was aber an ihrer Interpretation der Steinschen Radikalität nichts ändert. Vgl. ebd., S. 88: «Jene Radikalität ... findet sich in der opfervollen Hingabe auf beiden Seiten. Auch in meiner sehr ursprünglichen Liebe zum Jüdischen, die zwar bei mir nur zu einem geringen Teil biologisch verankert ist, mag ein Band zwischen Edith Stein und mir gelegen haben.» Zitierte Stelle siehe ebd., S. 86.
W. Herbstrith: Edith Stein und ihr Judentum, S. 139: «Im innersten Instinkt ihrer Rasse hat sie...»
Ebd., S. 133.
ESW, Bd. VII, S. 42 f.
Ebd., S. 86.
Ebd.
Ebd., S. 44.
ESW, Bd. VII, S. 126; vollständig lautet die Stelle: «Wenn auch die grosse Mehrzahl der Studenten ziemlich stumpf dahinlebte (ich nannte sie in zorniger Verachtung ‹die Idioten› und hatte in den Hörsälen keinen Blick für sie), so stand ich doch mit meinen Idealen nicht allein und fand bald Gesinnungsgenossen.»
Die autobiographischen Schilderungen E. Steins belegen diese Verliebtheit recht anschaulich: Vgl. Bd. VII, insbesondere S. 128–130.
Ebd., S. 130.
Ebd., S. 43.
Ebd.
Ebd. (im Original: «niemanden»).
Ebd.
Ebd., S. 145: «Es war wohl im Sommer 1912, als ich den Tendenzroman ‹Helmut Haringa› las.» — «Bezeichnend ist, was mich von dieser Depression heilte»: Die Musik Johann Sebastian Bachs (vgl. ebd.).
ESW, Bd.VII, S. 148.
Ebd., S. 126.
ESW, Bd.VII, S. 182.
Ebd., S. 197 f.
Ebd., S. 198.
Ebd., S. 214.
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Imhof, B.W. (1987). Kinder- und Schuljahre (bis 1911). In: Edith Steins philosophische Entwicklung. Basler Beiträge zur Philosophie und Ihrer Geschichte, vol 10. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6514-2_3
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