Zusammenfassung
Bevor sich der Begriff des Psychischen erörtern lässt, sind einige Vorabklärungen zu treffen. Entscheidende Bedeutung kommt dem Ausgangspunkt der Untersuchungen zu. E. Stein bezieht ihn in der Erforschung des Bewusstseins «mit allen seinen Korrelaten»1. Dies kann nicht weiter erstaunen, denn Husserl behauptete schon 1911 in seiner die Richtlinien für die «Philosophie als strenge Wissenschaft»2 anzeigenden Schrift: Phänomenologie sei Wissenschaft vom Bewusstsein, ja er war überzeugt, Sein sei nur erkennbar «als Correlatum von Bewusstsein»; deshalb müsse die Forschung gerichtet werden «auf eine wissenschaftliche Wesenserkenntnis des Bewusstseins, auf das, was Bewusstsein in allen seinen unterscheidbaren Gestaltungen selbst, seinem Wesen nach, ‹ist›, zugleich aber auf das, was es ‹bedeutet›» 3. Dazu «bedarf es des Studiums des ganzen Bewusstseins»4.
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Anmerkungen
3a Der Ausgangspunkt
PK, S. 6.
So lautet der Titel dieser zweiundfünfzig Seiten umfassenden Schrift. (Sie erschien 1910/11 erstmals in «Logos — Internationale Zeitschrift für Philosophie der Kultur», S. 289–341.) — Wir zitieren, der besseren Zugänglichkeit halber, stets nach der ersten deutschen Buchausgabe (hrsg. von W. Szilasi).
E. Husserl: Philosophie als strenge Wissenschaft, S. 21.
Ebd., S. 22.
E. Stein: Beiträge zur philosophischen Begründung der Psychologie und der Geisteswissenschaften, Vorwort, S. 2.
Ebd., S. 1 f.
Vgl. E. Husserl: Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie, Erstes Buch, 2. Abschnitt, 3. Kapitel, § 47, S. 99–102 (Hua, Bd. Ill 1). Weniger weit entwickelt, findet sich dieser Husserlsche Grundgedanke bereits in den «Logischen Untersuchungen», Zweiter Band von 1901, Erster Teil, V.Abschnitt: Über intentionale Erlebnisse und ihre ‹Inhalte› (Hua, Bd. XIX 1, S. 352 ff.).
3b Die Zielsetzung
Zur Quelle und Bedeutung der Husserlschen begrifflichen Fassung von «Intentionali-tät» sei verwiesen auf H. Spiegelberg «Der Begriff der Intentionalität in der Scholastik, bei Brentano und bei Husserl», in: Philosophische Hefte, Nr.5, 1937, S. 75 ff. — Intentional steht im Gegensatz zu real. Husserl übernahm den Begriff von seinem Lehrer Brentano zur Charakterisierung des Psychischen gegenüber dem Physischen. (Vgl. F. Brentano «Psychologie vom empirischen Standpunkt», erstmals erschienen 1874, neu herausgegeben von Kraus, 1924, S. 125): «Jedes psychische Phänomen ist dadurch charakterisiert, was die Scholastiker des Mittelalters die intentionale (auch wohl mentale) Inexistenz eines Gegenstandes genannt haben, und was wir, obwohl mit nicht ganz unzweideutigen Ausdrücken, die Beziehung auf einen Inhalt, die Richtung auf ein Objekt (worunter hier nicht Realität zu verstehen ist), oder die immanente Gegenständlichkeit nennen werden ... Diese intentionale Inexistenz ist den psychischen Phänomenen ausschliesslich eigentümlich. Kein physisches Phänomen zeigt etwas Ähnliches. Und somit können wir sagen, sie seien solche Phänomene, welche einen Gegenstand in sich enthalten.»
E. Stein: Beiträge zur philosophischen Begründung der Psychologie und der Geisteswissenschaften, Vorwort, S. 1.
Zu Pfänders Beziehung zu Husserl und umgekehrt vgl. K. Schuhmann: Die Dialektik der Phänomenologie, Bd. I: Husserl über Pfänder. (Phaenomenologica, Bd. 56).
Ludwig Binswanger (1881–1966) war der Begründer der Daseinsanalyse, die an Hus-serls Phänomenologie und Heideggers Fundamentalontologie anschliesst.
Husserls Impulse auf Jaspers beschränkten sich ausschliesslich auf den Psychopatholo-gen Jaspers, als Philosoph verwarf er Husserls Methode aufs Schärfste.
E. Stein: Beiträge zur philosophischen Begründung der Psychologie und der Geisteswissenschaften, Vorwort, S. 1: «Die Probleme, deren Lösung hier angestrebt wird, sind bereits in meiner Dissertation ... aufgetaucht. »
Ebd.
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Imhof, B.W. (1987). Die Methode der Untersuchung. In: Edith Steins philosophische Entwicklung. Basler Beiträge zur Philosophie und Ihrer Geschichte, vol 10. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6514-2_10
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