Zusammenfassung
Es gibt Formen römischer Bronzegefäße, die sich auf Grund ihrer technologischen Merkmale nicht in die bis jetzt beschriebenen Gattungen einreihen lassen. Sie weisen weder Zentren in der ausgeprägten Form noch Spuren von Pinolen noch Drehrillen auf. Ihre Wandungen sind dünn und regelmäßig, und die Gefäße sind bisweilen von beachtlicher Höhe. Nach diesen Charakteristiken wäre das Treiben, also jenes Umformungsverfahren, bei welchem durch viele einzelne Hammerschläge das Ziel erreicht wird, anzunehmen. Dem steht entgegen, daß keine Spuren von Hammerschlägen zu erkennen sind und zudem Formen beobachtet werden können, die mittels Hammerarbeit nicht ausführbar sind. Wenn sich also, wie geschildert, die bekannten Herstellungsverfahren gegenseitig ausschließen, so muß notwendigerweise ein anderes, neues Verfahren angenommen werden. Ein solches kann im ‹Metalldrücken› gesehen werden. Da es aber ein ziemlich kompliziertes und viel Antriebskraft erheischendes Verfahren ist, erhebt sich der verständliche Einwand, ob es für diese frühe Zeit bereits angenommen werden kann. Das Metalldrücken ist dadurch gekennzeichnet, daß eine runde Blechscheibe zentrisch gegen eine vorbereitete Form (Holz oder Metall) gedrückt wird. Der nötige Druck erfolgt von der Pinole, muß aber noch die Rotation der Scheibe erlauben. Die rotierende Blechscheibe wird nun durch Werkzeuge, Druckstähle genannt, nach und nach über die Form gedrückt. Dabei liegen die Druckstähle auf einer Handauflage, wobei sie gegen seitliches Abgleiten zwischen in die Handauflage eingesteckte Stifte geführt werden. Zur Ausführung von Druckarbeit sind erhebliche Kräfte nötig, die je nach dem Durchmesser der Blechscheibe, deren Dicke und Material variieren. Während des Druckvorganges erfolgt eine Materialwanderung. Sellin [51] beschreibt diesen Vorgang wie folgt : ‹Die auf das Blech ausgeübten Kräfte müssen so groß sein, daß die in ihm auftretenden Spannungen die Elastizitätsgrenze überschreiten und das Blech in einen bildsamen Zustand überführen, in dem die Metallteilchen ihre Lage sowohl in axialer als auch in radialer Richtung verändern können, wie es der Übergang vom größeren Achsabstand in der Scheibe zum kleineren Achsabstand im Topf erfordert. Die Lagenveränderungen der Metallteilchen bestimmen den Grad der Umformung.›
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Mutz, A. (1972). Weitere Herstellungstechniken. In: Die Kunst des Metalldrehens bei den Römern. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6501-2_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6501-2_6
Publisher Name: Birkhäuser, Basel
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