Zusammenfassung
Steht die Anfangsphase der industriellen Revolution in enger Verzahnung mit der Textilproduktion und erwirkt damit dieses Material konstituierende Bedeutung für die Designgeschichte, so verbindet sich mit ihm um die Jahrhundertwende erneut eine Auslöserfunktion, welche die freie Kunst erfassen und total verändern sollte. Auch sie wird in der Kunstgeschichtsschreibung als Revolution87 bezeichnet und breitete sich von England — durchtränkt von Reformideen — aus. Ein »Schweif von Weltanschaulichem war mit dieser Reformbewegung verbunden. Ästhetisch ging sie gegen den sinnlosen Historismus und seine Stilkopien an. Die unglaubliche Gefräßigkeit, mit der die Gebrauchsindustrie die Stile von der Renaissance bis zum Rokoko verdaute und wiederkäute, hatte im Endergebnis ein furchtbares Stilgemisch erzeugt, das im ›Atelierstil‹ der neunziger Jahre, einem ›malerischem‹ Wohnwirrwarr alles nur erreichbaren Stilgerümpels, gipfelte. Gegen diese Entwicklung waren die englischen Reformer angegangen. Sie hatten in Ornament und Schmuckform einen eigenen Stil gefunden, der an Stelle der in der Kunstgeschichte ausgeprägten Formen auf originale Natur- und Pflanzenmotive zurückgriff und diese im Sinne des sensiblen Präraffaelismus und nicht zuletzt durch japanische Vorbilder zu linearen Mustern stilisierte ... Im Kulturklima des europäischen Symbolismus der neunziger Jahre, dem der englische Ästhetizismus sein besonderes Glanzlicht aufsetzte, war diesem Stil die weiteste Verbreitung sicher. Das Fahrzeug, mit dem das englische Kunstgewerbe und die es begleitende Geistigkeit nach Frankreich und Deutschland gelangte, war die 1893 gegründete Londoner Monatszeitschrift ›The Studio‹ ...«88
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Wichmann, H. (1990). Textilien des Neuen Kunstgewerbes Jahrhundertwende bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. In: Von Morris bis Memphis. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6385-8_4
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