Der Goldilocks-Effekt

Zusammenfassung

Eine der überraschendsten Tatsachen in unserem Universum ist, daß es so groß wie nur irgend möglich sein kann, ohne unendlich zu sein. In den Begriffen, die Einstein in bezug auf die Krümmung der Raumzeit verwendete, heißt dies, daß das Universum nahezu »flach« ist. Und dies scheint wiederum das Ergebnis einer außerordentlichen Koinzidenz bei der Entstehung des Universums im Urknall zu sein, die den Sog der Gravitation gegen die nach außen wirkende Expansion des Universums mit äußerster Präzision ins Gleichgewicht brachte, auch wenn die Verwendung des Wortes »Gleichgewicht« in diesem Zusammenhang eher ungewöhnlich ist. Immerhin expandierte das Universum nach dem Urknall mit einer dramatischen Geschwindigkeit, obwohl der Einfluß der Gravitation versuchte, dies zu verhindern. »Gleichgewicht« im späteren Leben des Universums bedeutet: Die Gravitation ist genau stark genug, um die Expansion des Universums gerade noch zum Halten zu bringen — aber nicht so stark, daß die Expansion nie zustande gekommen wäre, und auch nicht so schwach, daß die Expansion für alle Ewigkeit weitergehen könnte. Es ist also so, als ob man z.B. einen Baseball vom Boden eines Wolkenkratzers mit exakt der Geschwindigkeit in die Luft wirft, daß er genau am obersten Stockwerk seinen Aufwärtsflug beendet, so daß ein Freund auf der Aussichtsplattform ihn fangen kann, während er scheinbar in der Luft zu schweben scheint. Das Universum wird eines Tages in dieser Weise in einem Zustand maximaler Ausdehnung »schweben«, bevor ganz allmählich sein Kollaps einsetzen wird. Wie wir gleich sehen werden, erfordert dies in der Tat ein sehr sorgfältiges Gleichgewicht zwischen Gravitation und Expansion.

Der Autor bezieht sich hier auf ein englisches Märchen: Goldilocks kommt in die Hütte von drei Bären, wo sie drei Schüsseln Haferbrei auf dem Tisch findet. Nachdem der Haferbrei des großen und der des mittleren Bären zu heiß bzw. zu kalt waren, ist der Haferbrei des kleinen Bären genau richtig (Anm. d. Übersetzers).