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Eine magische Sicht der Welt

  • Chapter
Die Psychologie des Aberglaubens
  • 103 Accesses

Zusammenfassung

Die Kernfrage dieses Buches ist: Warum sind die Menschen abergläubisch? Oder, da Aberglaube bei vielen Menschen zu beobachten ist, wie werden sie abergläubisch? Wie wir gesehen haben, ist die Antwort nicht einfach. Es gibt viele Faktoren, die zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Aberglauben beitragen. Sie finden sich zwar nicht bei allen Betroffenen, doch kann jeder dieser Faktoren uns dazu bringen, daß wir Überzeugungen hegen oder Handlungen durchführen, die eine magische Sicht der Welt widerspiegeln. Angesichts der vielen psychologischen Einflüsse, denen wir begegnet sind — und es gibt zweifellos noch weitere, die erst noch entdeckt und erforscht werden müssen -, können wir bei jedem Menschen damit rechnen, daß er von irgendeinem magischen Glauben überzeugt ist oder irgendein geheimes abergläubisches Ritual praktiziert. Die reine Zahl möglicher psychologischer Einflüsse gibt jedoch noch keinen Aufschluß darüber, welche Rolle diese Kräfte in unserem Leben spielen. Einige gesellschaftliche und psychologische Phänomene sind bedeutsamer, auffallender und mächtiger als andere. Unter entsprechenden Umständen sind die übrigen zwar potentiell ebenfalls einflußreich, doch treten sie zweifellos seltener und unauffälliger in Erscheinung. Nachdem wir nun die vielen Quellen abergläubischer Vorstellungen und Verhaltensweisen aufgezählt haben, ist der Zeitpunkt gekommen, das Thema noch einmal umfassend zu betrachten und die wichtigsten Punkte, die wir in den vorangehenden Kapiteln behandelt haben, ein weiteres Mal zu prüfen.

Es ist keine Verteidigung von Aberglauben und Pseudowissenschaft, wenn man sagt, die Menschen finden Trost und Beruhigung darin. Wir, die „Elite“, sollten darum nicht behaupten, es besser zu wissen, oder versuchen, es den weniger Gebildeten wegzunehmen. Wenn Trost und Beruhigung ein Maßstab zur Bewertung einer Sache sind, dann bedenken Sie, daß Tabak den Rauchern Trost und Beruhigung spendet, Alkohol den Trinkern, Drogen aller Art den Süchtigen, Spielkarten und Pferderennen den Spielern, Grausamkeit und Gewalt den Psychopathen. Beurteilen Sie dies allein nach dem Trost und der Beruhigung; es gibt kein Verhalten, in das wir uns einmischen sollten.

Isaac Asimov, The Humanist

Manchmal ist es besser, Glück zu haben, statt gut zu sein. Darum tue ich Dinge, die Glück bringen, ich esse Hühnchen und mache vor nächtlichen Spielen um 19:17 Uhr einen Dauerlauf. Ich möchte das Gefühl haben, daß das Glück auf meiner Seite ist.

Wade Boggs, The New York Times

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Anmerkungen

  1. Diese Anekdote verdanke ich Tom Ryan.

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  2. Opie und Opie (1959).

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  3. Hier muß darauf hingewiesen werden, daß operantes Konditionieren nicht allein durch Kontiguität erfolgt. Wenn Kontiguität fehlt, Reaktionen aber dennoch auf ein hohes Maß an Verstärkung treffen, kann eine Konditionierung die Folge sein. Eine ausführlichere Erörterung der Frage Korrelation oder Kontiguität beim operanten Konditionieren findet sich bei Mazur (1994).

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  4. S. Baron (1994), S. 44–47.

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  5. Seligman (1975/1979). Eine kürzlich durchgeführte Studie läßt vermuten, daß es methodische Probleme bei Laborstudien zu erlernter Hilflosigkeit gibt und - für uns noch wichtiger - daß abergläubisches Verhalten ein Schutz gegen die Herausbildung erlernter Hilflosigkeit sein kann. Bedingungen, die bei Tieren erlernte Hilflosigkeit hervorbringen, führen bei Menschen zu abergläubischem Verhalten.

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  6. In einer kleinen Pilotstudie an normalen Collegestudenten fand Tuck (1995) heraus, daß Berichte über kindliche Rituale und kindlichen Aberglauben mit einem höheren Ausmaß an magischer Ideenbildung und zwanghaften Symptomen in Zusammenhang stehen. Als man diese drei Variablen gleichzeitig untersuchte, fand man eine signifikante Beziehung zwischen kindlichem Aberglauben und zwanghaften Symptomen. Dies war jedoch eine rückblickende Studie, die an einem kleinen, klinisch unauffälligen Teil der Bevölkerung durchgeführt wurde. Wir müssen also auf weitere Forschungen warten, um sagen zu können, ob diese Befunde einen Zusammenhang zwischen kindlichem Aberglauben und Zwangsstörungen belegen.

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  7. Willoughby (1979). Die Definition des Suchtmittelmißbrauchs, wie sie im DSM-IV formuliert ist, ähnelt sehr der Definition von Willoughby. Siehe American Psychiatric Association (1994), S. 181–183.

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  16. Für den Laien, der medizinische Informationen braucht, stellt die Zeitschrift Alternative Therapies, die seit kurzem in Amerika auf dem Markt ist, ein ähnliches Problem dar. Die Zeitschrift, deren professionelle Aufmachung an das Journal of the American Medical Association erinnert und deren Redaktion mehrere Vertreter namhafter akademischer Institutionen umfaßt, behauptet zwar, ihre Inhalte seien „von Fachleuten geprüft“, doch enthält sie auch viele unwissenschaftliche Artikel über fragwürdige Therapien. In einem Leitartikel vertrat der Chefredakteur kürzlich den Standpunkt, die in der anerkannten medizinischen Forschung verwendete Doppelblindmethode sei für alternative Therapien zu unflexibel (Dossey, 1994). Es sieht so aus, als verleihe diese neue Zeitschrift alternativen Heilweisen dadurch Glaubwürdigkeit, daß sie sich als Fachzeitschrift ausgibt und gleichzeitig Forschungsergebnisse präsentiert, die auf weniger strengen Methoden beruhen. Zeitschriften wie diese machen es interessierten Fachleuten und Laien außerordentlich schwer, auf dem Gebiet der Medizin das Seriöse vom Unseriösen zu unterscheiden.

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  17. Topolnicki und MacDonald (1993) zufolge machten 1992 etwa eine Million Amerikaner bankrott und hinterließen dabei Schulden im Wert von 21,5 Milliarden Dollar.

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  21. Ein großer Teil dieser Darlegung von Peirces Methoden zur Verankerung von Wissen stammt von Kerlinger (1987), S. 6–7, und Rosenthal und Rosnow (1991), S. 8–9.

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  22. Cohen und Nagel (1934).

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  23. Rosenthal und Rosnow (1991), S. 9.

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  24. Hier ist anzumerken, daß die Verwendung statistischer Methoden eines der besten Beispiele für Rationalität im Bereich der Verhaltenswissenschaft darstellt. Statistische Methoden liefern Kriterien für Entscheidungen darüber, ob sich eine Hypothese als wahr oder falsch erweisen wird; sie rechtfertigen es, von Befunden, die bei einer kleinen Gruppe von Versuchspersonen erzielt wurden, auf die Gesamtbevölkerung (alle Vertreter dieses Typs) zu schließen.

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  25. Einige der Fragen dieses Fragebogens wurden nach dem Vorbild der von Tobacyk und Milford (1983) entwickelten Paranormal Belief Scale formuliert; anders als in diesem Test über paranormale Auffassungen müssen meine Studenten jedoch mit „wahr“ oder „falsch” antworten.

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  26. Jahoda (1968). Wagner und Monnet (1979).

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  27. Tierney (1996).

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  31. Zurer (1994).

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  32. Weitere Beispiele für das zeitgenössische schlechte Image der Wissenschaft finden sich bei Park (1995).

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  33. Der volle Titel von Mary Shelleys 1818 veröffentlichtem Roman lautet Frankenstein or the Modern Prometheus („Frankenstein oder der moderne Prometheus“). 1820 veröffentlichte der Ehemann der Autorin, Percy Bysshe Shelley, Prometheus Unbound („Der befreite Prometheus”).

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  34. Asimov (1989).

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  35. Zu diesen abschließenden Bemerkungen wurde ich zum Teil durch eine Rede inspiriert, mit der der professionelle Magier und Skeptiker James Randi häufig seine öffentlichen Ansprachen beendet.

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© 1999 Springer Basel AG

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Vyse, S.A. (1999). Eine magische Sicht der Welt. In: Die Psychologie des Aberglaubens. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6358-2_7

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6358-2_7

  • Publisher Name: Birkhäuser, Basel

  • Print ISBN: 978-3-0348-6359-9

  • Online ISBN: 978-3-0348-6358-2

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