Zusammenfassung
Münzen sind nicht in einer primitiven grauen Vorzeit erfunden worden. Das erste vorchristliche Jahrtausend war vielmehr eine «High-tech»-Periode, geprägt durch ein neues Material, nämlich Eisen und Stahl, sowie eine schnelle Entwicklung im Schiffsbau. Diese Entwicklungen beschleunigten den Handel, vergrößerten die Heere, die Macht und auch die Möglichkeiten, privaten Reichtum aufzubauen. Eine Folge der verstärkten Kontakte unter Menschen und Völkern war auch ein Bedürfnis nach Massenfertigung von Waffen, Werkzeugen und zahlreichen anderen Dinge für den Gebrauch vieler. Münzen sind ein ganz hervorragendes Beispiel für Massenfabrikation. Die besondere Bedingung der Massenfertigung von Münzen, ganz anders als etwa bei Keramik oder Werkzeugen, ist eine extreme Wiederholbarkeit der hohen Präzision jedes Einzelstücks.
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Anmerkungen und Quellen
Bei einem Tagessold von einer Drachme zahlte nach Thukidides [8, 29, 1] der persische Satrap Tissaphernes 412/411 für einen Monat rund 330.000 Drachmen = 1438 kg Silber an die 55 spartanischen Schiffe mit 200 Mann Besatzung, die für ihn kämpften. Der zu ihm übergelaufene Athener Alkibiades setzte dann mit fadenscheinigen Gründen eine Reduzierung auf die Hälfte durch (Thuk. 8, 45, 2.) Der spartanische Feldherr Lysander erhielt vom Großkönig 10.000 Darei-ken für seine Soldaten, was einen Monatslohn für ebenso viele Söldner bedeutete. Auf der Akropolis lagen im Parthenon bei Ausbruch des Peloponnesischen Krieges 431 v. Chr. nach Thukidides [2, 13ff.] nicht weniger als 6000 Talente Silbers in Form von geprägtem Geld, also rund 9.000.000 Tetradrachmen. Der Tempel von Lokroi stellte König Pyrrhos für seinen Krieg gegen Rom zwischen 281 und 276, also in nur sechs Jahren, 11.240 Talente, d.h. rund 17 Millionen Tetradrachmen, zur Verfügung (vgl. A. de Franciscis, Stato e Societa in Locri Epizefiri, Neapel 1972.).
Werz, 1994. Die Abbildung 37 wird dem Verfasser verdankt. — J. Nollé widerspricht jedoch dieser Interpretation im Jahrbuch für Numismatik 1995 (im Druck) entschieden und hält es für eine mythische Schmiedeszene.
Als Beispiel sei hier auf die Arbeiten von Babelon bis Conophagos verwiesen.
Delamare, Montmitonnet, Morrisson, 1988, geben die ausführlichste Abhandlung zu diesem Thema.
Ein im Januar/Februar des Jahres 350 verwendeter und an der Römerbrücke in Trier gefundener Prägestempel des Usurpators Magnentius besteht noch aus dem eigentlichen Stempel und einer eisernen Fassung, die den Hammerschlag aufnehmen mußte. Die erhaltene Kombination der beiden Teile wog 1535 Gramm. Katalog der Ausstellung des Rhein. Landesmuseums Trier, 1984, S. 127.
Für den Kaltverformungsgrad gibt es verschiedene Definitionen. Hier wird nur die folgende Definition verwendet, die bei den meisten Edelmetallverarbeitern üblich ist: Fo sei die ursprüngliche Querschnittsfläche (z.B. senkrecht zur Bildebene der Münze geschnitten), Fe die endgültige Querschnittsfläche nach der Verformung. Dann gilt als Verformungsgrad K = (F0 - Fe)*100/F0 (in Prozent)
N = Newton, hier Krafteinheit, siehe Glossar
Delamare, Montmitonnet, Morrisson, 1988. Die Mechanik des Fließens von Metallen findet man in allgemeinen Zusammenhängen z.B. bei Barwell, 1980.
Die Seeschildkröte (a, b in der Abb.) symbolisiert die Seemachtstellung der bedeutenden Handelsmacht Aiginas, die aber 456 v. Chr. durch Athen endgültig gebrochen wurde. Nach Wiedergewinnung der Freiheit 404 wird deshalb eine Landschildkröte (c, d der Abb.) als Münzsymbol gewählt.
Analysen bei Morrisson, Barrandon, Poirier, 1983
In der Werkstoffkunde wird in alten Arbeiten eine Druck-oder Zugbelastung in «kg/mm2» angegeben. Nach der modernen Festlegung der Einheiten muß jedoch die Einheit «Pascal» verwendet werden. Zur Umrechnung: 1 kg/mm2 entspricht rund 107 Pascal; 60 MPa (Megapascal) entsprechen also einer Belastung von rund 6 kg/mm . 1 Pa = 1 Newton/m2. Anschaulich: Ein Pascal ist der Druck, den eine Tafel Schokolade auf ihre Unterlage ausübt, wenn man sie gleichmäßig auf einem Schreibtisch von 1 m ausbreitet.
Analysen bei Morrisson und Barrandon, 1982 und 1985
Erstmals Hill, 1922, S. 1 ff., dann Schwabacher, 1953, 1957, S. 521. Int. Num. Congress Rom 1961, Atti II (1965), S. 107ff.; Franke, 8, 1957, S. 41f. Ablehnend: Sellwood, 1963, S. 219ff., Crawford, Num. Chron. 1981, S. 176f. Skeptisch: M0rkholm, Early Hellenistic Coinage, 1991, S. 28f. Dafür: Schwabacher, Num. Chron., 1966, S. 41ff.; Westermark, Das Bildnis des Philetairos von Pergamon, 1961, S. 28f.
Bachmann und Bodenstedt, 1976
vgl. auch Kraay, 1976, S. 13f. Allerdings ist der vorliegende Stempel nicht durch Einpressen einer Patrize, sondern durch Abguß hergestellt worden.
Bachmann und Bodenstedt, 1978. Die Autoren halten das Stück, abweichend von der hier gegebenen Deutung, für einen Probeabguß einer Form, in der Münzstempel gegossen werden sollten (s.a. Bodenstedt, 1976, S. 22; 1981, S. 35).
Herrn K.-H. Otto sei für die Überlassung des Stempels herzlich gedankt. Prof. Dr. U. Zwicker und Dr. K. Nigge, Universität Erlangen, verdanken wir den Prüfbericht mit den folgenden Angaben.
Seltman, 1921, S.32, Nr. 26, 27, Taf. 1 Serie IV, Nr. S und T
Hill, Num.Chron 1928, 117, Taf. II, 31; von Fritze, 1912, S. 41, Taf. I, 42; Vermeule, 1954, S. 10, Nr. 1.
Der von R. Postel, Ein Stempel aus Kyzikos, JBNum 19, 1969, S. 41ff. publizierte Stempel für eine Bronzemünzenemission des 4. Jhs. v. Chr. ist offensichtlich nicht antik.
Die Erlaubnis für diese Abbildung verdanken wir der steten Kollegialität der Direktorin, Frau Dr. M. Oikonomidou.
Vermeule, 1954. Dazu Kat. Schulmann 6.–11.6.1969 (Mabbott Coll.) Nr. 1758: Rückseitenstempel von Rhodos; N.Lupu, JBNum 17, 1967, S. 101ff.: Nachgemachte römisch-republikanische Stempel aus Dakien; H.M. von Kaenel, Liste 26, 19 der Numismat. Abt. der Schweizer Kreditanstalt; Stempel des Tiberius aus Ostia, 788 g schwer und 10,5 cm hoch; Aukt. Kat. Fa. Dr. Peus, Frankfurt/M. 318, 1987, Nr. 1113: Patrize für keltischen Quinar vom Nauheimer Typus, 1. Jh. v. Chr.; ders. Kat. Nr. 326, 1989, Nr. 27: Patrize für südd. oder böhmischen keltischen Buckelstater; Nr. 22: Patrize für keltischen Quinar vom Titelberger Typus, 1. Jh. v. Chr. — Weitere keltische Prägestempel in H. Dannheimer u.a., Das keltische Jahrtausend, 1993, S. 301 ff.
Babelon, 1901
Numismatica Ars Classica 7, 1994, S. 599 = Fine Arts 25, 1990, S. 301
Cüppers, Trierer Zeitschr. 31, 1968, S. 209ff.; Trier, Kaiserresidenz und Bischofssitz, 19842, S. 107, Abb. 27
Ravel, 1948. Kopplungen mit über hundert verschiedenen Stempeln finden sich für karthagische Prägungen bei Jenkins und Lewis, 1963, S. 63ff.
Ein sehr gutes Beispiel für die Entwicklung einer Stempelbeschädigung und schließlicher Zerstörung bei Cahn, 1944, S. 114–120 anhand von 56 stempelgleichen Tetradrachmen und 79 stempelgleichen Drachmen der sizilischen Stadt Naxos.
Robinson, 1956, S.15ff.
Stets handelt es sich um abwechselndes Glühen und Durchschmieden. Durch Zusammenschmieden («Verschweißen») von Stäben aus Weicheisen und Stahl suchte man Härte und Geschmeidigkeit zu verbinden. Nach Plinius [34, 145] kam der beste Stahl von den Serern, von den Seidenleuten nördlich von Indien, und aus Parthien. Auch die Härtung durch «Ablöschen» mit Wasser — so schon bei Homer, Odyssee [9, 391] — mit Urin, Bocksblut oder Öl ist bezeugt (Plin. Nat. 28, 148; Hippokr. Coacae praen. 384).
Toll 1968, S. 37 der Einleitung, Kap. XXXVI, LIII, LIV des arab. Textes.
Grundlegend: A. Furtwängler, Die antiken Gemmen. Geschichte der Steinschneidekunst im klassischen Altertum. 3 Bände, Berlin 1900.
Bei Healey, 1993 und Gerin, 1993 finden sich die entsprechenden Zitate.
siehe z.B. die Experimente von Tobey und Tobey, 1993
siehe neuestens bei Healey, 1993 und Gerin, 1993.
Dr. Busso Peus, Frankfurt/Main, Katalog 318, 1987, Nr. 1113
Fundort später als Oppidum Dünsberg bei Gießen identifiziert.
Dr. Busso Peus, Frankfurt/Main, Katalog 326, 1989, Nr. 22 und 27
Originaltext Katalog Peus. Der Stater ist im Katalog zur Ausstellung Kelten, Römer und Germanen von W. Mengin 1980 auf Taf. 21 abgebildet worden.
siehe die ausführliche Behandlung solcher Stempel bei Weidauer, 1975, S.43–58
zitiert nach Sellwood, 1980
vgl. Franke, Schweiz. Münzbll., 1958, S. 33ff.
M.V. Lemaire, Rev. belge de num., 1892, S. 101, zitiert nach Babelon, 1901, S. 918
Lehrstuhl Werkstoffwissenschaft (Metalle), Universität Erlangen-Nürnberg, Untersuchungsbericht UB 442/87, 09.12.87. Bearbeiter: U. Zwicker, R. Malter, K. Nigge
Tobey und Tobey, 1993
vgl. auch die Diskussion über das Stempelschneiden bei Hill, 1922
J. Svoronos, Matrice d’un Tetradrachme Athenien. Corolla numismatica. Oxford, 1906
Z.B. sind von den 10.000 im Tempelinventar von Delos erwähnten Tetrobolen ganze zwei auf uns gekommen. Von den 100.000 Golddrachmen der Serie Athens, 406–407 v. Chr., sind 26 Exemplare verschiedenen Nominals im Wert von 25 Drachmen erhalten, also ein 1/4000.
Siehe unter dem Stichwort «Signifikanz» in einem beliebigen Lehrbuch der Statistik.
Sellwood, 1963; Hill, 1922
Ausführliche Zahlenangaben bei Franke/Hirmer, 1972, S. 28 ff.
Carter, 1990
Solche Justierungen, zum Teil mit erheblichen Verletzungen des Münzbildes, sind für Denare der römischen Republik nachgewiesen. Stannard, 1993.
Bass, 1967
Bass, 1967
J. Werner, Waage und Geld in der Merowingerzeit. Sitzungsber. Bayer. Akad. D. Wiss. Phil.-Hist. Klasse, 1954, S. 1ff.
Toll, 1968, Kap. 18
Schaub, 1986; Schaub und Hiller, 1979; Meyer, 1986. Die Werkstatt war von 272 bis etwa 280 n. Chr. in Betrieb.
Bei Al Hamdani, vgl. Toll, 1968. Vgl. H. Hommel, 1965, S. 111 f. und 1966, S. 133. Göbl, 1968, S. 113f. Der behandelte Text gilt zwar für die Sasanidenzeit, doch dürfte er auch für die griechische Münzprägung zutreffen, was die Zahl des Personals betrifft.
I. Nicolaou, O. Mørkholm, A Ptolemaic Coin Hoard. Paphos I, 1976, S. 9f. mit Abb. 10, 11
Kraay, 1976, Tafel 2, fig. 39; Gela, Tetradrachme um ca. 425; vgl. Franke/Hirmer 1972, Taf. 57, 160
Seilwood, 1963
Hammer und Klemm, 1982
Duthil, Journ. Int. D’arch. num. II, 1899, S. 284; zitiert nach Babelon, S. 929
Sellwood, 1980
Von Reinigung spricht auch der Bericht des Mani aus der Mitte des 3. Jhs. n. Chr.; vgl. Hommel, 1965, S. 116.
siehe z.B. Hammer und Klemm, 1982, in ihrer Untersuchung römischer Denare.
Die aus der Verwendung «chemischer» Putzmittel gewonnenen Erfahrungen lieferten vermutlich die Grundkenntnisse, aus denen sich später das Weißsieden mit mehr oder weniger betrügerischer Zielsetzung entwickeln konnte. Hat man nämlich soviel Kupfer im Silber, daß die Münze wegen der natürlichen Farbe der Legierung nicht mehr als Silbermünze akzeptiert wird, kann man immer noch versuchen, durch partielles Herausätzen des Kupfers in einer sehr dünnen Schicht die Münze wieder mit einem annehmbaren Silberton auszustatten.
Sellwood, Alterations in Mint Technology for the Edwardian Penny. Metallurgy in Numismatics I, 1980, S. 178f.
Sellwood, 1980. Durch die Vorbildung einer Schüssel kann das Aufreißen des Randes vermieden werden.
S.P. Noe, The Coinage of Metapontium I., 1927; vgl. Kraay, 1976, S. 12, 81, 170ff.
Vgl. Franke, 1961, S. 40f., 52; T. Hackens, Bull. Corr. Hell. 93, 1969, S. 701 ff. Weitere Beispiele ließen sich in großer Zahl angeben.
vgl. Franke, Antike Welt 15, 1984, S. 21f. mit Abb. 21–24
Denaro, 1963
Treister, 1988, bes. S. 9, Statere von König Rheskuporis V., ab 242 n. Chr.
Plinius [36, 16ff.] beschreibt die wichtigsten Eigenschaften von Steinen. Evans 1864, S. 123ff., erwähnt bereits britische Münzen, an denen noch die Holzmaserung der Schrötlingsform zu sehen war.
Die Darstellung folgt weitgehend Hill, 1922.
B.Pick, Die antiken Münzen von Dakien und Moesien I, 1898, S. 182, Nr. 531 ff.; vgl. C. Predau und H. Nubar, Histria III, 1973, S. 236f. Taf. III.
Ausführliche Untersuchungen plattierter griechischer und römischer Münzen zwischen ca. 450 v. Chr. und 96 n. Chr. von Campbell, 1932. Kritische Betrachtungen dazu bei Cope, 1972.
vgl. Pollux [VII, 104]
vgl. Rutter, Campanian Coinages 475–380 B.C., 1979
siehe auch Thompson, 1956, Taf. 27, Abb. 19
siehe z.B. Picon und Guey, 1968
siehe bei Cope, 1972, S. 277f.
Zwicker, Hedrich, Kalsch, Stahl, 1968. Vs: Kopf Alexanders d. Gr. im Löwenskalp r.; Rs: 1. thronender Zeus mit Adler; Halbmond unter dem Thronsessel als Zeichen der Münzstätte. Vgl. M.J. Price, The Coinage in the Name of Alexander the Great, 1991, S. 255f. Nr. 1825, 1826
Die Praxis, ein Lot durch mechanische Mischung von Feilspänen verschiedener Metalle herzustellen, geht in Mitteleuropa auf die frühe Hallstattzeit zurück.
Ein neuerer Beitrag zur Frühzeit der Blattgoldherstellung findet sich bei Eluere und Raub, 1990, neuerdings auch: Gold und Vergoldung bei Plinius: Werkheft Projektgruppe Plinius, Tübingen 1993.
Neuerdings W.A. Oddy u.a., Die Vergoldung von Bronzestatuen bei den Griechen und Römern. In: Die Pferde von San Marco, Katalog der Ausstellung in Berlin, 1982
Wir haben Herrn Prof. Dr. Ch.J. Raub, Schwäbisch Gmünd, für diese Aufklärung zu danken.
Zur Geschichte des Quecksilbers siehe Morral, 1984
Lechtmann und Heather, 1971, s. besonders S. 4
Der neueste Forschungstand findet sich mit umfassender Auflistung bekannt gewordener und untersuchter Stücke bei Oddy u.a., 1993, für Gold und bei La Niece, 1993, für Silber.
Oddy, Padley, Meeks, 1978; Raub, 1983; Scott, 1986; Oddy, 1983; Raub, 1991; Oddy, 1993; La Niece, 1993
Zwicker, 1973
Die folgende Darstellung hält sich in der Reihenfolge etwa an die Darstellung bei Thompson, 1956
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Moesta, H., Franke, P.R. (1995). Herstellung von Münzen. In: Antike Metallurgie und Münzprägung. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6341-4_6
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