Zusammenfassung
Der Abschied von Frankfurt ist Wälterlin nicht leicht gefallen. Zu eng waren die Bindungen, die ihn nach dem fünfjährigen Aufenthalt mit der Mainstadt verknüpften. Schon die Stadt selber bot Vorzüge, die er nur ungern missen wollte. Großstädtisch, und doch behaglich; weltoffen, und doch sich zum eigenen Charakter bekennend; traditionsbewusst, doch Neuem immer aufgeschlossen: Frankfurt schien so Wälterlins Ideal eines dynamischen Gemeinwesens zu entsprechen. Der merkantile Geist verband sich hier glücklich mit dem wissenschaftlichen und künstlerischen Impuls. Die philosophisch-historische Fakultät der Universität etwa wurde durch die vorzüglichen Fachvertreter zu einem Zentrum der geistigen Auseinandersetzung, und die mit reichen Mitteln unterstützten Theater wirkten im Wettstreit mit der Metropole Berlin weit über die Grenzen der Stadt, ja oft des Landes, hinaus. Ein vielfältiges Angebot an Vorträgen, Ausstellungen und Konzerten liess zudem Frankfurt immer wieder als eine Stadt von aussergewöhnlicher Dynamik im künstlerischen Tun erscheinen. Auf diese verlockende und immer von neuem anregende Vielfalt zu verzichten, musste dem aufnahmegierigen Wälterlin schwerfallen.
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Anmerkungen
Zu der Rolle der Oper als Fluchtort, als Reservat, ja als Katakombe vor dem Zugriff der Machthaber siehe Wälterlins Beobachtungen in Bekenntnis zum Theater, a.a.O., p. 109.
Die Literatur zu diesem Theater ist mittlerweile stark angewachsen. Den besten Beitag gerade zur Intendanz Wälterlins bietet dabei Günther Schoop in op. cit.
Zu Reuckers Arbeit in der Schweiz siehe besonders Guido Frei Das Zürcher Stadttheater unter der Direktion Alfred Reucker 1901–1921, Innsbruck 1951.
Ein lebendiges, wenn auch zuweilen ein wenig zu romanhaft ausgeschmücktes Profil von Rieser vermittelt Curt Riess in Sein oder Nichtsein, Zürich 1963.
Wälterlin selber hat seinem Freund Oprecht in einem Nachruf ein schönes Denkmal gesetzt. Siehe hierzu Bekenntnis zum Theater, a.a.O., p. 176ff.
Vgl. hierzu Schoop, op.cit., p. 16ff., mit dem Kapitel «Die baugeschichtliche Entwicklung des Pfauentheaters und seine Bühnentechnik».
Kein Historiker hat diesen ungeheuren Druck auf die Schweiz genauer und fesselnder beschrieben als Edgar Bonjour in seiner umfangreichen Geschichte der Schweizerischen Neutralität, Basel 1967 ff.
Siehe hierzu besonders ibid., Bd.IV, p.385ff., und Bd. VII, p. 197ff.
Vgl. Curt Riess, op.cit., besonders p. 121, mit dem Hinweis auf die frühe Drohung der Frontisten, das Theater in Brand zu stecken.
Die Zeugnisse ihrer Freundschaft sind zahlreich. Siehe aber besonders den Nachruf Teo Ottos auf seinen engen, langjährigen Mitarbeiter in der Gedenkschrift Oskar Wälterlin, a.a.O., p. 12ff.
Vgl. hierzu die Ausführungen Erwin Parkers in ibid., p. 15 ff.
Vgl. hierzu ibid., p. 5 ff., wo Kurt Hirschfeld, der als Chefdramaturg und Vizedirektor Wälterlin genau kannte, ein lebendiges Bild seines Mitarbeiters zeichnet.
Siehe hierzu Werner Meier «Zwanzig Jahre Theaterfinanzen», in Beiträge zum zwanzigjährigen Bestehen der Neuen Schauspiel A G., Zürich 1959, p. 163 ff.
Vgl. hierzu Curt Riess, op.cit., p.213, mit dem Hinweis auf Wälterlins Ablehnung jedes einseitig politischen Spielplanes.
Siehe hierzu Wälterlins Vorwort in der anlässlich der Spielzeiteröffnung von 1942/43 publizierten Broschüre.
Diese Episode ist allen Augenzeugen unvergessen geblieben. Siehe hierzu etwa Ernst Ginsbergs Erinnerung, zitiert in Beiträge..., a.a.O., p. 159.
Zu dieser politisch motivierten Stückwahl siehe Curt Riess, op.cit., p.214ff.
Zur politischen Sprengkraft von Wälterlins Tell-Inszenierung in der Spielzeit 1938/39 siehe ibid., p.220ff.
Noch Monate nach der Premiere vermochte das Stück die Gemüter zu erregen. Vgl. hierzu den Bericht in der «Tat» vom 13. Juni 1944.
Vgl. hierzu die statistischen Aufstellungen in Günther Schoop, op.cit., p.214ff. und die verschiedentlichen Hinweise auf die «Schweizer Wochen», die junge, noch unerprobte Autoren vorstellten.
Vgl. hierzu die ausführliche Besprechung in den «Neuen Zürcher Nachrichten» vom 14. Februar 1944.
Siehe hierzu die gesammelten Zeitungsattacken im Archiv des Schauspielhauses, wobei sich die Artikel in der «Front» als besonders gehässig erweisen.
Vgl. hierzu Günther Schoop, op. cit., p. 65.
Wälterlin selber hat oft den militärischen Begriff der Bastion oder des Reduit gebraucht, um die besondere Aufgabe des Schauspielhauses während der Kriegsjahre zu kennzeichnen. Siehe etwa Bekenntnis zum Theater, a.a.O., p. 136.
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Loeffler, M.P. (1979). Die Bastion Zürich. In: Oskar Wälterlin. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6281-3_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6281-3_5
Publisher Name: Birkhäuser, Basel
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