Zusammenfassung
Dieses Kapitel befaßt sich fast ausschließlich mit der Wahrnehmung und dem Handeln des Akteurs Mensch, obgleich zu hoffen ist, daß einige unserer Überlegungen auch für die Untersuchung anderer Organismen und den Entwurf künstlicher Akteure von Bedeutung sind.
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Literatur
Was wir allgemein einen «visuellen Input» nennen, ist neben dem auf die Netzhaut einfallenden Licht in Wahrheit ein Produkt aus mehreren anderen Faktoren — z. B. spielen körperliche Bewegung, Neigen des Kopfes, Orientierung zur Schwerkraft eine Rolle. Und geht erst einmal das visuelle Signal ein, so ist das, was gesehen wird, ständig von einem ganzen Wust anderer Züge des Intentionalitätsnetzwerkes abhängig.
Diese Art, die Dinge zu betrachten, ist etwas gekünstelt, weil sie das Gehirn als einen passiven Empfänger eingehender Signale behandelt; das ist aber genau die Art von «Künstlichkeit», die bei der Behandlung komplexer biologischer Prozesse innerhalb eines rationalistischen Rahmens involviert ist.
Natürlich ist es möglich, «visuelle Erfahrungen» zu haben, die sehr wenig bewußte Aufmerksamkeit involvieren, z. B. wenn man bei der Fahrt zur Arbeit auf einer vertrauten Strecke die Straße vor sich betrachtet. Doch wie nun klar sein sollte, ist diese Form «passiven» Sehens nicht dasselbe wie die visuellen Erfahrungen, an denen ich hier primär interessiert bin.
Man beachte, daß wir hier svis als die aktuelle Laufsituation nehmen sollten, nicht die «Fernsehbildschirmsituation». Wir sehen somit das Fernsehen einfach als ein Medium an, das Emmas visuelles System mit einer größeren Reichweite als normal versorgt. Dies steht meiner Meinung nach damit in Einklang, wie wir Live-Fernsehsendungen tatsächlich ansehen: was wir «sehen», ist das wirkliche Ereignis, nicht ein Bild von jenem Ereignis. Wenn Sie damit nicht einverstanden sind, dann stellen Sie sich einfach unser Szenario geändert vor, indem Emma von ihrem Wohnzimmer in das Coliseum von Los Angeles transportiert wird, wo das Ereignis stattfand.
Obgleich im allgemeinen wahr, ist dies nicht immer der Fall. Wenn Sie beispielsweise sehen, daß das, was Sie kennen, eine weiße Fläche ist, die von etwas beleuchtet wird, was Sie als rotes Licht kennen, so ist das, was Sie sehen, eine rote Fläche, Sie bilden aber nicht den Glauben, daß die Fläche rot ist.
Dies ist ein überarbeitetes Beispiel — siehe beispielsweise Wittgenstein [32, Teil I, Paragraph 621] oder Searle [26, Kapitel 3] — aber eines, das meinen gegenwärtigen Zwecken sehr gut dient.
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Devlin, K. (1993). Wahrnehmung und Handlung. In: Infos und Infone. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6239-4_7
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