Zusammenfassung
Während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die physikalische Forschung in Großbritannien von William Thompson, dem späteren Lord Kelvin, beherrscht. Als junger Mann war er für seine mathematischen Fähigkeiten berühmt, und im Lauf seiner Karriere wandte er seine Aufmerksamkeit offenbar ganz nach Belieben zahlreichen Aspekten der physikalischen Welt zu: Astronomie, Mechanik, Elektrizität und Magnetismus, Wärmelehre und Geophysik. Ohne die Arbeiten seiner Kollegen mehr als eines kurzen Blickes zu würdigen, vertiefte er sich in hochkomplizierte Probleme und löste sie im Handumdrehen. Er besaß die Fähigkeit, vereinzelte Fakten und unvollständige theoretische Ansätze zu ordentlichen, logischen Modellen zusammenzufassen; so erweiterte er nicht nur die Einflußsphäre der Naturwissenschaften, sondern sorgte auch allgemein für Ordnung. Auf dem Höhepunkt seines Ruhmes als Physiker wurde Thompson zum viktorianischen Unternehmer; zunächst arbeitete er die mathematische Theorie für die Übertragung elektrischer Signale per Kabel über den Atlantik aus, dann berechnete er das effektivste und kostengünstigste Kabelmodell, und schließlich gründete er ein kommerzielles Konsortium, um Kabel per Schiff von Irland nach Neufundland zu verlegen. Für diese erfolgreiche Unternehmung wurde er 1892 zum Sir William Thompson ernannt, wenn er seinen Aufstieg zur Peerswürde auch mindestens ebensosehr seiner Freundschaft mit führenden Politikern und Wirtschaftskapitänen seiner Zeit wie seinen wissenschaftlichen Erfolgen verdankte.
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Literatur
Die Geschichte von Kelvins Schlacht mit den Geologen um das Alter der Erde und ihr wohltuender Effekt auf die geologischen Theorien ist von Joe B. Burch- field in Lord Kelvin and the Age of the Earth (New York: Science History Publications, 1975 ) beschrieben worden. Eine umfassende fachliche Darstellung, wie sich die elektromagnetische Theorie von ihren Anfängen bis ins 20. Jahrhundert entwickelt hat, gibt Edmund T. Whittaker in A History of the Theories of the Aether and Electricity (Nachdruck; New York: Dover, 1989 ).
Über die Entwicklung der Thermodynamik und der statistischen Mechanik und der Persönlichkeiten, die dazu beitrugen, kann man sich in Ludwig Boltz- mann: Man, Physicist, Philosopher von Engelbert Broda (Woodbridge, Conn.: Ox Bow Press, 1983), in James Clerk Maxwell von Ivan Tolstoy (Edinburgh: Canongate, 1981) und in British Scientists of the Nineteenth Century von John G. Crowther (London: Routledge, 1962) informieren.
Henry Adams: The Education of Henry Adams (New York: American Heritage Library, Houghton Mifflin, 1961), S. 401. Adams erwähnt eine Altersgrenze von 20 Millionen Jahren (eine frühere und schlüssigere Berechnung Kelvins) statt der späteren Schätzung von 100 Millionen Jahren.
Burchfield: Lord Kelvin and the Age of the Earth, S. ix.
Pierre-Simon de Laplace: Essai philosophique sur les propabilites.
Whittaker: A History of the Theories of Aether and Electricity, Bd. 1, S. 255.
Burchfield: Lord Kelvin and the Age of the Earth, S. 164.
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Lindley, D. (1994). Lord Kelvins Erklärung. In: Das Ende der Physik. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6193-9_2
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