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Zusammenfassung

Diese tragische Begebenheit ist die Variante einer Geschichte aus Ciceros De Oratore, die der italienische Missionar Matteo Ricci den Chinesen im späten 16. Jahrhundert erzählte. ‹Xi-mo-ni-de›, Riccis chinesische Wiedergabe eines Namens, der als ‹Simonides› ins Deutsche übersetzt wird, war ein Lyriker, der 556 v. Chr. auf der griechischen Insel Kea geboren wurde. Seine geheimnisvolle Fähigkeit, sich an die Sitzordnung der gesamten Gesellschaft zu erinnern, ist das erste belegte Beispiel für den Einsatz einer Mnemotechnik, die die Grundlage der Kunst der Rhetorik bilden sollte, und somit, wie manche argumentieren, der westlichen Literatur. Wir verstehen heute unter Rhetorik eher eine Trickkiste, in die Politiker greifen, um ihre Zuhörer zu täuschen. Doch vor der Erfindung des Buchdrucks und der Verbreitung der Literalität (des Lesen- und Schreibenkönnens) war sie die wichtigste Kommunikationskunst, das Mittel, mit dem Rezitatoren lernten, ihre Geschichten überzeugend und einprägsam anzubringen.

Vor langer Zeit war ein Dichter aus dem Westen, der edle Xi-mo-ni-de, mit seinen Verwandten und Freunden zu einem Trinkgelage im Palast versammelt, unter einer dichten Menge von Gästen. Als er die Menge für einen Augenblick verließ, um nach draußen zu gehen, stürzte die große Halle in einem plötzlichen, mächtigen Sturm zusammen. All die anderen Feiernden wurden zermalmt, ihre Leichen waren verdreht und zerrissen, nicht einmal ihre Familien konnten sie erkennen. Xi-mo-ni-de jedoch konnte sich exakt an die Tischordnung erinnern, in der seine Verwandten und Freunde gesessen hatten, und da er sie sich alle, einen nach dem anderen, in Erinnerung rief, konnten ihre Leichen identifiziert werden.

Jonathan D. Spence, «Der Gedächtnispalast des Matteo Ricci»

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Anmerkungen

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Woolley, B. (1994). Schnittstellen. In: Die Wirklichkeit der virtuellen Welten. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6179-3_8

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