Zusammenfassung
Der französische Science-Fiction-Autor Jules Verne hatte seinen Romanhelden Kapitän Hatteras und dessen Begleiter in eine schwierige Lage gestellt: Bei dem Versuch, vom nördlichen Kanada aus den Nordpol zu erreichen, waren sie von einem Eisbären angegriffen worden, den sie erst im letzten Moment erlegen konnten. Doch während sie mit dem König der Arktis gekämpft hatten, war das Feuer in ihrer Eishöhle erloschen, und das Feuerzeug war nicht mehr auffindbar. Um sie herum gab es, soweit das Auge reichte, nur Eis. Die letzte Chance, eine warme Mahlzeit zu bereiten, schien verspielt. Doch der naturwissenschaftlich-technisch orientierte Jurist und Schriftsteller Verne hatte nicht nur die Fachliteratur seiner Zeit gelesen und ausgewertet, indem er sich eine Kartei mit vielen tausend Eintragungen angelegt hatte, sondern versuchte die Handlungen seiner Romane, wenngleich sie phantastisch wirkten, so doch einer gewissen Logik nicht entbehren zu lassen. Folglich ersann er auch für seinen Kapitän Hatteras und dessen Männer eine Lösung, die auf der Kenntnis und konsequenten Anwendung von Naturgesetzen beruhte. In dem 1864 geschrieben Roman «Die Abenteuer des Kapitän Hatteras» besann sich der Expeditionsarzt auf die Gesetze der Optik und fand so einen Ausweg aus der bedrohlichen Situation:
«‹Uns fehlt eine Linse ... Nun, machen wir uns eine!›
‹Aber wie?›
‹Aus einem Stück Eis, das wir zur Linse schneiden!›
‹Was? Ihr glaubt ...?›
‹Warum nicht? Es kommt doch nur darauf an, die Sonnenstrahlen zu brechen. Das vermag Eis genauso zu tun wie der beste Kristall.›
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Anmerkungen
Verne, Jules: Die Abenteuer des Kapitäns Hatteras. Berlin 1992, S. 192.
Vgl.: Walker, Jearl: Experiment des Monats. Spektrum der Wissenschaft, 1984, 2, S. 128f.
Stonehouse, Bernard: Arktis - Antarktis. Luzern 1993, S. 49.
Zu den Mengenangaben des Eises der Erde vgl.: Reinwarth, O. und G. Stäblein: Die Kryosphäre - das Eis der Erde und seine Untersuchung. Würzburger Geographische Arbeiten 36, 1972, S. 26f.
Beim Schmelzpunkt ist die Abhängigkeit vom Druck sehr gering. Degegen erniedrigt sich der Siedepunkt des Wassers (bei Normaldruck 100°C) mit abnehmendem Luft¬druck, d. h. mit zunehmender Höhe, erheblich. Bei einem Luftdruck von 700 hPa (etwa auf der Zugspitze) siedet Wasser bereits bei 90° C.
Forster, Georg: Reise um die Welt. Frankfurt am Main 1967, S. 124.
Debenham, Frank. Antarktis. Geschichte eines Kontinents. München 1959, S. 26.
Zur gegenwärtigen Bedeutung ingenieurwissenschaftlicher Untersuchungen von Eis vgl.: Mahrenholtz, Oskar und Bernhard Meussen: Eis ist ein «heißes Metall». Material-eigenschaften untersucht, forschung. Mitteilungen der DFG 1995, 2–3, S. 4.
Vgl. hierzu auch die Meldung des «Stern» vom 1.2. 1996: «Eis gegen Dreck»: «Von der Hochdruckwäsche mit der Spritzpistole wollen einige Autofahrer nichts mehr wissen, seit sie sich damit ihre Reifen durchlöchert haben. Trockeneis heißt das neue Reini-gungsverfahren, das mit Material und Umwelt schonend umgeht. Gefrorenes Kohlen-dioxid, bei minus 80 Grad zu kleinen Kügelchen geformt, wird unter mäßigem Druck (zwei bis 20 bar) auf verschmutzte Flächen geschossen. Der Dreck kühlt abrupt ab, wird brüchig und löst sich vom Untergrund. Er muß dann nur noch zusammengefegt werden. Das Trockeneis löst sich von allein auf: Es verflüchtigt sich in winzigen Mengen Kohlendioxid in die Atmosphäre. Der Luftfahrt-Gigant Lockheed entwickelte das Verfahren, um empfindliche Bauteile aus Leichtmetall schonend zu reinigen.»
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Reinke-Kunze, C. (1996). Anatomie des Eises. In: Die PackEISwaffel. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6110-6_2
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