Zusammenfassung
«Während die Mittel zur Erzeugung von Wärme zum Theil uralt sind und die Menschheit sich aus den rohesten Zuständen erst entwickeln konnte nach dem sie Methoden kennen gelernt hatte, Feuer zu erzeugen, ist es erst der neuesten Zeit gelungen, in größerem Maße und zu industriellen Zwecken Abkühlungsmittel herzustellen. In der That ist auch das Bedürfniß nach solchen erst von einer gewissen Kulturstufe an ein zwingendes und selbst unsere vor 150 Jahren lebenden Vorfahren würden sicherlich nicht geglaubt haben, wenn ihnen gesagt worden wäre, daß dereinst ein großartiger Handel mit Eis getrieben würde, und daß man verschiedenartige Maschinen zur Eisbereitung in Thätigkeit sehen würde.»1 So äußerte sich 1880 das «Das neue Universum», das Jahrbuch für die «reifere Jugend», über die künstliche Herstellung von Eis. Zehn Jahre zuvor hatte der Professor für Maschinenbau Carl Linde in München seine Gedanken zur Theorie der Kältemaschinen in der Abhandlung «Über die Wärmeentziehung bei niedrigen Temperaturen durch mechanische Mittel» niedergeschrieben und begonnen, seine Ideen in die Praxis umzusetzen. 1877 legte er in seiner ersten Patentschrift ein Arbeitsprinzip für Kältemaschinen fest, das noch heute Gültigkeit hat: Ein unter Druck befindliches, flüssiges Kältemittel wird in einem Regelventil entspannt und tritt in den «Verdampfer» ein, wo es in den gasförmigen Zustand übergeht. Die dazu notwendige Energie (Wärme) wird dem im Kühlschrank oder in der Kühltruhe lagernden Kühlgut entzogen. Ein mechanisch angetriebener Kompressor saugt den Dampf ab und verdichtet ihn, so daß das Kühlmittel wieder flüssig wird. Die dabei entstehende Wärme wird an die Außenluft oder an Wasser abgegeben. Das flüssige Kältemittel wird entspannt wieder in den Verdampfer eingeleitet, der Kreislauf beginnt erneut.2
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Anmerkungen
Das neue Universum. Stuttgart 1880. ND München o. J., S. 236.
Vgl.: Linde-Festschrift 1979, S. 14.
Linde, Carl: Aus meinem Leben und von meiner Arbeit. ND Düsseldorf 1984, S. 35.
Ebd., S. 37.
Die Gartenlaube 1898, S. 500.
Die Drehersche Brauerei in Klein Schwechat bei Wien hatte eigens für die Redaktion des «Neuen Universum» 1880 folgende Rechnung aufgemacht: «Die Fabrik braute vom 1. Januar 1867 bis zum 1. Januar 1868:483150 Wiener Eimer Bier und lagerte ein 515,600 Ctr. Eis. Im allgemeinen also 1 Ctr. Eis für 1 Eimer (56,6 Liter). Bei einer lang anhaltenden Kälte von 2 Monaten kann dieses Quantum mit einem Aufwand von 7 Kr. östr. (14 Pfg.) für 1 Ctr. zugeführt werden; bei kurzer Kälte steigen die Kosten auf 10–12 Kr., wozu noch 1 Kr. für das Einwerfen in die Gruben kommt. In milden Wintern wird das Eis zum Theil aus der Steiermark beschafft; da die Kälte im Jahre 1869 spät einfiel, so wurden dorther 26 000 Ctr. Eis bezogen, in Wagen von 200 Ctr.» Das neue Universum, a.a.O.
Giedion, Sigfried: Die Herrschaft der Mechanisierung. Frankfurt am Main 1982, S. 644.
Weld, Isaac: Travel through the United States. London 1800, zit. nach ebd., a.a.O.
The Great Industries of the United States. Hartford 1872. S. 156, zit. nach: Giedion, Sigfried, a. a. O., S. 646.
Habs, Robert und L. Rosner ( Hrsg ): Appetit Lexikon. Wien 1894, S. 145.
Vgl. Giedion, Sigfried, a. a. O.
Ebd.
Ebd.
Vgl.: Täubrich, Hans-Christian: Eisbericht. In: Unter Null. Kunsteis, Kälte und Kultur. München 1991, S. 54.
Ebd., S. 57.
Vgl. ebd.
Jones, Joseph C.: America’s kernen. An Illustrative History of the United States Natural Ice Industry 1665–1925. Humble/Texas 1984, S. 25.
Die Gartenlaube 1896, S. 796, zit. nach: Täubrich, Hans-Christian, a. a. O., S. 62.
Sinclair, Upton: Der Dschungel. Hamburg 1985, S. 43.
Vgl.: Hilck, Erwin und Rudolf Auf dem Hövel: Jenseits von minus Null. Köln 1979, S. 12.
Vgl.: Täubrich, Hans-Christian, a.a.O., S. 64.
Vgl. ebd., S. 65–67.
Evans, Oliver: The Young Millwright and Millens Guide. Philadelphia 1795, S. 136. Zit. nach: Giedion, Sigfried, a.a.O., S. 648.
Härd, Mikael: Überall zu warm. Vorbilder und Leitbilder der Kältetechnik. In: Unter Null, a.a.O., S. 70.
Vgl.: Dienel, Hans-Liudger: Eis mit Stil. Die Eigenarten deutscher und amerikanischer Kühltechnik. In: Unter Null, a.a.O., S. 109f. Neben der Konzentration in der Fleischversorgung gab es in den USA diese Tendenz auch für andere Lebensmittel: «1919 kamen knapp sechzig Prozent der amerikanischen Butter aus Wisconsin, ähnliches galt auch für Käse. Seit der Jahrhundertwende entwickelte sich dann im Zusammenhang mit der Obsterzeugung der Kühltransport von Früchten und Gemüse zum größten amerikanischen Kälteverbraucher. In riesigen Monokulturen wurden in Kalifornien und Florida Pfirsiche angebaut, Erdbeeren in Carolina und so weiter. Der Versand im Kühlwaggon machte es möglich. Die Zahl der Eiswerke stieg dementsprechend zwischen 1879 und 1919 von knapp vierzig auf über 2800, die der Kühllagerhäuser im gleichen Zeitraum von null auf über tausend.» Ebd., S. 110.
Hilck, Erwin und Rudolf Auf dem Hövel, a. a.O., S. 13.
Tschoeke, Jutta: Frostige Glieder. Aspekte der Kühlkette. In: Unter Null, a. a. O., S. 131.
Ebd., S. 132.
Kludas, Arnold und Ralf Witthohn: Die deutschen Kühlschiffe. Herford 1981, S. 7.
Tschoeke, Jutta, a. a. O., S. 133.
Vgl.: Hilck, Erwin und Rudolf Auf dem Hövel, a. a. O., S. 14.
Vgl. ebd., S. 29.
Vgl.: Giedion, Sigfried, a. a. O., S. 653.
Vgl. ebd., S. 651.
Tschoeke, Jutta, a. a. O., S. 129f.
Ebd., S. 138f.
Vgl.: Hellmann, Ulrich: Künstliche Kälte. Die Geschichte der Kühlung im Haushalt. Berlin 1990, S. 121.
Berekoven, Ludwig: Geschichte des Deutschen Einzelhandels. Frankfurt am Main 1987, S. 145
Die erste Kunsteisbahn, das Glaciarium, war am 7. Januar 1876 in London eröffnet worden. Weitere Halleneisbahnen entstanden in Manchester (1877), Southport (1879) und im New Yorker Madison Square Garden (1879). Vgl. Täubrich, Hans-Christian: Kunstwelten. Eispaläste, Freiluftbahnen und die Mode am Rande. In: Unter Null, a.a.O., S. 184f. Matthias Hampe führt weitere Eispaläste in europäischen Städten an: «Brüssel (1896), Lyon (1900), Nizza (1906), Glasgow (1907), Warschau (1912), Antwerpen (1913), Madrid (1922) und Mailand (1923). In Nordamerika existierten 1915 bereits 25 Eishallen. 1904 eröffnete man in Adelaide, 1906 in Melbourne (Australien) und 1911 sogar in Johannesburg (Südafrika) Eispaläste.» Hampe, Matthias: Stilwandel im Eiskunstlauf. Frankfurt am Main 1994, S. 54.
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Reinke-Kunze, C. (1996). Kunsteis und Tiefkühlkost. In: Die PackEISwaffel. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6110-6_14
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