Zusammenfassung
Joggeli ließ eines Abends Vreneli hinüberrufen. Es müsse ihm da etwas lesen, sagte er; er möge Brille nehmen, welche er wolle, so könne er nichts daraus machen, er verstehe sich gar nicht auf die neue Gschrift, welche aufkäme, man sehe es allem an, wie der Glaube abnehme und bald keiner mehr sei. Vreneli verstand sich, wie es schien, besser darauf, denn es ward blaß, las einmal, las zweimal, sagte endlich: «Das ist kaum, das kann nicht sein.» «Was nicht», sagte Joggeli ungeduldig, «was nicht? Sage es doch und stürme nicht.» «Vetter, da steht, Ihr hättet Elisis Mann eine Gschrift gegeben, gut für fünfzehntausend Taler, die habe er eingesetzt oder versilbert und jetzt wolle man das Geld.» Joggeli begehrte mit Vreneli gräßlich auf, es könne nicht Geschriebenes lesen und wolle ihn zum Besten halten. Man ließ Uli kommen. Mit großer Not und vielem Buchstabieren brachte derselbe ungefähr das Gleiche heraus. Das sei ein abgeredet Spiel, sagte Joggeli, um solche Sachen ihm abzulesen, hätten sie nicht gebraucht zu kommen. Wie sie das hätten abreden wollen? fragte Vreneli; sie seien ja Einer nach dem Andern gekommen, Uli hätte nicht gehört, was es gelesen. Wenn sie einen Narren haben wollten, so sollten sie sich einen eisernen machen lassen; das begreife ja jedes Kind, daß sie gewußt, was im Briefe sei, sie hätten ihn sonst nicht so punktum gleich ablesen können, wenn sie ihn nicht auswendig gewußt hätten, belferte Joggeli. «Komm, Uli», sagte Vreneli, «der Vetter ist aber so wunderlich, da ist nichts mit ihm zu machen. Morgen hat er vielleicht sich anders besonnen, daß wieder mit ihm zu reden ist.» Sie gingen und kümmerten sich, was da für ein neuer Schelmenstreich abgekartet worden, rieten, was sie machen sollten, und wurden endlich einig, nichts zu sagen, bis Joggeli wieder anfange oder die Sache sich von selbst mache. Joggeli sagte nichts mehr, sie also auch nichts.
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Gotthelf, J. (1990). Joggeli erlebt auch was und was Altes: daß was einer säet, er auch ernten muß. In: Muschg, W. (eds) Uli der Pächter. Birkhäuser Klassiker. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6039-0_23
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