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Neuere Entwicklungen in den Wirtschaftswissenschaften

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Ökologische Wirtschaftspolitik

Part of the book series: Wuppertal Paperbacks ((WUTX))

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Zusammenfassung

Nach diesem Ausflug in Soziologie und Psychologie kommen wir zurück zur Ökonomik. Während wir in Kapitel sechs eher traditionelle Ansätze der Volkswirtschaftslehre (wie etwa die neoklassische Umweltökonomik sowie die Konzepte der «Österreicher» und der «Chicago School») vorgestellt und diskutiert haben, beschäftigen wir uns nun mit neueren Ansätzen, die zum Teil als Gegenentwurf zur «neoklassischen» Herangehensweise entwickelt wurden. Aus unserer Sicht ergänzen diese Ansätze das neoklassische Grundverständnis, das — wie wir gesehen haben — in unserem Zusammenhang nur einen eingeschränkten Erklärungswert hat. In einigen Bereichen sind traditionelle und neuere Ansätze allerdings nicht miteinander kompatibel. Wie gesagt, verstehen wir die unterschiedlichen Theorien zur Analyse sozioökonomischer Fragen — im Sinne unseres pluralistischen Wissenschaftsverständnisses — zunächst einmal als verschiedene Zugänge zum Verständnis der Welt. Gleichwohl sollte auch deutlich werden, daß wir den neueren Ansätzen, wie sie im folgenden vorgestellt werden, eine insgesamt größere Erklärungskraft zumessen. Im folgenden fragen wir nach der Rolle naturwissenschaftlicher Erkenntnisse für die Ökonomik (8.1) und stellen einige Aspekte (ko-)evolutorischer Ansätze dar (8.2). In Abschnitt 8.3 beschäftigen wir uns dann mit der Bedeutung von Institutionen. Während die Literatur in all diesen Bereichen in den letzten Jahren exponentiell zugenommen zu haben scheint, sind Überlegungen, diese Theorien auf umweltökonomische Fragestellungen und das Konzept des Sustainable Development anzuwenden, noch nicht sehr weit verbreitet. Zum Abschluß dieses Kapitels stellen wir die vor etwa zehn Jahren entstandene «Ökologische Ökonomik» vor (8.4), womit sich der Kreis zur Umweltökonomik, mit der wir diesen zweiten Teil unseres Buches begonnen haben, wieder schließt.

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Anmerkungen

  1. Toulmin, 1994, S. 321.

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  2. Was einem Kopernikus zur Erklärung des Zusammenseins der Welten im Raum zu leisten gelang, das glaube ich für die Erklärung des Zusammenseins der Menschen auf der Erdoberfläche zu leisten.... So glaube ich, mich durch meine Entdeckungen in den Stand versetzt, dem Menschen mit untrüglicher Sicherheit die Bahn zu bezeichnen, die er zu wandeln hat, um seinen Lebenszweck zu erreichen»; Gossen, 1827, zitiert nach Faber/M an Stetten, 1988, S. 111. Dieses Zitat von Gossen zeigt, wie sehr für diesen Vorläufer der Neoklassiker das mechanistische Weltbild eine zentrale, erkenntnisleitende Funktion ausübt, vgl. auch Hinterberger/Hüther, 1993.

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  3. Wir hatten bereits an verschiedenen Stellen auf Mängel in der üblichen ökonomischen Betrachtungsweise hingewiesen, die wir jetzt als Auswirkungen genau dieses mechanistischen Denkens identifizieren können. Die neoklassische Ökonomik basiert auf einem logischen Zeitbegriff und nicht auf einem historischen. Der Unterschied ist, daß Prozesse prinzipiell reversibel sind, das heißt auch umgekehrt ablaufen könnten. Aber spätestens, wenn wir ökologische Prozesse (man denke an das Artensterben) einbeziehen, halten wir dies für unangebracht. Ein mechanisches System ist immer in Teilsysteme aufspaltbar, die als solche untersucht und dann wieder zu einer Gesamtschau verbunden werden können. Wir hatten aber gesehen, daß die Ökologie - und damit auch und erst recht der Ökonomie-Ökologie-Zusammenhang - holistisch betrachtet werden muß.

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  4. Evolutorische Ökonomik (evolutionary economics) hat sich in den letzten 15 Jahren zu einer eigenständigen (heterodoxen und gleichzeitig heterogenen) Schule innerhalb der Volkswirtschaftslehre entwickelt. An grundlegender Literatur verweisen wir auf Witt, 1987, Nelson/Winter, 1982, Dosi et al., 1988. Im folgenden wird der Begriff «evolutionär» für die Beschreibung tatsächlicher Phänomene, wie der Entwicklung von Systemen, verwendet, während «evolutorisch» die jeweiligen Beschreibungen spezifiziert.

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  5. Siehe Norgaard, 1994. Eines der fundiertesten Bücher zur Beschreibung der koevolutionären Zusammenhänge zwischen biologischen und sozialen Erklärungsmustern menschlichen Verhaltens stammt von William Durham, Professor für Anthropologie an der Universität in Stanford, USA; vgl. Durham, 1991. Wir haben uns an anderer Stelle ausführlich mit einigen konkreten Übertragungsversuchen des Konzepts der Evolution auf die Analyse sozio- ökonomischer Prozesse beschäftigt; siehe Hinterberger, 1994a, 1994b, 1994c.

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  6. Dieser Tempounterschied bezieht sich lediglich auf Makro-Aggregate. Natürlich gibt es in der Natur Teile, die wesentlich schneller evolvieren (etwa im Bereich von Viren, Bakterien oder Insekten).

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  7. Selbst Richard Dawkins, einer der Biologen, die sehr reduktionistisch argumentieren, sagt: «We are built as gene machines and cultured as meme machines, but we have the power to turn against our creators. We alone on earthcan rebel against the tyrannyof the selfish replicators»; Dawkins, 1976, S. 201.

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  8. Zu einer kritischen Auseinandersetzung mit «Konzepttransfers» vgl. z.B. den Aufsatz von Becker et al., 1992.

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  9. Vgl. unter anderem Wilson, 1975.

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  10. Lorenz, 1973.

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  11. Ein umfassendes Bild gibt hierzu Opschoor (1994) mit Bezug auf Jan Tinbergen. Reuter (1994) bietet einen kompakten Überblick über eine bedeutende Strömung des Institutionalismus, den sogenannten amerikanischen Institu

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  12. tionalismus. Im Gegensatz dazu steht die sogenannte «Neue Institutionenökonomik», die sich vor allem als Ergänzung und Erweiterung der Neoklassik ansieht (oder zumindest als solche angesehen wird). Einen Überblick über das Theoriegebäude der zuletzt genannten Neuen Institutionenökonomik gibt Richter (1994). Die genaue Abgrenzung der Strömungen fällt jedoch schwer, da sich zum Teil eine nahezu babylonische Begriffsverwirrung zur Abgrenzung der Richtungen etabliert hat. Für eine Klärung der Begriff- und Richtungsstreitigkeiten siehe Reuter (1994, S. 29–44) sowie Seifert/Priddat (1995, S. 24ff.). Trotz der verschiedenen Perspektiven können doch gemeinsame Fragestellungen und Erklärungsmuster identifiziert werden. So hebt Rutherford, 1995, hervor, daß beide Ansätze sich insbesondere bei der Frage nach den Bestimmungsgründen des menschlichen Verhaltens und der Rolle von Werten, Wertewandel und Ideologien begegnen. Vgl. zur Institutionenökonomik North (z.B. 1990) und Williamson (z.B. 1975 ). Zum oft auch als evolutionäre Ökonomik bezeichneten Institutionalismus der Veblenschen Tradition vgl. das «Elgar Companion to Institutional and Evolutionary Economics» (Hodgson/Samuels/Tool, Hrsg., 1994) sowie das «Journal of Economic Issues». Zu Veblen selbst vgl. den Band von PenzA/Vilkop (Hrsg.), 1996.

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  13. Opschoor, 1994, S. 4, eigene Übersetzung.

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  14. Streit, 1995, S. 3. Eine Unterscheidung zwischen externen und internen Institutionen findet sich bei KiwitA/oigt, 1995.

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  15. Richter, 1994, S. 2.

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  16. North, 1990. Die Ausführungen zu Norths Theorie der Institutionen basieren weitgehend auf einem Aufsatz von Birger Priddat (1995).

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  17. Vgl. hierzu auch Swaney, 1986; Opschoor/van der Straaten, 1993. Wichtig für eine institutionalistische Annäherung an die Umweltproblematik ist K. William Kapps Buch «Soziale Kosten der Marktwirtschaft». Darin analysiert er die inhärente Tendenz marktwirtschaftlicher Institutionen, Kosten auf Dritte abzuwälzen. Diese nennt er nicht externe Effekte, sondern Sozialkosten. Dazu zählt er nicht nur Luft- und Wasserverschmutzung, sondern auch die Sozialkosten der Ressourcennutzung, Berufskrankheiten oder die sozialen Kosten der Arbeitslosigkeit. Sie seien nicht einfach zu intemalisieren, sondern eine permanente Erscheinung in einer Marktwirtschaft.

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  18. Röpke, 1994a. Zur Frage, welche Faktoren menschliches Verhalten, insbesondere Kaufverhalten, determinieren, existiert gerade im Bereich des Marketing eine umfangreiche Literatur (grundlegend Kroeber-Riel, 1992). Gerade die zahlreichen theoretischen und empirischen Untersuchungen bei der Analyse von Käuferverhalten belegen den Einfluß sozialer und psychologischer Faktoren-vom ökonomischen Kalkül bestimmtes rationales Verhalten ist dabei nur eine Spielart unter vielen.

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  19. gegründet, veranstaltete die ISEE ihre erste internationale Konferenz 1990 in Washington. 1996 ist die Gründung einer europäischen Sektion in Versailles vorgesehen. Wichtige Publikationen der ISEE sind z.B. Costanza (Hrsg.), 1991; Jannsson et al. (Hrsg.), 1994; van den Berg/van der Straaten (Hrsg.), 1994; Segura/Costanza (Hrsg.), 1996; außerdem die Zeitschrift «Ecological Economics». Einen Überblick über Programmatik, Inhalte und Methodik geben die erste Ausgabe von Ecological Economics sowie Costanza/Daly/Bartholomew, 1991, und Soete, 1995. Als deutschsprachige Veröffentlichungen siehe insbesondere Beckenbach, 1992, Beckenbach/Diefenbacher, 1994.

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  20. Daly, 1991, S. 35, eigene Übersetzung. Die folgenden Argumente finden sich in Daly, 1991 und 1992.

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  21. Vgl. Costanza/Daly/Bartholomew, 1991.

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  22. Vgl. Soete, 1995, S. 3.

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  23. Siehe z.B. Duchin, 1996, Luks, 1996a; zu einer Kritik an Dalys Trennung von Allokation, Verteilung und «scale» siehe Stewen, 1996.

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  24. Pasche beobachtet mit Blick auf den Ansatz der Ökologischen Ökonomik außerdem, «daß ein Hang zu einem Verlautbarungsstil statt zur theoretischen Analyse besteht. Das Argument, entscheidend sei letztlich die richtige Orientierung und weniger die exakte theoretische Begründung, ist für einen emsthaften wissenschaftlichen Diskurs wenig geeignet.» Pasche, 1994, S. 102; Hervorhebung im Original.

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Hinterberger, F., Luks, F., Stewen, M. (1996). Neuere Entwicklungen in den Wirtschaftswissenschaften. In: Ökologische Wirtschaftspolitik. Wuppertal Paperbacks. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6024-6_8

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