Zusammenfassung
Seit der Mitte der vierziger Jahre kämpften im Kanton Bern zwei nahezu gleich starke Parteien um die Macht, die Konservativen und die Radikalen. Zeitgenössische Karikaturen stellten diese Kämpfe als ein gegenseitiges Zerfleischen zweier ineinander verbissener wilder Tiere dar, des konservativen Löwen und des radikalen Bären, spannten aber auch beide Bestien als Zugtiere gemeinsam vor den Berner Staatswagen (so im «Postheiri» von 1850). Die Führer der beiden Parteien waren Eduard Blösch, der in Gotthelfs Haus verkehrte, den er aber als zu lau einschätzte, und Jakob Stämpfli, den er von allen Zeitgenossen am meisten gehaßt haben dürfte. Stämpfli wurde Anfang 1852 ein ganz persönlicher und privater Brief Gotthelfs aus dem Jahre 1849, der sogenannte ‹Kamelbrief›, ausgehändigt, den er sofort als Beweis für Gotthelfs abgefeimte Verleumdungssucht auslegte, mehrmals in seiner «Berner Zeitung» publizierte und als Faksimile in Wirtshäusern aushängen ließ. Gotthelf hatte das Verbum «stämpfeln» = wissentlich lügen kreiert und Bern in «Stämpflige» umbenannt.
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Literatur
Prutz & Wolfsohn’sches Museum: Robert Prutz (1816–1872), Verfasser des Romans Das Engelchen,Literarturhistoriker, und Wilhelm Wolfsohn (1820–1865) gaben von 1851 bis 1866 die Wochenschrift «Das deutsche Museum» heraus.
Aufsatz von Gutzkow: Karl Gutzkow (1811–1878) veröffentlichte im ersten Jahrgang des «Deutschen Museums» 1851 Was sich der Buchladen erzählt. Ein Märchen im neuesten Geschmack.
«Käserei»: Besprechungen der Käserei in der Vehfreude a) in: «Deutsche Monatsschrift für Politik, Wissenschaft, Kunst und Leben», hg. von Adolph Kolatschek 1851, Bd. 2, S. 299ff. b) in: «Blätter für literarische Unterhaltung», 1851, Nr. 76 und 77, von Gottfried Keller.
Freiexemplare: die Erzählung Hans Jakob und Heiri oder die beiden Seidenweber erschien 1852 bei Springer.
Hans Jacob: Die gleichnamige Erzählung Gotthelfs, s. Anmerkung 4.
Beamtetenbuch: Zeitgeist und Berner Geist erschien 1852 bei Springer.
Gut eines meiner Freunde: vgl. Marie Springer in der Lebensskizze über das Jahr 1849: «Oft machte er in dieser Zeit auf der Rückkehr von der Messe einen Abstecher nach dem Gute seines Freundes Ditmar in Annaburg…» (S. 30); über das Jahr 1851: «Ich war mit den Kindern auf dem Gut des Freundes Ditmar zu Besuch…» (S. 38). Die Freunde Ditmar und Saunier begleiteten Springer 1854 in die Schweiz.
Im Frankfurter Konversationsblatt: Dort erschien 1851 ein Auszug aus einem kurz vorher im «Morgenblatt für gebildete Leser» abgedruckten anonymen Bericht über einen Besuch in Gotthelfs Pfarrhaus. Der Verfasser war Alfred Hartmann (1814–1897), Schriftsteller in Solothurn, erster Feuilletonredaktor des «Bund». Vgl. Juker/Martorelli S 647.
G. Wigand, Ihre Erzählung «Die Erbbase»: Georg Wigand (1808–1858), Buchhändler und Verleger, ließ durch Gustav Nieritz den «Deutschen Volkskalender» herausgeben, in den Gotthelf 1851 Ein deutscher Flüchtling,1852 Der Besenbinder von Rychiswyl und 1853 Ich strafe die Bosheit der Väter an den Kindern bis ins dritte und vierte Geschlecht lieferte. — Die Erbbase erschien 1849 in der »Neuen Illustrierten Zeitschrift für die Schweiz» und 1851 bei Wigand.
erster Gehülfe: Marie Springer erwähnt in der Lebensskizze die Krankheit und den Tod des »ältesten Gehülfen Pergande», dessen Nachfolger wurde »Glaeser, der zuverlässige alte Bekannte» (S. 38 und 4o).
Artikel im Morgenblatt: s. Anmerkung B.
der Sohn eines Buchhändlers: Gotthelf, XIII:82.
Katz: Gebrüder M. Katz, Buchdruckerei in Dessau.
Taillandiers Besprechung: René Gaspard, genannt Saint-René, Taillandier (1817–1879), Literarturhistoriker und Schriftsteller; sein Aufsatz Le romancier populaire de la Suisse allemande Jérémie Gotthelf et ses oeuvres erschien in: »Revue des deux Mondes» 21, 1851, S. 447-477.
Pröhle: Heinrich Pröhle (1821–1895), Schriftsteller, Volkskundler, Literarturhistoriker; sein Aufsatz erschien ohne Titel in: »Deutsches Museum» I, 1851, Nr. 2, S. 537–540. Gotthelf stand mit Pröhle seit Februar 1851 in regem Briefwechsel.
Nationalratswahlen: Der Nationalrat (das Parlament der Schweiz) wurde alle drei Jahre erneuert. 1848 hatte der Kanton Bern eine radikale Mehrheit entsandt. Bei den Wahlen zum Großen Rat (das Parlament des Kantons) von 185o hatte die konservative Partei knapp gesiegt und wollte bei den Nationalratswahlen vom 26.10.51 ihre Mehrheit ausbauen. Die besser organisierten Radikalen zogen aber mit 15, die Konservativen nur mit 8 Berner Abgeordneten ins eidgenössische Parlament ein.
Stämpfli: Jakob Stämpfli (182o-1879), Führer der radikalen Partei im Kanton Bern.
Ein Verbot Ihres neuen Buches […J eine radikale Regierung: Springer irrt sich; radikale Regierung 1846–50; konservative Regierung 1850–54; »Fusion» 1854. Gotthelf griff in Zeitgeist und Berner Geist nicht nur die Radikalen an, sondern beschuldigte auch die Konservativen der Lauheit und Untätigkeit.
G. Mayer-Leipzig: s. Anmerkung 5,32.
Gewaltstreich in Frankreich: Staatsstreich Louis Napoleons am 2.12.51, Auflösung der Nationalversammlung; durch Plebiszit wird Louis Napoleon für zehn Jahre zum Präsidenten gewählt, ein Jahr später (2.12.52) durch ein weiteres Plebiszit als Napoleon III. zum Kaiser der Franzosen.
Politisches Treiben Ihres Kantons: von der radikalen Partei lanciertes Abberufungsverfahren gegen den Großen Rat, der eine knappe konservative Mehrheit hatte. Bei der Volksabstimmung am 18.4.52 stimmten 38421 für und 46132 Personen gegen die Abberufung.
Urteil der Grenzboten: Besprechung von Zeitgeist und Berner Geist in den «Grenzboten» 5852, S. 275–28o (s. Anmerkung 7,21); s. Muret, S. 65ff.
aufgefundenen Briefe: der sogenannte Kamelbrief; der Skandal ist dargestellt bei Holl, S. 179ff.
Schrift über den Wucher: Der Roman Erlebnisse eines Schuldenbauers erschien 1854 bei Springer.
Fortsetzung von Geld und Geist: kam nicht zustande.
Geld und Geist: Die 2. Auflage, mit Titelbild von Ludwig Richter, erschien 1852 bei Springer.
«Knabe des Tell»: die 2. Auflage erschien 1852 bei Springer.
Koerber: s. Anmerkung 7,1.
Herr Studer: Carl Huldreich Studer (1825–1860), cand. theol. aus Bern, der sich zum Weiterstudium und zur ärztlichen Behandlung in Berlin aufhielt, wurde von Gotthelf an Springer empfohlen. Schrieb drei Briefe an Gotthelf (8:213ff.;256ff.; 2.82 ff.).
aus dem Prutz’schen Museum: s. Anmerkung 1. Vgl. «Das deutsche Museum», 1852, Nr. I, S. 703–705; dort wird Zeitgeist und Berner Geist als «Gallenerguß eines verdrießlichen Reaktionärs» bezeichnet.
St. Galler Tagblatt: Tagblatt der Stadt St. Gallen: 19.4.1852, Beilage zu Nr. 91, S. 589f.
Hengstenberg’sche Kirchenzeitung: «Evangelische Kirchenzeitung», hg. von Ernst Wilhelm Hengstenberg (1802–1869), 1852, Nr. 29, Sp. 265–269. Vgl. Bauer, S. 179ff.
Heinrich Leo: (1799–1878), Geschichtsprofessor in Halle, konservativer Lutheraner; Leo hatte schon Jakobs Wanderungen besprochen.
Bad Wittekind: Solbad bei Halle; vgl. Marie Springers Lebensskizze,S. 38.
Menzel: Wolfgang Menzel (1798–1873) besprach Zeitgeist und Berner Geist im «Morgenblatt für gebildete Leser» 1852, Nr. 39, S. 168.
Görres: Die «Historisch-politischen Blätter für das katholische Deutschland» wurden seit 1838 von Guido Görres (1805–1852), dem Sohn von Joseph Görres (1776–1848), zusammen mit G. Philips herausgegeben. Eine Besprechung ist nicht nachweisbar.
Zschokkes erzählende Schriften: Von Heinrich Zschokke (1771–1848) existierten 1852 Gesammelte Schriften Aarau 1826ff., in 4o Bänden; 2. Auflage 1851 ff., in 35 Bänden; Ausgewählte belletristische Schriften Aarau 1826, in 14 Bänden.
Moritz Hartmann’schen Kiltabendgeschichten: Springer meint den in Anmerkung 8 erwähnten Alfred Hartmann, der 1852 Kiltabendgeschichten mit 45 Illustrationen von Friedrich Walt-hard veröffentlichte. Gotthelf empfand das Werk als Plagiat.
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Holl, H.P. (1992). «O! dieser ‹Zeitgeist und Bernergeist›»! Briefe 1851–1852. In: Holl, H.P. (eds) Julius Springer und Jeremias Gotthelf. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5730-7_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5730-7_8
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