Zusammenfassung
Im Jahre 1912 fiel Theodor Kocher eine besondere Würdigung zu. Es war für die mit äußeren Ehrbezeugungen für lebende Zeitgenossen, zumal einen Professor der Chirurgie, zurückhaltende Schweiz eine sehr seltene Würdigung: Eine vom Parlamentsgebäude ausgehende Straße im Zentrum der Landeshauptstadt Bern wurde auf seinen Namen, «Kocher-Gasse», umgetauft1. Dieses Vorkommnis zeigt, wie Kocher weit über seine Berufswelt hinaus bekannt war. So erinnerte noch 1967 eine Briefmarke die Öffentlichkeit an ihn (s. Schutzumschlag). Auch in der internationalen medizingeschichtlichen Literatur fand er bereits ein Jahrzehnt nach seinem Tod einen würdigen Platz2. Heute, mehr als fünfzig Jahre danach, bleibt er Ärzten und Historikern wohlbekannt3. Zu Lebzeiten als eine führende Persönlichkeit im «goldenen Zeitalter der operativen Chirurgie» angesehen, ist dieser Schweizer einer der wenigen mit einem Nobelpreis ausgezeichneten Chirurgen geblieben4. Er erhielt die Auszeichnung 1909 in Anerkennung seiner Beiträge zur Physiologie, Pathologie und Chirurgie der Schilddrüse5. Tatsächlich hatte er aber damals ein ganzes chirurgisches «System» geschaffen. Es war entstanden, als sich der Chirurgie nach der Jahrhundertmitte mit der wirksamen Bekämpfung von Operationsschmerz und Wundinfektion sowie besserer Kontrolle der Blutungen ganz neue Möglichkeiten eröffneten.
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Anmerkungen
Adresse des Gemeinderates der Stadt Bern [zum 40-Jahr-Professorenjubiläum Kochers] vom 22. Juni 1912, in: Der Bund (Bern) 63: Nr. 289 vom 23. Juni 1912, S.3.
Kocher ist bereits in der 4. Auflage von Garrisons klassischer Geschichte der Medizin abgebildet (Garrison 1929, S. 728); eine ausführlichere Arbeit erschien 1931 in den Annals of Medical History (Wiese and Gilbert 1931). Sie fußte vorab auf Nekrologen und ist teilweise sehr ungenau. Eine Reihe kritischer Würdigungen aus eigener Anschauung verfaßte zu dieser Zeit auch sein zeitweiliger Mitarbeiter und Nachfolger F. de Quervain (Quervain 1930a, 1938, 1939a, 1939b, 1939c).
Eine Monographie (Bonjour 1981) und wenigstens ein Dutzend Artikel aus aller Welt befaßten sich in den letzten 15 Jahren ausführlich mit Kocher. Die zugänglichsten Aufsätze sind: Hintzsche 1967, Colcock 1968, Madden et al. 1968, Rihner 1968, McGreevy and Miller 1969, Wangensteen 1969, Talbott 1970, Fuchsig 1972, Rutkow 1978 a.
Andere mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Chirurgen sind bisher nach Herrlinger (1971): A. Carrel (1913), A.E. Moniz (1949) und W. Forssmann (1956); s.a. Koelbing 1973.
Mörner 1910; s.a. das Nobel-Diplom abgebildet bei Bonjour,op. cit. Anm., 3, S. 66.
Gröbly 1941, S. 1030.
Diese betrafen — chronologisch — etwa die Schilddrüse (K. 1874 a), das Rektumkarzinom (K. 1874b), Zungenkarzinom (K. 1880b, GM.3473), die Resektion verschiedener Gelenke (K. 1888 c), das Oberkieferkarzinom (Lanz 1893), die erste submuköse nasale Hypophysektomie (K. 1909 a) sowie die Gallenwege (K. 1878d, K. 1890 a, K. 1895 h, Kocher und Matti 1906) und den Uterusprolaps (Ravitch 1982, S. 625).
«The best system of scientific clinical teaching I have ever seen was that practised by the late Professor Theodor Kocher in his famous clinic in Bern», zitiert bei Stiles 1919, S. 30, s. in Übereinstimmung dazu Quervain 1930a.
In Rußland war sie das offizielle Lehrbuch für die Armee (Grey-Turner 1909, S. 13). Dank seinen vielen russischen Studentinnen hatte er enge Beziehungen zu Rußland, das er auch mehrmals bereiste (s. Tabelle I sowie Anm. 18); s.a. Mörner, op. cit., Anm. 5.
s. z.B. Keen 1907–1921 sowie bes. Kapitel 5 und 6 der vorliegenden Arbeit.
Halsted 1924, Bd. I, S. XXXIX, Bd. 2, S. 365; Rutkow 1978a; Rutkow 1978b.
Stiles 1919.
Bonner 1963, S. 101-102.
Senn 1887; Crile 1947, S. 56, 70, 131, 201, 543; Mayo 1912, Bd. II, S. 504; Mayo 1913, S.787; MacCallum 1930, S. 100, 160, 172-175; Finney 940, S. 127-128; Fulton 1946, S. 160, 176, 328, 584, 610; Thomson 1981, S. 100-106; Cushing 1901.
Monakow 1970, S. 177, 218, 235, 269; Paget 1919, S. 155, Quervain 1918 und S. 58f dieser Arbeit; Malinin 1979, S.49, 228.
Moynihan 1917.
Außer den in der vorliegenden Arbeit und in der Biographie von Bonjour (op. cit., Anm. 3) zitierten Nachrufen und Gedächtnisartikeln sind noch solche erschienen in: Berl. klin. Wschr. 54: 859 (1917); Med. Klin. 13: 955 (1917); Lancet ii: 167 (1917); Rev. méd. Suisse Romande 37: 521 (1917); US Nav. Med. Bull. 12: 59 (1918); Trans. Am. Surg. Ass. 37: 43 (1919) sowie Gedenkartikel in bulgarischen, polnischen und ungarischen Zeitschriften in den Jahren 1958, 1966, 1967; s. ferner: Bett, W. R., «Some Thyroid Pioneers I. Theodor Kocher», Med. Bkman. 1: 29-31 (1947); Hall, D. P., «Our surgical heritage. Europe. Theodor Kocher». Am. J. Surg. 104: 126-127 (1962).
Bornhauser 1951, S. 53-74, 155-158; Zimermann und Veith 1961, S. 499-518; Ackerknecht und Buess 1975, S. 64-67.
Bonjour, op. cit., Anm. 3.
s. Bornhauser, loc. cit., Anm. 18; Hintzsche, op. cit., Anm. 3; Madden et al., op. cit., Anm. 3; Michler und Benedum 1970; Rutkow, op. cit., Anm. 3.
Bornhauser, ibid., S. 74-113; Michler und Benedum, ibid.
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Tröhler, U. (1984). Einleitung. In: Der Nobelpreisträger Theodor Kocher 1841–1917. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5428-3_1
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