Zusammenfassung
Bevor der von H. Schmalenbach als „implizites Sich-selber-Wissen“ des Wissens und Wollens1 bezeichnete Sachverhalt selbst ins Zentrum der freilich nur flüchtig bleibenden Darlegungen gerückt wird und die ihm möglicherweise beizumessende anthropologische Bedeutung in Erwägung zu ziehen ist, sollen zunächst einige Bemerkungen der „anderen Seite“ oder dem „Widerpart“ dieses vermutlich ausschließlich dem Menschen möglichen „inneren“ Wissens um sein eigenes Wissen gewidmet werden, nämlich dem Wissen „von außen“2, sofern es sich um ein das menschliche Seiende betreffendes handelt.
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Anmerkungen
Herman Schmalenbach: Das Sein des Bewußtseins, Philos. Anz., 4. Jg., Bonn 1930, insbes. S. 370 ff.
Vgl. ebd., S. 398, Anm. 1.
So z.B. in der „objektiven Psychologie“ (Behaviorismus, Reflexologie).
Hans Kunz: Über den Sinn und die Grenzen des psychologischen Erkennens, Stuttgart 1957, S. 84.
Vgl. H. Schmalenbach, a. a. O., S. 398, Anm. 1.
„Solange wir uns auf dem... durch Beobachtung und Experiment bestimmten Weg befinden, gehen wir zwar am Wesen des Erfahrens nicht vorbei, treffen aber nicht seinen Kern. Er zeigt sich erst in der Konfrontation mit dem vorstellungs-, gedanken-oder sonstwie gegenstandserzeugenden Denken, nämlich als das diesem diametral entgegengesetzte wahrnehmende oder denkende Hinnehmen des einzelnen aus der Welt her oder in der je eigenen ‚Innerlichkeit ‘Begegnenden“ (H. Kunz: Die eine Welt und die Weisen des In-der-Welt-Seins; in: Psyche, 16. Jg., Stuttgart 1962, S. 69f.).
Also nicht nur (vorgegenständliche) Weisen des Seins bleiben der Betrachtung „von außen“ unerreichbar, sondern auch die in den partikularen Vergegenständlichungen — nicht Verdinglichungen — des Menschseins erfaßbaren (gegenständlichen Merkmale menschlichen Erlebens und Verhaltens.
„Sachhaltig“ deshalb, weil sachlich zum unverkürzten Phänomen gehörig, ob das entsprechende Moment nun sichtbar ist oder gar unanschaulich, wie z.B. die ideale Wortbedeutung.
Der Sinneswahrnehmung prinzipiell nicht zugänglich, das ist gemeint.
Vgl. Edmund Husserl: Logische Untersuchungen, 2. Bd., 1. T., 6. Aufl., unveränd. Nachdr. d. 2., umgearb. Aufl. 1913, Tübingen 1980, S. 23 ff.
Vgl. Eduard Zellinger: Die moderne Naturwissenschaft auf dem Wege zu einer neuen Geist-Physik; in: Jb. f. Psychol., Psychother. u. med. Anthr., 13. Jg., Freiburg/München 1965, S. 66ff.
H. Schmalenbach, a. a. O., S. 410 ff.
Martin Heidegger: Kant und das Problem der Metaphysik, 4. Aufl., Frankfurt a. M. 1973, S. 205.
Vgl. Karl Steinbuch: Automat und Mensch — Auf dem Weg zu einer kybernetischen Anthropologie, 4., neubearb. Aufl., Berlin/Heidelberg/New York 1971.
Ebd., S. 2 f.: „Physik“ ist gemeint — im Gegensatz zu den „geheimnisvollen Verhaltensformen der Menschen“ und somit zur „‚Über‘-Physik“.
Anstelle des introspektiv Zugänglichen, so die in der „objektiven Psychologie“ herrschende Meinung, seien „schwarze Kästchen“ zu setzen — unbekannte Strukturen, die sich erst durch Analyse von „Input“ und „Output“ erschließen ließen. Vgl. dazu Ludwig J. Pongratz: Problemgeschichte der Psychologie, Bern 1967, S. 310 ff. „Aber nicht nur vom Bewußtsein soll in der neuen Psychologie nicht mehr gesprochen werden. Auch die anderen altvertrauten Begriffe müssen fallen: Wahrnehmung, Vorstellung, Denken, Wollen, Fühlen usw. Das alles ist uns nicht faßbar (palpable), nicht ‚objektiv ‘gegeben, ist nur dem einzelnen zugänglich und damit der Kontrolle entzogen“ (ebd., S. 311 f.).
Nicht in dem von Du Bois-Reymond (Über die Grenzen des Naturerkennens, 1872) stammenden Sinn gemeint, sondern um die eher an ein kokettes Spiel mit wissenschaftlicher „Objektivität“ gemahnende Weigerung der Behavioristen, das introspektiv Zugängliche erfassen zu wollen — vgl. bei mir Anm. 16 —, zu charakterisieren.
H. Kunz: Die anthropologische Bedeutung der Phantasie, 1.Teil, Basel 1946, S. 4.
H. Kunz: Experimentelle und philosophische Psychologie; in: Jb. d. Schweiz. Philos. Ges. 16, Basel 1956, S. 45.
Vgl. z.B. K. Steinbuch, a. a. O., S. 4.
Ebd., S. 4 f.
Vgl. H. Kunz: Über den Sinn und die Grenzen usw., S. 37 ff.
Die „Innerlichkeit“ der Tiere bleibt dem Menschen ohnedies verschlossen.
Vgl. H. Schmalenbach, a. a. O., S. 402 ff.
Ebd., S. 370ff. und S. 419.
Ebd., S. 416.
Ebd., S. 378 f.
Dies gilt vor allem für „Geist-Physik“ bzw. „kybernetische Anthropologie“ — vgl. dazu K. Steinbuch, a. a. O., S. 206 ff. —, aber auch für die Ethologie, zumal „das zentrale Thema der letzteren zweifellos das Verhalten der Tiere bildet, ihre Aussagen über den Menschen jedoch mehrheitlich auf unkritischen Übertragungen der dort gewonnenen Einsichten auf das humane Gebaren beruhen“ (H. Kunz: Die Erweiterung des Menschenbildes in der Psychoanalyse Sigmund Freuds; in: Neue Anthropologie, hrsg. von H.-G. Gadamer u. P. Vogler, 6. Bd., Stuttgart 1974, S. 45).
Michael Landmann: Fundamental-Anthropologie, Bonn 1979, S. 139 ff.
E. Zellinger, a. a. O., S. 73.
K. Steinbuch. a. a. O., S. 2 (Hervorhebung vom Verf. aufgehoben).
Ebd., S. 7 und S. 9.
Ebd., S. 207 (vom Verf. hervorgehoben).
Ebd., S. 7.
H. Schmalenbach, a. a. O., S. 354.
Ebd.
Eine Ausnahme könnte eben das „implizite Sich-selber-Wissen“ bilden. Vgl. dazu H. Schmalenbach, a. a. O., S. 380.
K. Steinbuch, a. a. O., S. 6.
H. Schmalenbach, a. a. O., S. 354.
Ebd., S. 355 (vom Verf. hervorgehoben).
Ebd., S. 357.
Ebd., S. 356.
Ebd., S. 357.
„Das Sein des Bewußtseins“ war vorgesehen als der „einleitende Abschnitt eines größeren Buches mit dem Titel ‚Intentionalität und Dynamik‘“ (H. Schmalenbach, a. a. O., S. 364f., Anm. 1). Daher findet das „implizite Sich-selber-Wissen“ bzw. das „implizite Sich-selber-Meinen“ seine Berücksichtigung auch in H. Schmalenbach: Geist und Sein, Basel 1939, S. 215 ff.
H. Schmalenbach, Das Sein des Bewußtseins, S. 355.
Ebd., S. 357.
Ebd., S. 355 f.
K. Steinbuch, a. a. O., S. 207.
Vgl. Herbert Spiegelberg: „Intention“ und „Intentionalität“ in der Scholastik, bei Brentano und Husserl, Jb. d. Schweiz. Philos. Ges. 29, Basel 1969, S. 189 ff.
H. Schmalenbach, a. a. O., S. 397 (vom Verf. hervorgehoben).
Ebd., S. 402 (vom Verf. hervorgehoben).
H. Kunz: Über den Sinn und die Grenzen usw., S. 71 f.
H. Schmalenbach, a. a. O., S. 372.
Ebd., S. 373 f.
Ebd., S. 372.
Ebd., S. 374.
Ebd., S. 375.
Ebd., S. 375 f.
Ebd., S. 394.
Ebd., S. 390.
Ebd., S. 378.
Ebd., S. 388 ff.
Ebd., S. 380.
Ebd., S. 377.
H. Kunz: Die anthropologische Bedeutung usw., 1. Teil, S. 173.
Ebd., S. 172 f.
H. Schmalenbach, a. a. O., S. 397.
Ebd., S. 411 f.
Ebd., S. 412.
H. Kunz, a. a. O., S. 174, Anm. 58 (teilw. v. Verf. hervorgehoben).
Ebd., S. 174.
ebd., S. 25f.
Vgl. dazu E. Husserl, a. a. O., S. 366ff.
Ebd., S. 37 ff.
H. Kunz, a. a. O., S. 172.
Ebd., S. 182.
Hansjörg A. Salmony: Die Philosophie des jungen Herder, Zürich 1949.
Ebd., S. 78 (vom Verf. hervorgehoben).
Ebd.
K. Steinbuch, a. a. O., S. 207.
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Urbanitsch, O. (1985). Zur Anthropologischen Bedeutung des „Impliziten Sich-Selber-Wissens“ im Sinne Herman Schmalenbachs. In: Cesana, A., Rubitschon, O. (eds) Philosophische Tradition im Dialog mit der Gegenwart. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5423-8_23
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Publisher Name: Birkhäuser, Basel
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