Skip to main content

Der Begriff der Objektivität in Hegels Auffassung der Vorsokratischen Philosophie

  • Chapter
Philosophische Tradition im Dialog mit der Gegenwart
  • 80 Accesses

Zusammenfassung

Hegels Gewohnheit, am Anfang einzelner Kapitel seiner Vorlesungen über die Geschichte der griechischen Philosophie1 einerseits die Hauptmomente der bereits behandelten philosophischen Systeme festzuhalten und anderseits auf die Notwendigkeit des Erscheinens des nächsten philosophischen Systems hinzuweisen,2 läßt die Abweichungen seiner Darstellung früherer Philosophie von seiner Lehre über deren Entwicklung3 deutlich sichtbar werden. Solche Abweichungen finden sich z.B. in der Einführung des Kapitels über Leukipp und Demokrit, in der das Prinzip der zwei vorsokratischen Philosophen als das Produkt einer dialektischen Bewegung gedeutet wird, die nicht etwa, wie es wohl zunächst zu erwarten wäre, vom Heraklitischen Werden ausgeht, sondern ihren Anfang — genauso wie die dialektische Bewegung, die zum Prinzip Heraklits führt — im Eleatischen Sein nimmt.4 So erscheint in Hegels philosophiegeschichtlicher Sicht das Sein der Eleaten als eine Kategorie, von der notwendig zwei verschiedene dialektische Bewegungen ihren Fortgang nehmen: Die erste mündet in das Prinzip der Philosophie Heraklits (Sein — Nichtsein — Werden), während die zweite sich bis zum Prinzip der Philosophie der antiken Atomisten fortsetzt (Sein—Nichtsein—Fürsichsein).

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 54.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 69.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Anmerkungen

  1. Vgl. G.W.F. Hegel: Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie; in: Sämtliche Werke, hrsg. von Hermann Glockner, 4. Aufl., Stuttgart-Bad Cannstatt 1965, Bd. 17, S. 185–434; Bd. 18, S. 1-586; Bd. 19, S. 1-96 (in der Folge zitiert als: Vorlesungen I–III).

    Google Scholar 

  2. Vgl. Vorlesungen I, S. 296 ff. (die eleatische Schule), S. 343 ff. (Heraklit), S. 380 ff. (Leukipp und Demokrit), S. 396 ff. (Anaxagoras); Vorlesungen II, S. 5 ff. (Sophisten), S. 42 ff. (Sokrates), S. 122 ff. (Sokratiker).

    Google Scholar 

  3. Vgl. G.W. F. Hegel: Einleitung in die Geschichte der Philosophie, hrsg. von Johannes Hoffmeister, 3., gek., von Friedhelm Nicolin bes. Aufl., Hamburg 1966, S. 24-38, S. 94-136 und S. 274-281 (in der Folge zitiert als: Einleitung). — Vgl. auch Klaus Düsing: Hegel und die Geschichte der Philosophie, Darmstadt 1983, S. 7-39. Dort auch die gesamte Literatur zur allgemeinen Thematik.

    Google Scholar 

  4. Vgl. Vorlesungen I, S. 382.

    Google Scholar 

  5. Ebd., S. 349.

    Google Scholar 

  6. Vgl. Nikos Psimmenos: Hegels Heraklit-Verständnis, Die philosophische Diskussion Bd. 1, Basel/Paris 1978, S. 95-99.

    Google Scholar 

  7. Vgl. Vorlesungen II, S. 3-5.

    Google Scholar 

  8. Ebd., S. 4.

    Google Scholar 

  9. Vgl. Nikos Psimmenos: Die Sophistik in der philosophiegeschichtlichen Betrachtung Hegels (gr.); in: The Sophistic Movement — Papers read at the first International Symposium on the Sophistic Movement organised by the Greek Philosophical Society 27-29 Sept. 1982, Athen 1984, S. 294-311.

    Google Scholar 

  10. Dies ergibt sich aus dem ganzen Zusammenhang der Einführung. Deutlich wird es jedoch erst im folgenden Satz ausgesprochen (Vorlesungen II, S. 4): „Das Denken vertieft sich zuerst in den Gegenstand...“ Dieser Satz bildet den Beginn einer Darlegung des Übergangs von den Vorsokratikern zu den Sophisten, die höchstwahrscheinlich von der vorherigen Darlegung unabhängig ist. Möglicherweise entstammt sie entweder einem anderen Vorlesungsjahrgang oder einer anderen Vorlesungsnachschrift des selben Jahrgangs. Wie dem auch sei, der Text des mittleren Paragraphen der Einführung scheint aus mindestens zwei Teilen zu bestehen.

    Google Scholar 

  11. Vgl. ebd.

    Google Scholar 

  12. Vgl. Vorlesungen I, S. 204: „Die zweite Abtheilung enthält die Sophisten, Sokrates, und die Sokratiker. Hier ist der sich selbst bestimmende Gedanke als gegenwärtig, konkret in mir aufgefaßt. Das ist das Princip der Subjektivität, wenn auch nicht der unendlichen Subjektivität; — das Denken zunächst Theils als abstraktes Princip, Theils als zufällige Subjektivität.“ — Vgl. auch Vorlesungen II, S. 5, S. 31 und S. 43.

    Google Scholar 

  13. Den Begriff der Konversion führt Hegel erst bei der Besprechung des Homo-mensura-Satzes des Protagoras ein (Vorlesungen II, S. 31): „Näher drückt er [der Homo-mensura-Satz] die sehr merkwürdige Konversion aus, daß aller Inhalt, alles Objektive nur ist in Beziehung auf das Bewußtseyn, das Denken also bei allem Wahren hier als wesentliches Moment ausgesprochen ist...“

    Google Scholar 

  14. Ebd., S. 4.— Hegel spricht allerdings von der „Rückkehr des Denkens“, die mit der „Rückkehr des Geistes“ wohl identisch ist.

    Google Scholar 

  15. Ebd., S. 3.

    Google Scholar 

  16. Vgl. ebd., S. 3 f. — Hegel befaßt sich zunächst nur mit der Objektivität des Ana-xagoreischen Nous und dessen „noch ganz formellen sich selbstbestimmenden Thätigkeit“; gleich nachher (ebd., S. 3 f.) wendet er sich aber dem „unbefangenen Denken der älteren Philosophen“ zu, dem er das Bewußtsein und den mit ihm zusammenhängenden Begriff der Subjektivität gegenüberstellt. Umgekehrt geht er im zweiten Teil der Einführung (vgl. bei mir Anm. 10) vor: Erst wird die Vertiefung des Denkens in den Gegenstand erwähnt und dann die Unbestimmtheit des Nous angezeigt.

    Google Scholar 

  17. Vgl. ebd., S. 30 ff.

    Google Scholar 

  18. Ebd., S. 3 f.

    Google Scholar 

  19. Ebd.

    Google Scholar 

  20. Ebd., S. 4.

    Google Scholar 

  21. Ebd.

    Google Scholar 

  22. Ebd.

    Google Scholar 

  23. Ebd.

    Google Scholar 

  24. Ebd.

    Google Scholar 

  25. Vgl. Einleitung, S. 239 ff.

    Google Scholar 

  26. Das Objektive erscheint hier (Vorlesungen II, S. 4) die Bedeutung des Absoluten zu haben. Um sprachliche Verwicklungen zu vermeiden (etwa objektiver Versuch einer Erfassung des Objektiven) wird in der Folge der erste Begriff durch den zweiten ersetzt.

    Google Scholar 

  27. Vgl. Vorlesungen I, S. 343 f.: „Die Dialektik des Zeno greift also die Bestimmungen auf, die im Inhalt selbst liegen. Sie kann insofern auch noch subjektive Dialektik genannt werden, insofern sie in das betrachtende Subjekt fällt...“

    Google Scholar 

  28. Vgl. ebd., S. 325 ff.

    Google Scholar 

  29. Zu Hegels Deutung der Dialektik Zenons vgl. Nikos Psimmenos: Hegels Heraklit-Verständnis, a. a. O., S. 51-57; vgl. ferner Klaus Düsing, a. a. O., S. 47-50.

    Google Scholar 

  30. Vgl. Vorlesungen I, S. 327: „Diese Seite hat die Dialektik im Bewußtseyn Zenos; — aber sie ist auch von ihrer positiven Seite zu betrachten.“

    Google Scholar 

  31. Ebd., S. 343 f.-Das ganze Zitat ist in der Anm. 27 wiedergegeben.

    Google Scholar 

  32. Vorlesungen II, S. 3 f.: „Dem unbefangenen Denken der älteren Philosophen, deren allgemeine Gedanken wir gesehen haben, steht jetzt das Bewußtseyn gegenüber.“

    Google Scholar 

  33. Vgl. Vorlesungen I, S. 327.

    Google Scholar 

  34. Ebd., S. 329.

    Google Scholar 

  35. Ebd. — Das ganze Zitat lautet: „Die Frage ist vielmehr nach ihrer [der Bewegung] Wahrheit; die Bewegung ist aber unwahr, denn sie ist Widerspruch. Damit hat er [Zenon] sagen wollen, daß ihr kein wahrhaftes Seyn zukomme. Zeno zeigt nun, daß die Vorstellung der Bewegung einen Widerspruch enthält; und bringt vier Weisen der Widerlegung der Bewegung vor.“

    Google Scholar 

  36. Vgl. ebd.

    Google Scholar 

  37. Vgl. ebd., S. 327.

    Google Scholar 

  38. Ebd.

    Google Scholar 

  39. Ebd., S. 342.

    Google Scholar 

  40. Ebd., S. 326 f.

    Google Scholar 

  41. Vorlesungen II, S. 4.

    Google Scholar 

  42. Ebd. — Ähnlich interpretiert Hegel die Subjektivität auch im ersten Teil der Einführung (ebd.): „Diese Subjektivität hat nämlich die Bestimmung, daß sie die unendliche, sich auf sich beziehende Form ist; diese reine Thätigkeit, das Bestimmen überhaupt, das Allgemeine mit dieser Form erhält so Bestimmungen, einen Inhalt, — und die wesentliche Frage ist hier nach den Inhaltsbestimmungen. Die andere Seite der Subjektivität ist, daß das Subjekt dieß Denken, dieß Setzende ist, — und das Bewußtseyn hat darauf zu reflektiren; — es ist darin eine Rückkehr des Geistes aus der Objektivität in sich selbst.“

    Google Scholar 

  43. Vorlesungen I, S. 327.

    Google Scholar 

  44. Vorlesungen II, S. 8. — Das ganze Zitat lautet: „Die Sophisten sind es, die den einfachen Begriff, als Gedanken (der schon in der eleatischen Schule bei Zeno anfängt, sich gegen sein reines Gegenbild, die Bewegung, zu kehren), jetzt überhaupt auf weltliche Gegenstände angewendet, und mit demselben alle menschlichen Verhältnisse durchdrungen haben, indem er seiner Macht, seiner als des absoluten und einzigen Wesens bewußt wird, — eifersüchtig gegen Anderes, das Bestimmte, das nicht Gedanke ist, gelten will, — und seine Macht und Herrschaft an ihm ausübt.“

    Google Scholar 

  45. Vgl. ebd., S. 3 f.

    Google Scholar 

  46. Ebd., S. 4.

    Google Scholar 

  47. Ebd.

    Google Scholar 

  48. Vorlesungen I, S. 318.

    Google Scholar 

  49. Ebd., S. 344. — Diese Objektivität meint Hegel wahrscheinlich auch, wenn er vom „objektiven Bewußtseyn“ Heraklits spricht (ebd., S. 209).

    Google Scholar 

  50. Vgl. ebd., S. 232.

    Google Scholar 

  51. Ebd.

    Google Scholar 

  52. Ebd., S. 234.

    Google Scholar 

  53. Vorlesungen II, S. 4.

    Google Scholar 

  54. Vorlesungen I, S. 232. — Vgl. auch S. 218 und S. 235.

    Google Scholar 

  55. Ebd., S. 364. — Vgl. auch S. 365: „das gegenständliche Wesen, die Objektivität“.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Editor information

Andreas Cesana Olga Rubitschon

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1985 Springer Basel AG

About this chapter

Cite this chapter

Psimmenos, N. (1985). Der Begriff der Objektivität in Hegels Auffassung der Vorsokratischen Philosophie. In: Cesana, A., Rubitschon, O. (eds) Philosophische Tradition im Dialog mit der Gegenwart. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5423-8_15

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5423-8_15

  • Publisher Name: Birkhäuser, Basel

  • Print ISBN: 978-3-0348-5424-5

  • Online ISBN: 978-3-0348-5423-8

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics