Zusammenfassung
Bei der Bemessung von Bauwerken werden vom Bauingenieur immer mehr auch Nachweise gefordert, welche die Erdbebensicherung betreffen. Diese Entwicklung dürfte auf folgende Ursachen zurückzuführen sein:
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º Verschiedene Erdbeben der letzten Zeit haben auch auf moderne Bauwerke verheerende Auswirkungen gehabt. Dies war beispielsweise der Fall beim Erdbeben von Mexiko vom September 1985, bei dem eine grosse Anzahl von wenige Jahre alten Bauwerken einstürzte oder beträchtliche Schäden erlitt (vgl. Bild 1.1). Die weitverbreitete Meinung, wonach neue und moderne Bauwerke im Vergleich zu älteren Bauwerken ohne besondere Massnahmen und Nachweise eine bessere oder sogar meist genügende Erdbebensicherung gewährleisten, hat sich als falsch erwiesen. Im Gegenteil, Baustoff sparende moderne Bauwerke können sehr verletzlich sein und müssen deshalb sorgfältig auf Erdbeben bemessen werden.
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º Die Sicherheitsansprüche der Eigentümer und Benützer von Bauwerken sind gestiegen, und die negativen Auswirkungen von Erdbeben werden nicht mehr als unabwendbar hingenommen. Der Schutz von Menschenleben wird ernster genommen. Gleichzeitig hat sich auch die Bereitschaft erhöht, für eine bessere Erdbebensicherung der Bauwerke einen gewissen Mehraufwand in Kauf zu nehmen.
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º Neben dem Schutz von Menschenleben durch eine genügende Sicherheit gegen den Einsturz der Bauwerke wird vermehrt auch ein Schutz vor Sachschäden angestrebt. Bei relativ häufigen, schwächeren Beben sollen Sachschäden überhaupt vermieden werden. Bei stärkeren Beben sind Schäden unvermeidbar, sollten aber, vor allem am Tragwerk, in Grenzen gehalten werden. Schäden an den nicht tragenden Elementen sind zulässig, obwohl der damit verbundene Reparaturaufwand beträchtlich werden kann. Nur bei sehr seltenen, starken Beben werden grosse Schäden, auch am Tragwerk, zugelassen, es darf jedoch kein Einsturz erfolgen.
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º Für Bauwerke, deren Funktion für die Zeit unmittelbar nach einem Erdbeben unentbehrlich ist, wird die Erhaltung der Betriebsfähigkeit zur dominierenden Zielsetzung.
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º Es werden vermehrt Bauwerke erstellt, deren Beschädigung durch ein Erdbeben eine beträchtliche Gefährdung der Umgebung und der Umwelt hervorrufen kann. Dazu gehören Chemieanlagen, Lager umweltgefährdender Stoffe, Kernkraftwerke, Staudämme etc.
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º Auch in Ländern und Regionen mit mässiger Seismizität werden vermehrt Vorkehrungen gegen die Auswirkungen von Erdbeben gefordert, was vor allem mit der Verletzlichkeit und Konzentration grosser Sachwerte auf kleinem Raum und einem somit beträchtlichen Schadenpotential auch bei mässigen Erdbeben zusammenhängt.
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º Die Erdbebennormen werden laufend neuen Erfahrungen und Erkenntnissen angepasst. Weltweit ist ein starker Trend zur Erhöhung des geforderten Erdbebenschutzes festzustellen. Deshalb werden die Anforderungen an die Bauwerke bezüglich konzeptioneller Gestaltung und konstruktiver Durchbildung im Hinblick auf ein günstigeres Erdbebenverhalten stetig verschärft.
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Paulay, T., Bachmann, H., Moser, K. (1990). Einleitung. In: Erdbebenbemessung von Stahlbetonhochbauten. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5276-0_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5276-0_1
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