Sterbehilfe und Euthanasie

Zusammenfassung

«Der Tod ist der Unwert an sich.»¹ Diese These Hermann Brochs umschreibt präzise die meist unausgesprochene und oft unbewußte Haltung wohl der meisten Arzte. Der Tod ist der große Widersacher, der zwar nie besiegt werden kann, den es jedoch in Gestalt seiner fassbaren Manifestation, der Krankheit, mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt. Diese verzweifelte und manchmal trotzige Entschlossenheit, den Patienten möglichst lange vor dem Tode zu bewahren, konnte jedoch die früher vorherrschende, eher als fatalistisch zu bezeichnende Einstellung erst dann verdrängen, als den Ärzten auch wirklich brauchbare und effektive Mittel zur Verfügung standen. Von der wichtigen Rolle der verbesserten Ernährung abgesehen, war es neben der Hygiene die Technik der entwickelten Medizin, die es erlaubte, dem Schicksal vorübergehend trotzen zu können. Hippokrates forderte zwar, der Arzt müsse seine «Verordnungen zu Nutz und Frommen der Kranken» treffen und die Kranken «vor Schaden und willkürlichem Unrecht»² bewahren, er lehnte jedoch die Behandlung solcher Patienten ab, bei denen keine Aussicht auf Heilung bestand.

Ich werde niemandem, auch nicht auf eine Bitte hin, ein tödliches Gift verabreichen oder auch nur dazu raten.

Hippokrates

Primum est conservatio sanitatis, secundum curatio morborum; tertium prolongatio vitae.

Francis Bacon