Zusammenfassung
Januar 1978. In einem Krankenzimmer des Princeton Hospital sitzt ein gebrechlicher alter Mann in Krankenhauskleidung auf einem Stuhl. Tiefe, eingesunkene Augen starren durch schwere, runde Brillengläser in den Winternachmittag. Der Mann ist ausgezehrt, ein Federgewicht von nur etwa achtzig Pfund. Er ist im Lauf seines Lebens immer wieder in Krankenhäusern, Sanatorien und in ambulanter Behandlung gewesen, weil er unter Nervenzusammenbrüchen, Depressionen, vielen eingebildeten und einigen wirklichen Krankheiten litt. Immer war er etwas eigen und zurückgezogen, immer sahen ihn jene, die ihn kannten, als einen außerordentlich merkwürdigen Menschen; manche sagen, sein Verhalten sei von Kindheit an wenig stabil gewesen. Der Patient hat ein Blasenproblem, aber er hat jede Behandlung verweigert und sich dem Rat von mindestens zwei Urologen widersetzt. Aber nicht deshalb ist er so dünn. Vielmehr verweigert Kurt Gödel, der größte lebende Logiker der Welt, vermutlich der größte überhaupt seit Aristoteles, und nach Einstein wohl der Berühmteste am Institute for Advanced Study, jede Nahrungsaufnahme. Gödel glaubt, seine Nahrung sei vergiftet und seine Ärzte wollten ihn töten.
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Literatur
Benacerraf, Paul, und Hilary Putnam (Hrsg.): Philosophy of Mathematics: Selected Readings. Englewood Cliffs, N. J.: Prentice-Hall, 1964. Enthält Gödels Arbeiten «Russell’s Mathematical Logic» und «What is Cantor’s Continuum Problem?»
Dawson, John: «Kurt Gödel in Sharper Focus.» The Mathematical Intelligencer 6 (1984): 9. Eine kurze Biographie Gödels, enthält Aufnahmen aus Gödels Heimat in Brunn, eine Seite seines ersten Rechenhefts und sein Zeugnis vom Februar 1917, in dem er überall die bestmöglichen Noten hat, nur in Mathematik nicht.
Dawson, John: «Cataloguing the Gödel Nachlass at the Institute for Advanced Study.» Abstracts of the 7th International Congress of Logic, Methodology, and Philosophy of Science 6 (1983): 59.
Feferman, Solomon, et al. (Hrsg.): Kurt Gödel: Collected Works. Volume 1: Publications 1929–1936. Oxford: Oxford University Press, 1986. Enthält einen wichtigen biographischen Artikel von Feferman, eine der wenigen Informationsquellen über sein Leben.
Gödel, Kurt. «An Example of a New Type of Cosmological Solutions of Einstein’s Field Equations of Gravitation.» Reviews of Modern Physics 21 (Juli 1949): 447. Eine Darstellung von Gödels Theorie der Zeitreise.
Gödel, Kurt: «Über formal unentscheidbare Sätze der Principia Mathematica und verwandter Systeme, I.» Monatshefte für Mathematik und Physik, 38 (193) S. 173–198.
Gödel Kurt: «Eine Bemerkung über die Beziehungen zwischen der Relativitätstheorie und der idealistischen Philosophie», in: Schilpp (Hrsg.): op. cit.
Heijenoort, Jean van (Hrsg.): From Frege to Gödel. Cambridge, Mass.: Harvard University Press, 1967.
Hofstadter, Douglas R.: Gödel, Escher, Bach: ein Endloses Geflochtenes Band. Stuttgart: Klett. Cotta, 1985. Ein originelles, tiefes, hervorragendes Buch; ein nach allen Maßstäben unvergleichliches Leseerlebnis.
Kline, Morris: Mathematics: The Loss of Certainty. New York: Oxford University Press, 1980. Behandelt in dem Kapitel «Disaster» Gödels Ergebnisse.
Kreisel, G.: «Kurt Gödel.» Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society. 26 (1981): 148. Ein gründlicher, gelegentlich witziger Überblick über Gödels Leben und Werk; der Autor kannte Gödel in den Jahren in Princeton und behandelt mit Offenheit Gödels Persönlichkeit und Depressionen.
Rucker, Rudy: Infinity and theMind. Boston: Birkhäuser, 1982. EinVersuch, den Leser davon zu überzeugen, daß die Unendlichkeit wirklich ist, mit «Abbildungen, Rätseln und Paradoxa, die zu lösen sind» und den «Unterhaltungen mit Gödel», die der Verfasser führte.
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Regis, E. (1989). Der hocherhabene mystische Herrscher. In: Einstein, Gödel & Co.. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5272-2_3
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