Zusammenfassung
Seit der Reform der Analysis im 19. Jahrhundert werden die Grundlagen der Leibnizschen Infinitesimalrechnung üblicherweise als unsicher oder widersprüchlich angesehen. Dabei mußte auffallend bleiben, daß die besten Mathematiker über anderthalb Jahrhunderte die unendlichkleinen Größen zum Bau eines beeindruckenden mathematischen Theoriegebäudes verwandten, ohne dadurch zu falschen Resultaten zu kommen. Wenn dies kein unerklärlicher und für das Selbstverständnis der Mathematik recht peinlicher Zufall sein soll, so bleibt uns nur die Annahme, daß die Mathematiker vom späten 17. bis zum frühen 19. Jahrhundert über ein Know-how des Umgangs mit unendlichkleinen Größen verfügten, das sie in ihren Texten nicht oder jedenfalls nicht durch ein vollständiges und widerspruchsfreies System von Regeln expliziert haben. Die Nichtstandard-Analysis hat zweifellos viel zu unserem Verständnis der Mathematik von Leibniz bis Cauchy beigetragen, doch findet sich weder die Modelltheorie des 20. Jahrhunderts noch der Kunstgriff des Wechsels zwischen zwei Gleichheitszeichen1 in der historischen Mathematik. Wir können nun die historischen Texte sowohl mit der Brille der Weierstraßschen Analysis als auch mit der Brille der Nicht standard-Analysis lesen, — und eben dies verbessert unsere Chancen, dem nicht formalisierten Know-how von Leibniz, den Bernoullis und Euler auf die Spur zu kommen.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Laugwitz 1986, S. 25
Kant 1781, A141
Polanyi 1966, S. 14
Dreyfus/Dreyfus 1987, S. 37
Polanyi 1966
Dreyfus/Dreyfus 1987, S. 52
Polanyi 1966, S. 15
Lakatos 1963–64
von Neumann 1974, S. 44
Hirzebruch 1974, S. 463
Engel 1890, Krull 1930
Ahrens 1904, S. 73, 226, 325
Liebmann 1905, S. 234
Dreyfus/Dreyfus 1987, S. 37–80
Polanyi 1966, S. 15
Dieudonné 1974, S. 409
Weyl 1968, Bd. 4, S. 600
vgl. Lakatos 1963–64, S. 23
Davis/Hersh 1988, S. 97f
Davis/Hersh 1988, S. 106, 107
Poincaré 1914, S. 36
Für Poincaré ist die Logik im Unterschied zur Mathematik eine einzige Tautologie; die Erwähnung anderer Schlußformen als der Syllogismen daher unnötig.
Poincaré 1914, S. 38f
Ausnahmsweise verwende ich hier die Wörter intuitiv und Intuition, da sie im Zusammenhang mit dem Gödelschen Satz eine relativ präzise und unter Mathematikern etablierte Bedeutung haben.
Hao Wang 1974, S. 324
Dombrowski 1985, S. 37
Leibniz, GM III, S. 7, 63
Specht 1956, S. 68–70; Baumgartner 1964, S. 76–83
Rotman 1973, S. 24; vgl, auch MacLane 1972, S. 61
Eilenberg/Steenrod 1952, S. IX
Seifert/Threlfall 1934
Eilenberg/Steenrod 1952, S. VIII
Eilenberg/Steenrod 1952, S. X
Eilenberg/Steenrod 1952, S. XII
Volkert 1986
Lakatos 1982, Bd. 2, S. 42ff.; Spalt 1981, S. 53 ff.
Schlömilch 1861–2, S. VI
Monna 1987
Ruelle 1988
Die Anregung zu diesen Bemerkungen verdanke ich einem Vortrag von Henk Bos über Descartes’ Géométrie am 12.1.1989 im Mathematischen Kolloquium der Technischen Hochschule Darmstadt.
vgl. Euklid III, §17
vgl. Euklid I, §45
Leibniz, GM V, S. 258–259
Leibniz, GM V, S. 352
vgl. Huygens 1905, S. 129
Eilenberg/Steenrod, die die Axiomatisierung der algebraischen Toplogie mit der Einführung der analytischen Geometrie vergleichen, schreiben über ihre kommutativen Diagramme: “In the case of many theorems, the setting up of the correct diagram is the major part of the proof” (Eilenberg/Steenrod 1952, S. XI).
Leibniz, GM III, S. 524
Leibniz, A III, 1, S. 270, 282
Leibniz, GM IV, S. 110; GP II, S. 305; GP VI, S. 90
Breger 1986
Weyl 1968, Bd. 2, S. 173
Leibniz, GM VI, S. 130
Weyl 1968, Bd. 2, S. 176
Leibniz, GM IV, S. 91f, S. 218; GP II, S. 305; GP VI, S. 90
Leibniz, A III, 3, S. 658, 660
Leibniz, GM VII, S. 25
Leibniz, GM IV, S. 95
L’Hôpital 1696, S. 2f
Polanyi 1966, S. 15
Leibniz, GM IV, S. 95f; GM V, S. 350
Leibniz, GM IV, S. 89f
Leibniz, GM IV, S. 91–95
Euler 1755, S. 3
Euler 1790, S. XLV
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1990 Springer Basel AG
About this chapter
Cite this chapter
Breger, H. (1990). Know-how in der Mathematik. Mit einer Nutzanwendung auf die unendlichkleinen Größen. In: Spalt, D.D. (eds) Rechnen mit dem Unendlichen. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5242-5_4
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5242-5_4
Publisher Name: Birkhäuser, Basel
Print ISBN: 978-3-0348-5243-2
Online ISBN: 978-3-0348-5242-5
eBook Packages: Springer Book Archive